Mit seinem Video an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wollte Springer-Chef Mathias Döpfner sowas wie "business as usual" suggerieren. Er erwähnte gleich zweifach, dass er nun nach Washington fliege, um dort die Kolleginnen und Kollegen von "Politico" zu begrüßen. Die US-Plattform gehört seit wenigen Tagen zum Springer-Konzern. Doch an business as usual ist nach Döpfners umstrittenen Aussagen nicht zu denken. 

Nun hat "Stern"-Chefredakteur Florian Gless den Rücktritt von Döpfner gefordert. In einem Kommentar zur ganzen Sache schreibt Gless: "Das veröffentlichte Zitat des Verlagschefs passt leider nur zu gut in das Bild einer Männertruppe, die sich allmächtig glaubt, mächtiger sogar als die staatlichen Instanzen, die sie als ‘DDR-Obrigkeitsstaat’ abtun." Das alles wiege vor allem deshalb so schwer, so der "Stern"-Chefredakteur, weil sich Döpfner stets als "feingliedriger Intellektueller gibt". Gless: "Doch durch sein Verhalten in der ‘Bild’-Affäre und diese Nachricht an seinen Freund ist er entlarvt. Mathias Döpfner sollte von allen Posten und Ämtern zurücktreten."

Die "New York Times" veröffentlichte eine private SMS von Döpfner an den Schriftsteller Benjamin von Stuckrad-Barre, in der der Verlagschef über "Bild"-Chefredakteur Julian Reichelt folgendes schrieb: "Er ist halt wirklich der letzte und einzige Journalist in Deutschland der noch mutig gegen den neuen DDR Obrigkeitsstaat aufbegehrt. Fast alle anderen sind zu Propaganda Assistenten geworden." Döpfner selbst sieht in der Veröffentlichung der privaten Nachricht eine Grenzüberschreitung und erklärte, er scheibe hin und wieder "manches Übertriebene und Unsinnige in einer privaten Unterhaltung".

Nur Funke und Madsack äußern sich

Während sich der Chefredakteur des "Stern" nun öffentlich geäußert hat, schweigen vor allem viele Verlagsbosse weiter eisern. Der BDZV will schon seit Tagen nicht zu den Äußerungen ihres Präsidenten sagen. Die Kollegen von "Übermedien" haben zudem weitere Verlage mit einer Bitte um Stellungnahme angefragt - alle übrigens mit einem Sitz im BDZV-Präsidium.  Keine Antworten gab es allerdings von: "Rheinischer Post", "FAZ", "Bremer Tageszeitung", Südwestdeutscher Medien Holding, "Neue Osnabrücker Zeitung" und der DuMont Mediengruppe. Sie alle schweigen zu den fragwürdigen Aussagen des obersten Verlagslobbyisten, der ihnen indirekt ja auch vorgeworfen hat, zu "Propaganda Assistenten" verkommen zu sein. 

Christoph Rüth, Geschäftsführer der Funke Mediengruppe, bezeichnet die Aussagen Döpfners gegenüber "Übermedien" als "völlig unpassend", erklärt aber auch, dass der Verlag schon eine Einordnung vorgenommen habe. Von Springer hieß es, Döpfner halte Deutschland nicht für eine zweite DDR. "Allem anderen hätten wir auch klar widersprochen", so Rüth, der auch sagt, dass eine "derartige Tonlage dem Amt eines BDZV-Präsidenten nicht angemessen" sei. Madsack-Chef Thomas Düffert bezeichnet Döpfners Aussagen als "eine unangemessene und verfehlte Herabsetzung" gegenüber Journalistinnen und Journalisten. Mittlerweile seien die Aussagen vom Verlag eingeordnet worden, so Düffert. "Grundsätzlich sollte jedoch auch in privaten Diskussionen kein Zweifel an der Integrität und Unabhängigkeit der Redaktionen der Zeitungsverlage aufkommen, sondern diese gerade gegen derartige Vorwürfe verteidigt werden."

Update (15:45 Uhr): Eine Rücktrittsaufforderung an Mathias Döpfner hat nun auch Carsten Lohmann, Geschäftsführer des Bruns-Verlags ("Mindener Tageblatt"), gerichtet. "Ich finde, dass jemand, der oberster Repräsentant der Tageszeitungen in Deutschland ist, mit so einer Aussage nicht mehr haltbar ist", sagte Lohmann im Deutschlandfunk. Der Verlagsleiter will sich nun dafür einsetzen, dass Döpfner seinen Posten im BDZV abgibt. Dort ist der Bruns-Verlag ebenfalls Mitglied. 

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