Die Flüchtlingskrise ist nun schon seit dem Sommer 2015 ein großes Thema. Zuletzt musste die EU-Rettungsmission "Sophia" im Mittelmeer unterbrochen werden, weil sich Italien weigert, gerettete Flüchtlinge aufzunehmen. Nach wie vor ertrinken viele Flüchtlinge beim Versuch, nach Europa zu kommen. "Auslandsreport"-Moderatorin Nadja Kriewald wollte sich nun selbst ein Bild von der Situation machen und ist in der vergangenen Woche mit Kameramann Ingo Roman Becker an Bord eines Schiffes der libyschen Küstenwache gegangen - als einzige westliche Journalistin überhaupt.

Kriewald und Becker haben während ihrer Zeit auf dem Boot einen dramatischen Einsatz miterlebt. So ging ein Notruf ein, die Rede war von einem Schlauchboot mit mehr als 100 Menschen an Bord. "Wir sind am Montagnachmittag an Bord des libyschen Küstenwache-Schiffes gegangen. Wir waren dann etwa fünf Stunden unterwegs bis wir zu einem Schlauchboot gekommen sind. Wir dachten, sie wären erst seit ein paar Stunden auf See. Als wir näherkamen, bemerkten wir aber den strengen Geruch nach Kot und Urin, so dass sie seit Tagen dort sein mussten. Tatsächlich waren sie drei Tage lang ohne Wasser, ohne Essen an Bord dieses Schlauchbootes."

Die Aufnahmen werden am kommenden Freitag um 17:30 Uhr im "Auslandsreport" zu sehen sein. Kriewald beschreibt die dramatische Rettungsaktion: "Die Menschen waren am Verdursten und sie wussten, dass es ihr sicherer Tod gewesen wäre, wenn sie noch einen Tag länger auf See gewesen wären. Das waren unbeschreibliche Szenen. Da kamen Frauen an Bord, die gar nicht mehr laufen konnten. Sie waren komplett dehydriert, die Kinder waren schon völlig apathisch." Und auch Kriewald selbst bekam die Auswirkungen der Flüchtlingskrise hautnah zu spüren: "Mir selbst wurde ein kleines Kind in den Arm gedrückt, wo ich nur gedacht habe, das braucht jetzt dringend Wasser, damit es überlebt. Tatsächlich war das Mädchen längst tot."

In den Tagen nach der Seenotrettung war Nadja Kriewald weiter in Libyen unterwegs und besuchte unter anderem eine Flüchtlingsunterkunft. Zudem traf sie auch die Mutter des kleinen Mädchens, dessen Flucht aus der Elfenbeinküste im Mittelmeer endete.

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