Schon zu Jahresbeginn wurde über einen Umbau der "Spiegel"-Spitze spekuliert, an dessen Ende ein Abschied von Barbara Hans stehen könnte. Tatsächlich hat der Verlag jetzt bestätigt, dass Hans die Chefredaktion zum Monatsende verlassen wird. Das hätten Steffen Klusmann als Vorsitzender der Chefredaktion und Barbara Hans "gemeinsam und im besten gegenseitigen Einvernehmen entschieden", heißt es aus Hamburg. Fortan ist die Chefredaktion damit wieder rein männlich - neben Klusmann hat hier auch Clemens Höges einen Platz inne.

"Barbara hat den 'Spiegel' und vor allem 'Spiegel Online' entscheidend mitgestaltet", sagt Steffen Klusmann. "Sie hat viele Kolleginnen und Kollegen inspiriert, das Haus hat ihr viel zu verdanken und wird sie vermissen. Ich möchte mich noch einmal für die gemeinsame Zeit in der Chefredaktion bedanken und wünsche ihr alles Gute."

Thomas Hass © Spiegel-Verlag Thomas Hass
Und Verlags-Geschäftsführer Thomas Hass erklärt: "Ich danke Barbara für ihr großes Engagement an der Spitze der zusammengeführten 'Spiegel'-Redaktion und auch für ihre ausgezeichnete Arbeit in den vielen Jahren davor. Sie hat 'Spiegel Online' ein Gesicht gegeben und dieses Haus, wie es heute dasteht, mitgeprägt. Das gilt insbesondere für unsere digitale Schlagkraft. Für ihre Zukunft wünschen wir Barbara nur das Beste und weiterhin viel Erfolg."

"Erschüttert, entsetzt, traurig und wütend"

Ob die Trennung tatsächlich so freundlich verlief wie es jetzt in der Mitteilung klingt, steht auf einem anderen Blatt, war doch zuletzt in Berichten über atmosphärische Störungen in Folge der Zusammenlegung von Print und Online zu lesen. Ein Teil der Redaktion hatte sich in einem Brief an die Chefredaktion gewandt und erklärt, man sei "erschüttert, entsetzt, traurig und wütend" über den Umgang mit der Chefredakteurin und über "das dröhnende Schweigen" der "Spiegel"-Spitze. Man könne doch nicht "ernsthaft" die Darstellung stehen lassen, dass vor allem die Elternzeit von Barbara Hans Auslöser für die Krise im Haus sei. Die Rede war auch von einer erneuten "Selbstzerfleischung".

Zum Abschied klingt Barbara Hans jedoch versöhnlich. "Mit Freude und Stolz blicke ich auf die vergangenen 16 Jahre 'Spiegel', lässt sie sich an diesem Montag zitieren. "Es war eine intensive und extrem produktive Zeit als Redakteurin, Reporterin, Chefredakteurin. Ich danke meinen Kolleginnen und Kollegen für alles, was wir gemeinsam erreicht haben: für einen Journalismus, der so erfolgreich ist wie nie zuvor, für Reichweiten- und Plusrekorde. Und vor allem für ihr Engagement, das mich beeindruckt, und für ihr Vertrauen, das die vielen Innovationen und Veränderungen erst möglich gemacht hat."

Es sei ein Privileg gewesen, "mit so vielen klugen Menschen aus allen Teilen des Hauses daran zu arbeiten, den 'Spiegel' publizistisch weiterzuentwickeln und die Redaktionen zu fusionieren“, so Hans weiter. Wohin es die 40-Jährige, die einst schon bei "Spiegel Online" volontierte, ziehen wird, ist bislang nicht bekannt.