In der griechischen Mythologie ist Lailaps – zu Deutsch: Sturmwind – ein goldener, unsterblicher Jagdhund, der schon Zeus als Säugling beschützte. Ähnlich begehrenswert scheint die Münchner Produktionsfirma gleichen Namens für die französische Studiocanal-Gruppe, die nun 76 Prozent der Anteile an dem Unternehmen von Produzent Nils Dünker übernommen hat. Studiocanal-CEO Anna Marsh verkündete den Deal am Rande der Filmfestspiele von Cannes.

"Wir hatten einige Projekte und viele Jahre zum Kennenlernen, in denen ich neben dem internationalen Management-Team in Paris und London im Besonderen meinen zukünftigen Co-Geschäftsführer Nicolas Loock von Studiocanal TV in München und nicht zuletzt das Berliner Studiocanal-Team um Kalle Friz, Isabel Hund, Sandrine Mattes, Hooman Afshari und Lutz Rippe und die gesamte fantastische Marketing- und Vertriebstruppe für einige unserer Filme erleben durfte", sagt Dünker im Gespräch mit dem Medienmagazin DWDL.de. Lailaps ist nicht beim Berliner Filmverleih angedockt, sondern bei den Münchner TV-Aktivitäten rund um Studiocanal TV und Tandem Productions. Dort fehlte es der Tochter der Canal+ Group, die zum französischen Medienkonzern Vivendi gehört, seit dem Abgang von Rola Bauer im Frühjahr 2020 an einer starken Produzentenpersönlichkeit.

Zusammen mit seinem neuen Mehrheitsgesellschafter hat Dünker in München die Lailaps Films GmbH gegründet – als deckungsgleiche Firma zu seiner bisherigen Lailaps Pictures GmbH, von der nun sämtliche Assets übertragen werden. Weiterer Geschäftsführer neben Dünker ist der langjährige Canal+-Finanzmanager Loock, seit September 2020 Geschäftsführer der Münchner TV-Firmen sowie Senior Vice President European Language Series. Die 76 Prozent werden über die Euromedien Beteiligungs GmbH gehalten, eine 100-Prozent-Tochter von Vivendi Deutschland. Für Dünker bleibt es derweil beim gewohnten 24-Prozent-Anteil: Mehrheitseigner der alten Lailaps Pictures war mit ebenfalls 76 Prozent der Schweizer Supermarkt-Erbe und Multi-Unternehmer Philippe Gaydoul.

"Wir erleben eine Marktentwicklung, die zusehends internationaler, komplexer und kostenintensiver wird", so Dünker. "Da stößt man als kleiner Independent an Kapazitätsgrenzen." Nach Arthouse-Filmen fürs Kino wie "Die beste aller Welten" und erfolgreichen TV-Movies wie "Ein Kind wird gesucht" oder "Die Spur der Mörder" hat das Magenta TV Original "Wild Republic" als erste große Serienproduktion die Wahrnehmung von Lailaps zweifellos auf eine andere Ebene gehievt. Die Firma entwickelt laut Dünker momentan mehrere Serienprojekte für verschiedene Streaming-Plattformen und TV-Sender. "Wir haben derzeit die Chance, deutlich mehr zu entwickeln und zu produzieren, aber dazu benötigt man natürlich die entsprechenden Partner, Finanzierungen und Strukturen. Mit den Vertriebsexperten von Studiocanal kann ich beispielsweise schnell prüfen, welches internationale Marktpotenzial oder nationale Kinopotenzial ein Projekt hat. Und bei Bedarf können wir auf die geschlossene Wertschöpfungskette des Konzerns zugreifen", so Dünker.

Bei künftigen Kinoproduktionen soll Lailaps sich auf wenige selektive Stoffe mit großen Marken und hohem Production Value konzentrieren. Von den über 5.000 Spielfilmen im Studiocanal-Katalog kommen wiederum manche für ein serielles Remake in Frage. Besonderes Augenmerk liegt auch auf TV-Reihen: Nachdem Heino Ferch im Auftrag von ZDF und Arte schon zweimal quotenstark in die Rolle des real existierenden Kriminalhauptkommissars Ingo Thiel geschlüpft ist, hat der dritte Fall, "Ein Mädchen wird vermisst", am 17. September TV-Premiere; ab November wird ein vierter 90-Minüter gedreht, abermals unter der Regie von Markus Imboden. Für die ARD Degeto entwickelt Lailaps mit Drehbuchautor Gernot Krää einen weiteren "Spurlos in..."-Thriller, nachdem der Auftakt "Spurlos in Marseille" im September 2020 über fünf Millionen Zuschauer am Samstagabend erreichte. Bereits am 17. August ist Drehstart für den neuen Dominik-Graf-Film "Gesicht der Erinnerung" im Auftrag von SWR und ORF.

Doch Dünker will sich nicht nur auf die eigenen Projekte verlassen. "In der neuen Konstellation werden wir intensiv neue eigene Entwicklungen anstoßen, bleiben aber gleichzeitig offen für Kooperationen", sagt der Lailaps-Chef. "Insbesondere laden wir kreative Teams aus Autoren, Regisseuren oder freien Producern ein, mit ihrer Stoffidee bei uns anzudocken." Auf dass die Projekt-Pipeline noch praller gefüllt werde.

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