In den vergangenen Tagen sickerte häppchenweise durch, was das ARD-Führungstrio Strobl, Hager und Köhr mit dem Ersten vorhat. Zunächst wurde bekannt, dass die klassischen Politmagazine künftig weniger oft zu sehen sein könnten, "Übermedien" machte das öffentlich. Dann berichtete der "Spiegel", dass die ARD an Formaten arbeite, die an "Markus Lanz" und die "heute show" erinnern sollen. "Wie die ARD das ZDF angreifen will", titelte das Nachrichtenmagazin. Sowohl der Bericht von "Übermedien", als auch der des "Spiegel", beruhen auf einem internen ARD-Papier.

ARD-Programmdirektorin Christine Strobl, ihr Stellvertreter Florian Hager und ARD-Chefredakteur Oliver Köhr haben sich nun in einem Interview mit der dpa zu ihren Planungen geäußert und die Berichte von "Übermedien" und "Spiegel" grundsätzlich bestätigt. Man zieht nur einen anderen Schluss daraus als zum Beispiel die Journalisten des Nachrichtenmagazins. "Wir wollen das ZDF nicht angreifen", sagt etwa Strobl und verweist auf die gerade erst beschlossene Zusammenarbeit in der Mediathek. "Uns geht es um die Schärfung unseres Profils", sagt Strobl. 

Florian Hager © ARD/Laurence Chaperon Florian Hager
Auf die Frage, ob man sich in dem internen Papier mit "Markus Lanz" und der "heute show" beschäftigt habe, antwortet Florian Hager: "Nein, unser Papier beschäftigt sich mit dem notwendigen digitalen Umbau und dem Programmangebot für die gesamte Bevölkerung, auch für jüngere Zielgruppen." Und doch bestätigt man eine Talk-Sendung, die es am Dienstag nach den "Tagesthemen" geben soll. Diese solle Menschen und nicht ein Thema in den Mittelpunkt stellen - das ist ja auch ein Ansatz bei "Markus Lanz". Strobl bestätigt zudem, dass man für die Sendung in Gesprächen mit Sandra Maischberger sei. 

"Weltspiegel" soll wechseln

Und auch die Pläne für ein neues Comedy-Format, das am Freitagabend zu sehen sein könnte, hat man bestätigt. Oliver Köhr sagt gegenüber der dpa, dass man dabei die "regionale Verankerung der ARD im Blick" haben wolle. Außerdem seien einheitliche Sendezeiten für die "Tagesthemen" ein Ziel - die Nachrichtensendung könnte künftig im Anschluss an das neue Comedy-Format um 22:15 Uhr laufen, da ist die Sendung auch bislang an allen anderen Tagen zu sehen. 

Und auch ein potenzielles Aufregerthema ist nun offiziell von der ARD bestätigt: Der "Weltspiegel" soll nach den Planungen vom Sonntagvorabend auf den Montag nach den "Tagesthemen" rücken. Strobl sagt, der Montag soll der Informationstag des Senders werden. "Im Anschluss an die ‘Tagesthemen’ können wir mit dem ‘Weltspiegel’ die ideale Verbindung herstellen, um aktuelle Themen aus der ganzen Welt einzuordnen und zu vertiefen." Für den Sendeplatz um 20:15 Uhr suche man mehr dokumentarische Formate mit einer hohen Relevanz und auch für den Freitag wolle man ein Doku-Format entwickeln. 

"Relevanz misst sich nicht in Sendeplätzen"

Oliver Köhr © ARD/Laurence Chaperon Oliver Köhr
"Keine Sorge also, das Dokumentarische wird für die ARD an Bedeutung gewinnen", so Strobl. Zerstreuen will man auch die Zweifel, dass es künftig weniger politische Berichterstattung geben könnte. Zwar wollen Strobl, Hager und Köhr die Anzahl der Ausgaben der klassischen Polit-Magazine zurückfahren, grundsätzlich werde man die politische Berichterstattung aber ausbauen und einen neuen Schwerpunkt für investigativen Journalismus gründen, sagt Köhr. "Relevanz misst sich nicht in Sendeplätzen", sagt Hager zu dem Plan, künftig weniger Ausgaben der Politmagazine zu zeigen. Es gehe nicht um Kürzungen - "auch nicht um finanzielle", so Hager. Zuletzt hatte sich etwa "Monitor"-Chef Georg Restle kritisch zu den Planungen geäußert - er wäre von den Veränderungen direkt betroffen. 

Das Papier ist übrigens nicht nur bloß eine Diskussionsgrundlage. Es ist bereits den Intendantinnen und Intendanten vorgestellt und beschlossen worden. "Wir sprechen jetzt im Rahmen dieser Leitplanken mit den Direktorinnen und Direktoren und setzen das Konzept dann gemeinsam mit den Redaktionen um", sagt Chefredakteur Oliver Köhr.