Die EU-Kommission hat die geplante Übernahme von Unitymedia durch Vodafone bekanntlich einer intensiven Prüfung unterzogen. Um mögliche Zweifler gnädig zu stimmen, kündigte Vodafone jetzt an, den Rivalen Telefónica in sein Kabelnetz zu lassen, sollte die Kommission der Übernahme zustimmen. Vodafone hat dafür mit Telefónica einen entsprechenden Großhandelsvertrag geschlossen, die es dem Konkurrenten ermöglichen würde, eigene Kabelprodukte über die vereinigten Kabelnetze an mehr als 23 Millionen Haushalte zu verkaufen.

"Unser Maßnahmenpaket hebt den Wettbewerb in Deutschland auf eine ganz neue Stufe", sagte Hannes Ametsreiter, CEO von Vodafone Deutschland, am Dienstag. "Es ist gut für den Verbraucher. Gut für den Wettbewerb. Und gut für die Fernsehsender." Vodafone hatte im vergangenen Jahr angekündigt, für mehr als 18 Milliarden Euro große Teile des Europageschäfts von Liberty Global übernehmen zu wollen. Nachdem Vodafone 2013 bereits Kabel Deutschland übernommen hat, entstünde im Falle einer Zustimmung durch die Politik, 18 Jahre nach der Aufspaltung wieder ein bundesweiter Kabelnetzbetreiber.

Die Deutsche Telekom hatte sich im vergangenen Jahr kritisch über die geplante Übernahme geäußert. "Ich persönlich werde dafür kämpfen, dass wir im Sinne eines fairen Wettbewerbs für die Kunden alles tun, um nicht benachteiligt zu sein und um mit gleichen Waffen kämpfen zu können", sagte Telekom-Chef Timotheus Höttges damals. Auch Telefónica selbst äußerte sich anfangs skeptisch. "Diese Übernahme wäre gleichbedeutend mit dem Ende des Wettbewerbs im Kabelmarkt und im Breitband-Festnetz und der finale Hemmschuh für den Glasfaserausbau", erklärte Telefónica-Deutschland-Chef Markus Haas.

Die jetzt getroffene Vereinbarung mit Vodafone dürfte Haas ungleich gnädiger stimmen. "Wir bieten unserem neuen Highspeed-Partner Geschwindigkeiten an, die schneller sind, als das schnellste VDSL-Angebot der Telekom. Zudem schaffen wir noch bessere Distributionswege für alle TV-Sender und machen sie so noch unabhängiger von unserem TV-Kabelnetz", so Vodafone-Chef Ametsreiter. Offen ist, ob sich die Politik durch diese Maßnahmen besänftigen lässt. Vodafone geht davon aus, dass die EU-Kommission ihre Entscheidung bis Juli treffen wird.

Unterdessen hat Unitymedia am Dienstag die Geschäftszahlen für das erste Quartal 2019 vorgelegt. Demnach abonnierten 7,2 Millionen Kunden über 13,3 Millionen TV-, Internet- und Telefonie-Dienste. Das Unternehmen verzeichnete zwischen Januar und März einen Umsatzrückgang von 3,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum auf 615,8 Millionen Euro. Das Minus sei jedoch vor allem dem Einmaleffekt von 31,2 Millionen Euro durch die Einigung mit den öffentlich-rechtlichen Sendern vor einem Jahr geschuldet. Damals hatte Unitymedia den jahrelangen Streit mit ARD und ZDF um die umstrittenen Einspeiseentgelte beendet.

Mehr zum Thema