Die Vergabe der Sendelizenz für das RTL-Regionalfenster im Rhein-Neckar-Raum ist vor mehr als zwei Jahren eine medienpolitische Posse gewesen, die nun noch einmal für Wirbel sorgt. Der bisherige Lizenzhalter RNF bekam damals Konkurrenz von der neuen Zone 7 des langjährigen RTL-Reporters Thomas Präkelt. Weil sich die zuständigen Medienanstalten von Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz nicht einig wurden, mussten sich die Bewerber schließlich untereinander abstimmen, damit die Lizenz nicht völlig ungenutzt blieb. Das taten sie dann auch: Zone 7 bekam den Zuschlag, RNF durfte aber bis Ende Juli 2017 weitersenden. Nun ist der Sender infolgedessen in die Insolvenz gerutscht.

Geschäftsführer und Gesellschafter Bert Siegelmann hat vor dem Insolvenzgericht Mannheim einen entsprechenden Antrag gestellt und will den Sender nun in Eigenregie wieder auf Kurs bringen. Da es sich nun um eine Planinsolvenz in Eigenverwaltung handelt, bleibt Siegelmann im Amt. Vom Gericht wurde Rechtsanwalt Tobias Wahl zum vorläufigen Sachwalter bestellt. Der Sende- und Produktionsbetrieb läuft uneingeschränkt weiter, RNF betreibt einen 24-Stunden-Kanal für die Region.

Wesentlicher Grund für die Insolvenz sei der "medienpolitisch umstrittene Verlust der Lizenz und des Produktionsauftrages für das halbstündige RTL-Regionalfenster", heißt es vom Sender. Durch den Wegfall der Sendung um 18 Uhr entgehen RNF jährlich 1,4 Millionen Euro. RNF ist der älteste Regionalsender Deutschlands und startete seinen Sendebetrieb bereits im Jahr 1986. Nun gehe es darum, die Kosten zu senken. Derzeit beschäftigt RNF 45 Mitarbeiter in Voll- und Teilzeit, freie Mitarbeiter und studentische Hilfskräfte kommen hinzu. Nach dem Sanierungsplan werden es wohl deutlich weniger sein.

Bereits seit Frühjahr 2016, als es bei der Lizenzvergabe in letzter Minute zu einer Einigung kam, war klar, dass es in Zukunft schwer für RNF werden würde. Das sei aber nicht genügend Zeit gewesen, so Siegelmann gegenüber DWDL.de, um sich völlig neu aufzustellen. Man habe noch bis Ende Juli 2017 unter voller Auslastung das RTL-Regionalfenster bespielen müssen, seitdem habe man kontinuierlich Stellen abgebaut und die Kosten gesenkt. Viele Mitarbeiter hätten aber langlaufende Verträge, sodass die Belastung hier lange hoch geblieben sei, so Siegelmann. Hinzu kamen hohe Abfindungskosten. Zudem habe die Neuvergabe den Sender in einem strukturellen Wandel getroffen. Bis Ende 2020 sollte der Umstellungsprozess auf Full HD beendet sein, hinzu kamen viele weitere  technische Änderungen und ein neues Studiodesign sowie mehr Live-Sendungen. Wenn man diesen Prozess wie geplant hätte zu Ende bringen können, wären danach auch einige Mitarbeiter in den Ruhestand gegangen, so der Geschäftsführer. Durch die Insolvenz soll das nun beschleunigt werden.

"Es tut mir um jeden einzelnen weh, den wir nicht mitnehmen können", sagt Siegelmann im Gespräch mit DWDL.de. Er nimmt nun aber auch die Unternehmen in der Region in die Pflicht. In einem Kommentar in eigener Sache sagt der Gesellschafter, dass die kommenden Monate zeigen werden, ob "diese lebendige Metropolregion den TV-Sender in die Zukunft begleiten will. Taten, nicht Worte, sind dafür vonnöten." Warum man nach 30 Jahren den RTL-Auftrag verloren hat, versteht Siegelmann noch immer nicht. "Rational war das nicht nachzuvollziehen". Zone 7 sei ein "eng mit RTL verbandeltes Unternehmen".

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