Als MDR-Intendantin Karola Wille vor zwei Jahren den ARD-Vorsitz übernahm, erwartete sie eine Zeit enormer Herauforderungen, für die Politik, die Gesellschaft und für die ARD. "Und genauso ist es gekommen", sagte Wille jetzt der dpa. "Ich habe damals auch gesagt 'Die See ist rau gewirden.' Aber sie wurde dann noch rauer, als ich gedacht hatte." Tatsächlich gab es in ihrer zweijährigen Amtszeit zahlreiche Baustellen, etwa die Diskussion um den Rundfunkbeitrag und die Auseinandersetzung mit den Verlegern.

Dadurch sei die Zeit insgesamt schwieriger geworden als erwartet. "Das spiegelt sich auch darin wider, dass wir Tabubrüche und Grenzverschiebungen erlebt haben", betonte die scheidende ARD-Vorsitzende. "Dazu gehört für mich auch das Thema Staatsrundfunk, das ein Teil der öffentlichen Debatte geworden ist. Wir haben auch einen Werteschwund. Mich beschäftigt schon, was in den sozialen Netzwerken teilweise los ist. Und wir erleben auch eine Ignoranz gegenüber Fakten."

Dass man versucht habe, transparenter in der journalistischen Arbeit zu werden, sieht Karola Wille als richtigen Schritt an. Aber auch ein offener Umgang mit Fehlern sei wichtig. "Es ist aus meiner Sicht sogar demokratieförderlich, wenn man sagt, was man falsch gemacht hat", sagte Wille der dpa und sieht sich durch Ergebnisse von Studien bestätigt, wonach das Vertrauen der Menschen in die Medien nach wie vor hoch sei, vor allem gegenüber dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk und den Tageszeitungen.

Mit Blick auf den Streit mit den Verlegern zeigte sich die MDR-Intendantin dagegen nicht zufrieden, immerhin sei es das Ziel gewesen, diesen zu beenden. Nach einer langwierigen Diskussion mit Höhen und Tiefen sei es leider nicht gelungen, den gordischen Knoten durchzuhauen. Wille betonte jedoch noch einmal, den Verlagen anzubieten, sie in der Auseinandersetzung mit Google beim Thema Leistungsschutzrecht zu unterstützen. Ab Januar wird BR-Intendant Ulrich Wilhelm den ARD-Vorsitz übernehmen.

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