WDR-Programmdirektor Jörg Schönenborn hat sich selbstkritisch zu der verunglückten Rassismus-Ausgabe der Talkshow "Die letzte Instanz" geäußert. "Wie wir sprechen, welche Worte wir benutzen, wie wir Dinge nennen - das ist ein großes Thema in unserer Gesellschaft. Täglich fühlen sich Menschen durch Worte tief gekränkt, ohne dass die, die es auslösen, das auch nur merken. Dafür zu sensibilisieren, das ist unsere Aufgabe. Denn als öffentlich-rechtlicher Rundfunk führen und halten wir die Gesellschaft zusammen", sagte Schönenborn im "Tagesspiegel". Bei der "Letzten Instanz" sei man diesem Anspruch "absolut nicht gerecht geworden".

Schönenborn: "Eine ganze Gesprächsrunde inklusive der Redaktion hat kollektiv tiefrote Linien übersehen. Sie hat einfach nicht wahrgenommen, wie verletzend Teile der Debatte für Sinti und Roma und People of Color waren. Das darf uns nicht passieren, deshalb haben wir uns sehr schnell entschuldigt und Konsequenzen gezogen." Daneben spricht der Programmdirektor jedoch von einer "schnellen Reaktion in der Woche danach" und verweist auf "ein berührendes Gespräch mit dem Rom Gianni Jovanovic, bissige Satire in den Mitternachtsspitzen, zahlreiche crossmediale Beiträge in unseren Programmen, darunter zum Beispiel eine sehr selbstkritische journalistische Auseinandersetzung in der 'Aktuellen Stunde'".

Allein, "schnell" ist in diesem Zusammenhang relativ, denn was aus dem Interview im "Tagesspiegel" nicht hervorgeht: Die Entschuldigung des WDR und die genannten Reaktionen erfolgten erst nach der Wiederholung im Januar - und damit zwei Monate nach der Erstausstrahlung, die offensichtlich weitgehend unbemerkt über den Sender ging. Dazu kommt, dass sich der WDR schon im vergangenen Jahr mit ähnlichen Vorwürfen auseinandersetzen musste, als man in der Talkshow "Maischberger. Die Woche" über Rassismus sprechen wollte, zunächst aber nur weiße Gäste ankündigte. Im Februar wiederum sorgte die Ausstrahlung alter Blackfacing-Szenen für neuerlichen Ärger.

Für diesen Donnerstag plant der WDR nun einen Themenschwerpunkt über Rassismus. Für die Zukunft gelobt Jörg Schönenborn indes Besserung - wohl wissend, dass wohl auch weiterhin nicht jeder Fettnapf ausgelassen werden kann. "Ja, wir machen Fehler. Aber wir arbeiten jeden Tag hart daran, sie zu vermeiden oder, wenn sie denn passieren, aus ihnen zu lernen", so der WDR-Programmdirektor. Es gebe keinen anderen Sender in Deutschland, der so viel produziere und veröffentliche. "Bei jedem einzelnen Beitrag könnten wir theoretisch etwas übersehen haben. In einem älteren Beitrag könnte ein Bild anstößig sein, das zum Zeitpunkt der Produktion anders wahrgenommen wurde. Wir müssen einfach viel mehr im Blick behalten. Und wir schauen auch diesmal, wie wir unsere Kontroll-Mechanismen verbessern können."

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