In seiner öffentlichen Stellungnahme hatte der Vorstandsvorsitzende der Produzentenallianz, Alexander Thies, am Montag eine Mischung aus Bedauern, Verteidigung und kämpferischer Agenda an den Tag gelegt (DWDL.de berichtete). Schon da war klar, dass es ihm damit nicht gelingen würde, die massive Diskussion um seine verunglückten Äußerungen vom Deutschen Produzententag über die vermeintliche Verdrängung des Privatfernsehens durch die Streaming-Anbieter aus der Welt zu schaffen. Etliche Verbands- und Vorstandsmitglieder bemängelten, dass Thies die Verantwortung für sein Fehlverhalten nicht einfach einräume und sich dafür entschuldige.

Genau das hat der Vorsitzende sich nun offenbar zu Herzen genommen. Am Mittwochnachmittag verschickte er unter dem Betreff "Nacharbeit: Deutscher Produzententag 2018" eine Rundmail an die Mitglieder der Produzentenallianz, die dem Medienmagazin DWDL.de vorliegt. Schon der erste Satz zeigt, dass Thies zumindest seine interne Kommunikationsstrategie grundlegend verändert hat: "Dass ich durch meine Äußerungen auf dem Panel am Schluss unseres Produzententags am 15. Februar die Arbeit vieler Kolleginnen und Kollegen belastet habe, bedaure ich zutiefst. Nichts lag mir ferner, denn ich schätze Eure Arbeit – auch als Zuschauer", heißt es da.

Er habe beim Produzententag Aussagen gemacht, die bei vielen Mitgliedsunternehmen "für großen Unmut gesorgt haben, den ich sehr verstehe", schreibt Thies weiter. "In einer Podiumsdiskussion zur Zukunft von linearem TV und On-Demand-Angeboten hatte ich – auf die Frage des Moderators, welche Marktteilnehmer die Streamingdienste künftig verdrängen würden – geantwortet, dass die privaten Sender zu wenig in Programminnovationen investieren würden, dass sie sich mit zweitrangigen Stoffen zufrieden geben würden und dass sie deshalb eher von den Streaming-Diensten verdrängt würden als die öffentlich-rechtlichen Sender."

Nach dem erstmaligen offenen Bekenntnis zum von DWDL.de bereits am Veranstaltungstag dokumentierten Wortlaut folgt dann die klare Entschuldigung: "Offen und ehrlich gesagt: Menschen machen Fehler und das war einer. Die Aussagen waren aus dem Moment heraus und in der 'Hitze der Diskussion' formuliert und sind in dieser überspitzten Form keinesfalls haltbar. In dieser Situation hatte ich schlicht und einfach nicht auf dem Schirm, dass die privaten Sender in jüngster Zeit sehr viel stärker in deutsche Fiction-Programme investieren als zuvor und dass es im Bereich der Fernsehunterhaltung schon lange einen Wettbewerb um die besten Formatideen gibt."

"Den deutschen Privatsendern ein innovationsfeindliches Geschäftsmodell zu unterstellen, war nicht nur zu hart formuliert, sondern auch schlichtweg falsch"

Alexander Thies, Vorstandsvorsitzender der Produzentenallianz

 

"Ich denke immer noch", so Thies weiter, "dass z.B. in Großbritannien von Sendern mehr ausprobiert wird als hierzulande, aber den deutschen Privatsendern ein innovationsfeindliches Geschäftsmodell zu unterstellen, war nicht nur zu hart formuliert, sondern die Qualität Eurer Arbeit betreffend auch schlichtweg falsch. Meine These, dass die Privatsender von Netflix & Co. verdrängt würden, war deshalb auch als Appell zu mehr innovativem Programm gedacht, nicht als Menetekel."

Thies fügt in seiner Rundmail an die Mitglieder hinzu, er habe auf Nachfrage des Moderators zwar deutlich gesagt, dass es sich um seine persönliche und nicht um die Auffassung des Gesamtvorstands handele – aber: "Es hätte mir klar sein müssen, dass diese Aussagen dennoch der Produzentenallianz zugeschrieben werden. Dafür bitte ich Sie um Entschuldigung." Gleichzeitig bietet Thies jedem Mitglied der Allianz an, "diese Themen und die generelle Haltung der Produzentenallianz zu den privaten Fernsehveranstaltern in einem persönlichen Gespräch" zu besprechen.

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