Trotz "herausfordernder TV-Werbemärkte in Europa", so sagt es die RTL Group in ihren nun vorgelegten Geschäftszahlen für 2017 selbst, habe man das Jahr erfolgreich abschließen können - und das lag nicht zuletzt auch an der Mediengruppe RTL Deutschland. Die Umsätze der RTL Group gingen im Vergleich zu 2016 um 2,2 Prozent auf nun 6,373 Milliarden Euro nach oben. Während der Digitalumsatz um satte 23,3 Prozent auf 826 Millionen Euro kletterte, wuchsen auch die anderen Bereiche - auch die TV-Geschäfte in Deutschland und Frankreich. Inzwischen kommen 47,5 Prozent des Umsatzes aus dem klassischen Fernsehgeschäft, 2016 waren es noch 52,1 Prozent. Die Inhalteproduktion macht mittlerweile 20,1 Prozent aus, 13,0 Prozent entfallen auf das Digitale. Hinzu kommen noch Radiowerbung, Plattformerlöse und sonstige Umsätze.
Auch das EBITDA der RTL Group legte zu und erreichte mit 1,464 Milliarden Euro einen neuen Höchstwert, das entspricht einem Anstieg um 3,8 Prozent. Dieses Wachstum resultiert aus den höheren Ergebnisbeiträgen der Mediengruppe RTL Deutschland (+3,5 Prozent) und FremantleMedia. Außerdem ist hier ein Einmaleffekt in Höhe von 94 Millionen Euro aufgrund des Verkaufs der Immobilie der RTL Group in Paris zu berücksichtigen. Dass die Mediengruppe RTL ihr EBITDA vergleichsweise deutlich steigern konnte, lag laut Unternehmensangaben an höheren Umsätzen aus der Digitalwerbung und den Plattformerlösen. Die Netto-TV-Werbeeinnahmen wuchsen leicht, während der Gesamt-TV-Markt etwas zurückging. Mit 743 Millionen Euro steuert die Mediengruppe RTL Deutschland einen Löwenanteil zum Gesamt-EBITDA der Gruppe bei.
Bei RTL Nederland sank das EBITDA recht deutlich von 96 auf nun 87 Millionen Euro. Das sei auf niedrigere TV-Werbeeinnahmen und höhere Investitionen in das VoD-Portal Videoland zurückzuführen, heißt es. Seine VoD-Portale will die Gruppe in diesem Jahr stark ausbauen, sie seien die "wichtigste strategische Priorität", so die RTL Group- Dazu wolle man auch weiterhin in eigene, exklusive Inhalte investieren. Für das laufende Jahr erwartet sich der TV-Konzern ein Wachstum von 2,5 bis 5,0 Prozent, hauptsächlich soll das getrieben sein durch das Digitalgeschäft und FremantleMedia - die Mediengruppe RTL wird womöglich also nicht bzw. nur noch ganz leicht wachsen. Das Digitalgeschäft soll sich weiterhin mit zweistelligen Wachstumsraten entwickeln, der Anteil am Gesamtumsatz soll zwischen 2020 und 2022 auf mindestens 15 Prozent anwachsen.
Habets will "bewusst Risiken eingehen"
Der Verwaltungsrat der RTL Group hat eine Dividende in Höhe von 3,00 Euro pro Aktie vorgeschlagen, im September 2017 zahlte der Konzern bereits eine Dividende in Höhe von 1,00 Euro pro Aktie aus - ebenfalls für das Geschäftsjahr 2017. Bert Habets, Chief Executive Officer der RTL Group, sagt zu den nun vorgelegten Zahlen: "Unsere starken Ergebnisse zeigen, dass wir hervorragend aufgestellt sind, das nächste Kapitel in der Erfolgsgeschichte der RTL Group zu schreiben. Dafür sollten wir uns auf unsere Wurzeln besinnen und den Pioniergeist von RTL stärken – dazu gehört es, bewusst auch Risiken einzugehen, uns von den Interessen unserer Kunden leiten zu lassen, damit sie möglichst viel Zeit mit unseren Inhalten verbringen, sowie erfolgreiche Geschäftsmodelle und neue Chancen innerhalb unserer Gruppe auszutauschen."
Habets sagt, dass man mit dem Sendergeschäft ein "profitables Kerngeschäft" habe, räumt aber auch ein, dass das Wachstum im Bereich "Total Video" größtenteils aus non-linearen Angeboten und den Streamingdiensten stammt. Habets: "Ziel ist es, dieses erhebliche Wachstumspotential zu erschließen. Deshalb werden wir die Investitionen in unsere On-Demand-Dienste dort erhöhen, wo wir bereits starke Senderfamilien haben. Der Start neuer Angebote in Belgien, Ungarn und Kroatien in den kommenden Monaten ist das erstes Beispiel dafür. Diese basieren alle auf der französischen 6play-Plattform. Außerdem werden wir unsere Multiplattform-Netzwerke und unsere Investitionen in die Werbetechnologie stärker ausbauen und weiterentwickeln." Vor rund zwei Jahren stellte sich die Mediengruppe RTL Deutschland im Bereich VoD neu auf und fokussiert sich seither auf die Marke TV Now. Vor wenigen Wochen wurde zudem bekannt, dass das VoD-Portal um einen Primetime-Sender für US-Serien ergänzt werden soll (DWDL.de berichtete).