Kristin Derfler

Kristin Derfler

Kristin Derfler kämpft natürlich nicht allein, aber ist zweifelsohne das prominenteste Gesicht der in diesem Jahr wohl wichtigsten Bewegung innerhalb der deutschen Fernsehbranche: Drehbuchautorinnen und -Autoren haben sich vereint und treten unter dem Banner von "Kontrakt 18" für bessere und fairere Vertragsbedingungen ein. Ihren Ursprung hat diese Bewegung in einer Empörung Derflers über den Deutschen Fernsehpreis.

In den Werkskategorien wurden bislang nicht die Autorinnen und Autoren namentlich ausgezeichnet - und daher auch zunächst nicht eingeladen zur Preisverleihung. Derflers Werk "Brüder" war also im Rennen um eine Auszeichnung, sie aber nicht eingeladen. Ein wütender Facebook-Post war die Folge - und hatte Folgen: Das Regelwerk des Deutschen Fernsehpreises wurde von den Stiftern binnen Tagen verbessert und aus der Aufregung um die Stellung von Autorinnen und Autoren entstand letztlich "Kontrakt 18". Man kann wohl sagen: Niemand sonst hat mit einem Facebook-Posting in diesem Jahr größere Wellen geschlagen in der Branche.


Stefan Ottlitz

Stefan Ottlitz

Der Print- und Online-Branche ein guter Bekannter, in der Fernsehbranche fragt vielleicht mancher: Wer? Nun, sagen wir es so: Stefan Ottlitz hat in diesem Jahr die überzeugendste Paid-Content-Strategie bei einem großen deutschen Medium eingeführt. Als der „Spiegel“ im Oktober 2017 Stefan Ottlitz - damals vor seiner Hochzeit noch unter dem Namen Plöchinger - zu sich gelotst hat, da brachte er vor allem eine entscheidende Referenz mit: Als Chefredakteur von sueddeutsche.de hat er es geschafft, ein erfolgreiches Paid-Content-Modell zu etablieren. Etwas, woran der „Spiegel“ zuvor in mehreren Anläufen grandios gescheitert war. Und er hat erneut geliefert.

Die bislang „zusammenhangsarm nebeneinander stehenden“ Angebote wurden durch eine simple Flatrate ersetzt, die mit selbstbewussten knapp 20 Euro auch kein verschämtes Billig-Produkt ist. Der Mut dazu zahlte sich aus: Inzwischen ist die Marke von 100.000 Digital-Kunden geknackt. Doch auch abgesehen vom Erfolg: Das Begleiten der Entwicklung in Blog-Einträgen, das Erklären der Gedankengänge über Marketing-Blabla hinaus, das Teilen von Zahlen und Erkenntnissen, ist in einer Branche, in der alle vor denselben Herausforderungen stehen, ebenfalls ein Segen. Ottlitz selbst schrieb kürzlich in einem Beitrag für „Lead Digital“: „Wer Produktentwicklung als offenen Prozess begreift, lernt schneller von und mit anderen, wie man die digitale Disruption übersteht. Was haben wir schon zu verlieren? Vielleicht ein bisschen Eitelkeit. Das hat noch keinem geschadet.“ So könnte man es sagen.

 

Oliver Welke

heute show

Journalistinnen und Journalisten jedes Fachgebiets neigen dazu, das Neue zu feiern. Was neu ist, ist aufregend. Hin und wieder erwischt man sich auch als Branchenjournalist dabei. Aber auch im Bestehenden kann das Besondere liegen: Das gilt zum Beispiel für die "heute show". Fast zehn Jahre gibt es sie nun schon, die Satire-Sendung im ZDF, hat auch in den ersten Jahren alle denkbaren Preise gewonnen. Der Hype um das Format hat mitunter nachgelassen, aber eins ist so hoch wie nie zuvor: Das Zuschauerinteresse.

Auch im zehnten Jahr erreichte die Sendung rund um Oliver Welke Spitzen-Einschaltquoten - gänzlich unbeeindruckt vom Reichweiten-Sinkflug vieler anderer Formate im linearen Fernsehen. Ende September waren beispielsweise wieder 4,68 Millionen Menschen zu später Stunde dabei. Es war die zweitbeste Reichweite in der Geschichte der Sendung, von der non-linearen Nutzung mal ganz zu schweigen. Ein Format auf Dauer so erfolgreich zu halten, ist tägliche Fleißarbeit, die Anerkennung verdient.

 

Christine Strobl

Christine Strobl

Als bekannt wurde, dass die ARD bei ihrem Mammut-Projekt “Babylon Berlin” gemeinsame Sache mit Sky machen will, sorgte die Entscheidung in der Branche vielfach für Kopfschütteln. Würde die Partnerschaft gutgehen? Oder diente die ARD in Wahrheit bloß als Steigbügelhalter für den Bezahlsender? Doch Degeto-Chefin Christine Strobl verteidigte das ungewöhnliche Projekt von Beginn an vehement gegen alle Widerstände und sollte Recht behalten. Tatsächlich profitierten beide Seiten von der Zusammenarbeit, vor allem aber die Zuschauer, die “Babylon Berlin” ohne das Beschreiten neuer Wege vermutlich niemals in dieser Qualität zu Gesicht bekommen hätten.

Dass die Serie ein Jahr nach ihrer Sky-Premiere im Ersten noch einmal derart viel Aufmerksamkeit erhielt, lag auch an einer klugen Programmierung, die sich Strobl gemeinsam mit ARD-Programmdirektor Volker Herres ausdachte: Den “Tatort”-Sendeplatz als Startrampe zu nutzen, verhalf “Babylon Berlin” auf Anhieb zu fast acht Millionen Zuschauern. Auch wenn viele davon im Laufe der beiden Staffeln verlorengingen, war die Serie trotz ihres bisweilen sperrigen Zugangs bis zuletzt ein Erfolg – nicht nur linear, sondern auch in der Mediathek. Der Mut, noch vor der Free-TV-Premiere eine weitere Staffel zu bestellen, wurde belohnt. Und die guten Quoten dürften es in Zukunft einfacher machen, ungewöhnliche Partnerschaften einzugehen.