Als ARD-Programmdirektor Volker Herres vor einigen Wochen öffentlich erklärte, er kenne einfach keine Frauen, die eine Samstagabendshow so gut wie Kai Pflaume moderieren könnten, war der Aufschrei groß. Carolin Kebekus ätzte kurz darauf gemeinsam mit Janin Ullmann in ihrer eigenen Show über die Aussagen des Programmdirektors. Und nun hat sich auch noch einmal Tom Buhrow im Interview mit dem Branchenmagazin "Journalist" zu der Sache geäußert. 

"Das war wahrscheinlich kein Punktgewinn", sagt Buhrow über die Aussagen des Kollegen. Herres habe inzwischen klargestellt, dass er es nicht so gemeint habe, wie er es sagte. "Unterm Strich zählt doch, was wir machen", so der ARD-Vorsitzende. Buhrow rechnet vor: Aus fünf habe man drei Talkshows gemacht, zwei davon würden von Frauen moderiert. "Wir können uns insgesamt sehen lassen. Wir haben im Wissenschaftsbereich Mai Thi Nguyen-Kim, worüber ich sehr glücklich bin. Wir haben genug vorzuweisen, auch wenn eine solche Äußerung das mal etwas verdeckt."

Den WDR bezeichnet Buhrow als "Flaggschiff" in Sachen Diversität. "Frau Piel war meine Intendantin, ich hatte eine Chefredakteurin, ich hatte eine Hauptabteilungsleiterin als ich Auslandskorrespondent war. Ich hatte wirklich viele weibliche Chefs. Das war für mich kein Unterschied. Es gibt nur gute und schlechte Chefs." Auch jetzt sie die Hälfte seiner Geschäftsleitung weiblich. Das ist nicht überall in der ARD so, zuletzt forderte das BR Frauennetzwerk den Rundfunkrat dazu auf, eine Frau zur neuen BR-Intendantin zu wählen (DWDL.de berichtete). 


Buhrow nennt in dem "Journalist"-Interview vier Dinge, die man während seiner ersten sechs Monate als ARD-Vorsitzender erreicht habe. "Wir haben in Rekordzeit den Finanzausgleich geregelt. Vor vier und vor acht Jahren dauerte das noch neun Monate. Wir haben es jetzt in wenigen Wochen geschafft." Darüber hinaus habe man die "Tagesthemen" verlängert, gemeinsam mit dem ZDF und Deutschlandradio eine Erklärung herausgegeben, dass man auch nach 2024 diszipliniert wirtschaften werde und ein ARD-weites Kulturangebot auf den Weg gebracht. 

Dass der BR beim Kulturangebot, das beim MDR angesiedelt sein wird, nicht dabei sein wird, findet Buhrow nicht so tragisch. Man habe auch in der Vergangenheit immer wieder Entscheidungen getroffen, bei denen es keine Einigkeit unter allen Anstalten gegeben habe. "Das ist nicht das Ende der Welt. Das finde ich nicht so schlimm. Es ist natürlich schöner, wenn es 9:0 ausgeht, aber wenn es immer nur 9:0 ausginge, würden Sie sagen: Die machen faule Kompromisse. Man muss manchmal respektieren, wenn nicht alle mitgehen."

In Sachen Rundfunkbeitrag will sich der ARD-Vorsitzende nicht zu weit aus dem Fenster lehnen. Die Ministerpräsidenten haben der Erhöhung bereits zugestimmt, nun müssen noch die Landesparlamente grünes Licht geben. Sollte ein Parlament die Zustimmung verweigern, würde der Beitrag bei 17,50 Euro bleiben. Die Öffentlich-Rechtlichen könnten dann klagen - dazu will sich Buhrow aber nicht äußern. "Meine Aufgabe ist, im nächsten halben Jahr gemeinsam mit dem ZDF und dem Deutschlandradio dafür zu werben, dass die KEF-Empfehlung angemessen ist", sagt der ARD-Vorsitzende. 

Durch die Hintertür gibt Buhrow der Politik aber natürlich trotzdem seine Message mit. Man habe vor fünf Jahren mit dem Abbau von 500 Stellen begonnen, der NDR wolle in den nächsten vier Jahren 200 abbauen. "Da können Sie sich ausrechnen, was passiert, wenn die Landtage nicht alle zustimmen."