Es dürften ziemlich ereignisreiche Stunden gewesen sein, die RTL-Chef Jörg Graf und die gesamte Führungsmannschaft der Mediengruppe RTL seit Donnerstagabend hinter sich haben. Nachdem Michael Wendler mit kruden Verschwörungsmythen auf sich aufmerksam machte und seinen Jury-Job bei "Deutschland sucht den Superstar" hinschmiss, musste man beratschlagen, wie es weitergeht. Als kurzfristige Reaktion zog man Oliver Pochers Show "Gefährlich ehrlich" noch am Donnerstagabend um eine Stunde nach vorn - und dort fand dann auch bereits ein großer Teil der Aufarbeitung des Wendler-Falls statt. Nun hat sich aber auch Jörg Graf noch einmal ausführlich zu Wort gemeldet. 

Jörg Graf © MG RTL D / Boris Breuer RTL-Chef Jörg Graf
"Michael Wendler hat eigenständig und ohne Rücksprache unseren Vertrag gekündigt und verunglimpft RTL. Wir werden alle uns zur Verfügung stehenden rechtlichen Mittel prüfen und ausschöpfen", sagt der RTL-Chef in einem Statement. Darüber hinaus, so Graf, wolle man sich in den nächsten Wochen journalistisch mit dem Phänomen der Verschwörungstheorien im Programm beschäftigen. "Der aktuelle Fall zeigt erneut, dass die Unterhaltungsindustrie besonders anfällig zu sein scheint. Gerade weil wir mit unseren Angeboten sehr viele Menschen erreichen, tragen wir eine besondere Verantwortung und wollen mit Fakten zur Aufklärung beitragen".

Wie geht's mit "DSDS" weiter?

Ohne Frage: Auch die RTL-Führung ist von der plötzlichen Wendler-Wandlung überrumpelt worden. Im Nachhinein ist sein verspätetes Erscheinen bei einer Pressekonferenz im Vorfeld der "DSDS"-Dreharbeiten noch das kleinste Problem für den Sender. UFA Show & Factual hat bereits alle Casting-Ausgaben der Show aufgezeichnet. Zum Start in den Recall kam der Wendler Anfang der Woche überraschend nicht - und auch im weiteren Verlauf der Show wird er nun nicht mehr auftauchen. 

Die Frage aber ist, wie RTL nun mit den "DSDS"-Ausgaben verfährt, für die Michael Wendler schon vor der Kamera stand. Der Schlagersänger hatte dem Sender in seinem Instagram-Video unter anderem vorgeworfen, "gleichgeschaltet" und "politisch gesteuert" zu sein. Man befinde sich derzeit mitten in der Produktion der aktuellen Staffel und bespreche auch das Thema Jury, so Graf in seinem Statement. Möglich also, dass es einen Ersatz für Michael Wendler geben wird. Oder aber man macht mit Dieter Bohlen, Maite Kelly und Mike Singer, und damit einer Dreier-Jury, weiter. "Fest steht, dass wir drei tolle Juroren haben. Wir lassen uns eine erfolgreiche Show, die Millionen Menschen gerne sehen, sicher nicht von einem Verschwörungstheoretiker vermiesen oder generell vorschreiben, wie und was wir senden", so RTL-Chef Graf. 

Der aktuelle Fall zeigt erneut, dass die Unterhaltungsindustrie besonders anfällig zu sein scheint.
RTL-Chef Jörg Graf

Und Jörg Graf bestätigt auch das, was ohnehin schon seit gestern Abend klar war: "Die Live-Hochzeit findet definitiv nicht statt bei RTL." Ursprünglich sollte die Hochzeit zwischen Michael Wendler und seiner Laura ja live beim Sender übertragen werden - wegen Corona wurde das bereits mehrfach verschoben, zuletzt auf 2021. Aber auch daraus wird nun aus naheliegenden Gründen nichts. 

Am Donnerstagabend bei "Pocher - gefährlich ehrlich" verriet Markus Krampe, Manager von Michael Wendler, dann auch noch einige Details aus dem Vertrag zwischen seinem Künstler und dem Sender. Dieser sah eigentlich eine exklusive Zusammenarbeit bis Ende nächsten Jahres vor. Der Wendler hätte danach wohl keine Geldsorgen mehr gehabt. Eine Musikshow war demnach schon geplant und auch die Dokusoap mit ihm und Laura Müller sollte fortgesetzt werden. Das alles ist jetzt vom Tisch. 

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