Auf 500 Folgen wird es die Sat.1-Impro-Show "Genial daneben" mit Hugo Egon Balder nicht mehr schaffen. Der Moderator hat in einem bemerkenswert direkten Interview mit dem "RedaktionsNetzwerks Deutschland" (RND) bekannt gegeben, dass er das Format verlässt. Balder, der "Genial daneben" erstmals im Jahr 2003 präsentierte, erklärte in diesem: "Es gibt keine Zukunft. Nach dieser Staffel ist Schluss." Verbunden ist diese Ankündigung mit einer scharfen Abrechnung. Die aktuelle Situation des Senders mache den 71-Jährigen "traurig und fassungslos". Das Hauptproblem sei wahrscheinlich, mutmaßt Balder, "dass die Leute ständig wechseln. Und jeder Geschäftsführer will was anderes. Das ist an sich erst mal nichts Problematisches. Wenn ein neuer Intendant ins Theater kommt, hat der auch andere Vorstellungen als sein Vorgänger. Aber es müsste sich dann auch zum Besseren ändern - und nicht immer wieder zum schlechteren." Seit einigen Wochen hat nun Daniel Rosemann das Sagen bei Sat.1 - deshalb es ist es für echte Bilanz seines Wirkens de facto noch viel zu früh.



Balder erklärte nun in dem Interview, er habe für sich entschieden, dass er nicht mehr weitermachen wolle. Der Sender habe sich den Ausführungen Balders zufolge noch nicht bei ihm gemeldet. "Es bringt einfach nichts. Sat.1 hat sich in den vergangenen Jahren als ziemlich beratungsresistent erwiesen." Der 71-Jährige führt etwa seine Vorabendshows an. In den zurückliegenden Jahren moderierte Balder für Sat.1 Quizformate um 19 Uhr, doch weder "Genial daneben – Das Quiz" noch eine veränderte Spielvariante namens "Genial oder daneben?" holten gute Quoten. Balder berichtet, er habe vor dem Titel "Genial daneben – Das Quiz" gewarnt, weil die Zuschauenden sich unter der Marke "Genial Daneben" etwas anderes vorstellen würden. Balder:  "Letztendlich habe ich recht behalten - die Quoten gingen nach der ersten Sendung sofort in den Keller. Aber da kann man als einzelner so viel warnen wie man will, da hat man keine Chance. Und das ist kein Einzelfall. Es werden immer wieder Sendungen produziert, wo man zumindest das Gefühl hat, das könnte in die Hose gehen. Und es wird dann trotzdem gemacht."

Sat.1 wird die Entscheidung aus Quotensicht verkraften können. Mittlerweile ist "Genial daneben" zwar eine bekannte Marke, aber keine mehr, die für hohe Zielgruppen-Quoten sorgt. Im Sommer 2020 kamen die am Freitagabend gezeigten Ausgaben auf schwache 6,4 Prozent, in diesem Jahr sanken die Ergebnisse sogar auf nur noch gut fünf Prozent, wobei der Bestwert mit 6,3 Prozent unter dem Staffelschnitt des Vorjahres verblieb. Ob Sat.1 unter diesen Vorzeichen also mit neuer Moderation weitermacht, ist unklar.

Für Balder scheint es nun in TV-Rente zu gehen. Ein Engagement bei einem anderen Sender sieht er zumindest nicht kommen. Dem "RND" sagte er: "Ich bin jetzt 71. Ich habe keine Lust, in dem Alter noch Sachen zu moderieren, wo die Leute dann sagen: 'Mein Gott, hoffentlich überlebt er die Sendung.'" Balder wolle nun vermehrt Theaterspielen.