Carrie Gracie, China-Korrespondentin der BBC, setzt ein starkes Zeichen: Weil sie deutlich weniger Geld verdient als ihre männlichen Kollegen, hat die Journalistin jetzt ihren Job gekündigt. "Genug ist genug", schrieb Gracie in einem langen offenen Brief, in dem sie ihren Standpunkt ausführlich darlegt und von einer "Vertrauenskrise" spricht. Demnach habe sie ihren Job als Korrespondentin aufgegeben und wolle auf ihren alten Posten im Newsroom in London zurückkehren. "Dort erwarte ich, gleich bezahlt zu werden", forderte Gracie.

Zugleich betonte sie, dass es ihr um eine gleiche Bezahlung gehe - und nicht darum, mehr Geld zu verdienen. So würden die beiden männlichen Chefkorrespondenten in den Auslandsbüros des Senders mindestens 50 Prozent mehr verdienen als ihre beiden weiblichen Kolleginnen. Der BBC warf die Journalisten in einem Radio-Interview vor, nicht genug getan zu haben, um die Einkommensschere zu schließen. Unterstützung erhielt Carrie Gracie von zahlreichen Kolleginnen, aber auch von der britischen Journalistengewerkschaft, die die BBC nun zu Ausgleichszahlungen für betroffene Frauen zwingen will.

Auslöser der Debatte war die Veröffentlichung der Jahresgehälter ihrer Top-Verdiener, zu der die BBC im Sommer gezwungen worden war. Das mit Abstand höchste Gehalt bekommt Chris Evans. Es liegt bei knapp über 2,2 Millionen Pfund pro Jahr. Evans moderiert die Morningshow von Radio 2, ein beträchtlicher Teil dürfte aber auch auf seine kurzzeitige Tätigkeit als Moderator von "Top Gear" entfallen sein. Auch sonst zahlt die BBC aber beachtliche Beträge an seine Radio-Stars: Steve Wright erhält zwischen 500.000 und 550.000 Pfund, weitere sieben Moderatoren liegen bei mehr als 250.000 Pfund.

Generell sind gut zwei Drittel der Top-Verdiener über 150.000 Pfund bei der BBC Männer. Nur zwei Frauen finden sich in der Gehaltsklasse über 400.000 Pfund wieder: Claudia Winkleman ("Strictly Come Dancing") und Alex Jones ("One Show"). Demgegenüber stehen aber zwölf Männer dieser Gehaltsklasse. In den vergangenen Monaten hatten sich zahlreiche Frauen bei der BBC über die ungleiche Bezahlung beschwert. Der Sender versicherte jedoch, dass es keine "systematische Benachteiligung von Frauen" gebe.

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