Eigentlich sollte Simone Standl auch nach ihrem Abschied von der "Lokalzeit" weiter im WDR moderieren. Vorgesehen war, dass sie für WDR2 die "Lokalzeit" aus Köln moderiert, wegen ihrer scharfen Kritik am Sender wird daraus aber nichts (DWDL.de berichtete). Nun meldet sich die Moderatorin in einem Interview mit der "Bild am Sonntag" zu Wort und kritisiert den WDR erneut mit deutlichen Worten. 

Sie wisse immer noch nicht genau, was hinter ihrer Entlassung stehe. "Da war der WDR recht feige und hat sich in schwammigen Aussagen hin und her gewunden." Ihr sei lediglich gesagt worden, dass der Sender andere Zielgruppen erobern wolle. Standl lässt keinen Zweifel daran, dass ihr Abschied vom WDR nicht freiwillig passiert sei. Anstelle von Standl wird die Kölner "Lokalzeit" künftig von Sümeyra Kaya präsentiert. Dass man mit jüngeren Moderatorinnen auch jüngere Zuschauerinnen und Zuschauer anspricht, glaubt Standl indes nicht. "Man vergrault eher die älteren, treuen Stammzuschauer, wenn man ihnen das Vertraute und Liebgewonnene wegnimmt."

Ihre Nachfolgerin bezeichnet Standl als "nette junge Frau, der ich in der Einarbeitungszeit sogar Tipps gegeben habe". Standl: "Mir geht es nur um die schäbige Art und Weise, wie man mich da rausgeschoben hat." Man hätte sich zusammensetzen und offen reden können, so die Moderatorin. "Aber dieses unehrliche Herumgeschwurbel und das Erfinden von abwegigen Begründungen, das ist eine Frechheit."

Dass der WDR sie nun komplett abgesägt hat, kann Standl offenbar auch nicht so recht nachvollziehen. "Ich hätte mich in diesen Zeiten auch gern ins Überflutungsgebiet gestellt und von dort berichtet. Ich habe meine Arbeitskraft in jede Richtung angeboten. Aber wegen der negativen Reaktionen auf meinen Abgang hat der WDR mein Engagement nun komplett beendet", sagt sie im "Bild am Sonntag"-Interview. Und schiebt hinterher: "So viel zum Thema Meinungsfreiheit!"

Als ihr Abschied von der Kölner "Lokalzeit" bekannt wurde, kritisierte Standl das Klima im Sender und sagte, dass alle "tief frustriert" seien. Sie fühle sich "wie ein Lehrling" behandelt. Ihren Vorgesetzten warf sie auch im Umgang mit anderen fehlende Wertschätzung vor. Nach diesen Worten trennte sich der WDR ganz von der Moderatorin und begründete das mit einem gestörten Vertrauensverhältnis.

Update (17:30 Uhr): Der WDR hat am Sonntag auf das "Bild am Sonntag"-Interview mit Simone Standl reagiert und erklärt, die von der Moderatorin erhobenen Vorwürfe seien "Unsinn und schlichtweg falsch". Man hätte gerne mit Standl weitergearbeitet. "Frau Standl kennt die Gründe, warum sie die Lokalzeit aus Köln nicht mehr moderieren wird. Das Vertrauensverhältnis ist inzwischen so schwer gestört, dass der WDR sein Angebot zur Weiterbeschäftigung zurückgezogen hat." Standl bekomme eine Abfindung nach den Regeln des WDR-Tarifvertrages. "Damit ist aus unserer Sicht alles gesagt".

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