Während die Durchsetzung des nationalen Presse-Leistungsschutzrechts gescheitert ist, dürfte die neue europäische Grundlage den Verlagen nun tatsächlich ein paar Zusatzeinnahmen bescheren, weil Anbieter wie Google auf Basis dessen verpflichtet sind, für die Nutzung selbst sehr kleiner Teile der Verlagsinhalte Geld an Presse-Verlage zu bezahlen. Die Frage ist vor allem: In welcher Höhe? Geht es nach Corint Media, das diverse Verlage wie Springer, DuMont, Ippen und zumindest bislang auch Madsack vertritt, dann soll Google an diese satte 420 Millionen Euro allein im Jahr 2022 überweisen.

Corint Media beruft sich bei seiner Berechnung darauf, dass ein Lizenzsatz von bis zu elf Prozent der "relevanten Umsätze" vom Deutschen Patent- und Markenamt als "grundsätzlich angemessen" bewertet worden seien. Auf Basis der Umsatz-Schätzung von 9 Milliarden Euro, die Google in Deutschland mit der Suchmaschine erzielen soll, errechnete man für den Teil der Verlage, die Corint Media vertritt, diese Summe, die auch im Einklang mit Forderungen in anderen Ländern stünde. Ein Google-Sprecher hat das nun zurückgewiesen: "Wir halten uns an das Gesetz und orientieren uns an Fakten, nicht an haltlosen Forderungen. Corint ignoriert, dass Google erheblichen Mehrwert für Verlage schafft und keine nennenswerten Einnahmen mit Nachrichteninhalten erzielt."

Bei Google verweist man darauf, dass im Urheberrecht eine Berechnung auf Basis der Umsätze, die im Zusammenhang mit der Nutzung der konkreten Inhalte und deren kommerziellen Wert für den Nutzer vorgesehen sei. Journalistische Inhalte der Verlage machen aber bekanntlich nur einen Bruchteil des Internets und dementsprechend auch der Suchergebnisse von Google aus. Im Zusammenhang damit verweist man auf Studien, denen zufolge journalistische Inhalte für Google insgesamt wenig relevant seien und somit auch nur zu geringen Umsätzen führen würden. Zudem bemängelt Google, dass Corint Media bei der Berechnung die Nutzung des gesamten journalistischen Werkes herangezogen habe - Google zeigt aber nur einen kleinen Ausschnitt.

Google und Corint Media - damals noch unter dem alten Namen VG Media - haben sich in der Vergangenheit schon einen langen Rechtsstreit wegen schon damals sehr hoher Forderungen gestellt, der letztlich in einer juristischen Niederlage für Corint Media endete. Man hoffe nun auf konstruktive Verhandlungen, heißt es bei Google - nur eben nicht über Summen auf diesem Niveau. Mit mehr als zwei Dutzend deutschen Verlagen führe man ohnehin schon Verhandlungen mit dem Ziel "eine gesetzeskonforme und für alle funktionierende Lösung zu finden".

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