Rüdiger Wolf will kein Leitwolf mehr sein. Dass weder das Wortspiel im Namen seiner 2009 gegründeten Produktionsfirma noch die Firmierung "TV- und Filmproduktion" so ganz zeitgemäß erscheint, schwante dem Hamburger Unternehmer schon vor einiger Zeit. Schließlich zählen zu den jüngsten Erzeugnissen aus seinem Hause Online-First-Formate wie "Sex lieben – Ohjaaa!" (WDR), Online-Only-Formate wie "Leeroys Momente" (SWR) oder Podcasts wie "Boris Becker – Der Fünfte Satz" (Amazon Music).
"Der Trend zum On-Demand-Fernsehen wird sich nicht mehr umkehren – eine Binsenweisheit", sagt Wolf im Gespräch mit dem Medienmagazin DWDL.de. "Also stellte sich uns die Frage, wie der horizontale Audience Flow aus den Social-Kanälen in die Mediatheken erfolgen wird. Die Antwort hierauf kann nur lauten: durch ein inhaltlich und auch visuell überzeugendes Langformat, kluge digitale Kommunikation und eine Distribution der Programm-Marke über unterschiedliche Kanäle und Gefäße."

Um diese wachsende Schiene zu bedienen, hatte Leitwolf 2015 die Digital-Unit WSFT Moving Content ausgegründet, jedoch den WSFT-Geschäftsführer Robert Kindermann Ende 2020 wieder zurück ins Haupthaus geholt. "Wir haben gemerkt, dass unnötige Silos entstanden und die digitale Kreativität nicht immer auf das Kerngeschäft einzahlte", so Wolf. "Daher vereinen wir jetzt in der Kreation digitale Innovationskraft mit dramaturgischer Erfahrung und begreifen crossmediale Marken und Formate als unser Kerngeschäft. Dabei setzen wir sehr auf Datenanalyse – hier steht uns deutlich mehr zur Verfügung als die Quote am nächsten Morgen."
Die Verantwortung an der Spitze verteilt Alleininhaber Wolf auf mehr Schultern: Neben ihm wird der bisherige Digital-Chef Kindermann weiterer Geschäftsführer der Flow media company sowie Leiter Digital & Audio. Produzentin Julia Nicolas, die zuletzt Factual-Formate wie "Ganz schön Berlin!" oder "Queer 4 You" betreut hat, ist Prokuristin und Leiterin Non-Fiction, Sven Rudat Prokurist und Herstellungsleiter. Zu den klassischen TV-Formaten, die Flow auch künftig produziert, zählen Doku-Soaps wie jüngst "Die Ostseetaucher – Einsatz unter Wasser“ für den RTL-Männersender Nitro oder die ausführende Produktion der Shows "Kaum zu glauben" und "NDR Quizshow" von Jörg Pilawas Firma Herr P.
Der Name Leitwolf bleibt dennoch erhalten, nämlich bei der 2016 ausgegründeten Fiction-Tochter Leitwolf Filmproduktion, von der TV-Movies wie "Das Leben vor mir" und internationale Kino-Koproduktionen wie "Romys Salon" stammen. An der von Produzentin Anette Unger geführten Firma hält Flow 45 Prozent der Anteile. Zur Gruppe gehören außerdem eine 51-Prozent-Beteiligung an der auf Comedy spezialisierten Paloma Pictures von Produzentin Melanie Grün in Köln, die jüngst das ZDF mit "Queens of Comedy" belieferte (DWDL.de berichtete), sowie 10 Prozent an der Hamburger Digitalagentur Beyond.One.
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