"Wir bringen Menschen, egal welchen Alters und egal woher sie kommen, zusammen." Das hat SWR-Intendant Kai Gniffke am Freitag bei der Jahrespressekonferenz des Unternehmens gesagt. Dennoch hat Gniffke eine Gruppe an Menschen ausgemacht, an die man sich künftig verstärkt richten will. Die über 50-Jährigen erreiche man schon gut, nun wolle man auch bei den Zuschauerinnen und Zuschauern, die jünger sind, "eine Schippe drauflegen", so der SWR-Intendant. 

Barbara Schöneberger © SWR/Wolfgang Breiteneicher Barbara Schöneberger
Dazu hat man eine ganze Reihe von neuen Formaten angekündigt, die in diesem Jahr realisiert werden sollen. Grob umrissen setzt man dabei auf mehr Dialog, mehr Diversität, mehr Regionalität und Barbara Schöneberger. Die Moderatorin übernimmt bald die Samstagabendshow "Verstehen Sie Spaß?" und hat auch schon die ersten Dreharbeiten absolviert. Sie wolle sich beim Show-Klassiker nicht zu ernst nehmen, erklärte Schöneberger bei der Pressekonferenz. "Ich bin nicht der Hauptact." Clemens Bratzler, Programmdirektor Information, Sport, Fiktion, Service und Unterhaltung, verwies auf den großen Erfolg von "Verstehen Sie Spaß?" bei Youtube und gab Schöneberger mit auf den Weg, die Zielgruppen miteinander zu verbinden. 

"Verstehen Sie Spaß?" war auch Anlass für Intendant Kai Gniffke, noch einmal zu betonen, wie wichtig öffentlich-rechtliche Unterhaltung ist. "Wir machen Unterhaltung mit Herz und Verstand", so Gniffke. Zwar gehe es in der Sendung um Schadenfreude, letztlich aber immer auf eine Art und Weise, dass Menschen gemeinsam lachen könnten. Daraufhin unterstrich auch noch einmal Schöneberger, dass es wichtig sei, abschalten und lachen zu können - auch mal über 90 Minuten, woraufhin sie gleich von Bratzler korrigiert wurde, dass "Verstehen Sie Spaß?" doppelt so lange dauere. Schöneberger: "Achso, das hab mir noch gar nicht so genau durchgelesen." Und auch die Tatsache, dass mit Schöneberger nun endlich eine Frau am Samstagabend (Schöneberger: "Ihr musstest mich nehmen!") im Ersten zu sehen ist, machten die SWR-Verantwortlichen am Freitag deutlich.

Geburtstagssendung für Frank Elstner

Darüber hinaus hat der SWR noch ein Unterhaltungsformat angekündigt, das einmalig an Karfreitag zu sehen sein soll. Dann will man sich anlässlich seines 80. Geburtstags mit Frank Elstner beschäftigen. In der Geburtstagssendung, die als Talk angelegt ist, wird Elstner von verschiedenen, "hochkarätigen prominenten Gästen" befragt. Acht Personen sollen Elstner befragen. Bereits bekannt war, dass der SWR neue Formate mit Tahnee und Pierre M. Krause an den Start bringt. 

Stefanie Schneider © SWR/Monika Maier Stefanie Schneider
Für ein etwas jüngeres Publikum ist ein noch namenloses Sex-Format, in dem junge Männer über die schönste Nebensache der Welt reden. "Wir wollen auch mal über Sex reden", erklärte Stefanie Schneider, Landessenderdirektorin Baden-Württemberg - und war sich mit der Ankündigung auch sogleich der Aufmerksamkeit von Barbara Schöneberger sicher, die sich direkt um die Moderation bewarb ("Ich bin sehr interessiert an Gesprächen über Sex mit jungen Männern"). Diese Position ist nämlich noch offen. Inhaltlich soll es neben Talks auch Erklärstücke und Animationen geben. Geplant ist die Veröffentlichung später im Jahr auf Youtube und TikTok sowie in der ARD-Mediathek. 

 

"Wir wollen auch mal über Sex reden."
Stefanie Schneider, Landessenderdirektorin Baden-Württemberg

 

Den Dialog in der Gesellschaft stärken will der SWR mit "MixTalk". Das ist eine Online-Plattform, die per Zufallsprinzip Menschen ins Gespräch bringt, die unterschiedliche Meinungen haben. Dabei geht es nicht um Menschen aus der Politik oder andere Expertinnen und Experten, sondern um Personen, die sonst nicht in der Öffentlichkeit stehen. Das Format soll moderiert werden, damit die Gespräche nach gewissen Regeln ablaufen können. "Es kann hart zur Sache gehen, aber es soll niemals respektlos sein", sagt Kai Gniffke, der erklärte, man wolle damit einen Raum für Debatten (Gniffke: "Der Brennstoff für die Demokratie") liefern. 

Flut-Schwerpunkt und eine News-App

Kai Gniffke © SWR/Alexander Kluge Kai Gniffke
Der SWR-Intendant war kürzlich zudem noch einmal im von der Flut betroffenen Ahrtal. Das habe ihm vor Augen geführt, vor welch großen Aufgaben "wir alle stehen", so Gniffke. Die Frage, ob man mehr hätte tun können, speziell in Form von Warnungen vor der Flut, treibe ihn um. "Es wird sich nicht mehr feststellen lassen, aber damit beschäftigen wir uns weiter", so Gniffke. Zur Flut im vergangenen Jahr soll es auch einen Podcast geben, beleuchtet werden darin menschliche, wissenschaftliche und politische Hintergründe der Naturkatastrophe. Der Podcast ist Teil eines Programmschwerpunkts zur Hochwasserkatastrophe. So geht auch eine Reportage für "Story im Ersten" der Frage nach, was in der Nacht geschah. Und die Reportage-Reihe "Ein Dorf baut auf" begleitet die Menschen in Dernau im Kreis Ahrweiler seit August 2021 auf ihrem Weg zurück in die Normalität. SWR1 Rheinland-Pfalz plant rund um den Jahrestag zudem eine einwöchige Tour durchs Ahrtal.

Im Bereich der Information hat der SWR unter dem Titel "Newszone" eine Nachrichten-App für junge Menschen im Alter zwischen 15 und 26 angekündigt. Hier befinde man sich in den letzten Zügen, erklärte Anke Mai, Programmdirektorin Kultur, Wissen, Junge Formate. Angedockt sei das junge "Newszone"-Team an die Radiowelle DasDing. Die App sei von jungen Menschen und richte sich auch an diese, betonte Mai. Und Marieke Reimann, die als 2. Chefredakteurin erst seit wenigen Wochen beim Sender ist, betonte, wie wichtig es sei, die Redaktionen divers aufzustellen, damit man besser als bislang die Lebenswirklichkeiten der verschiedenen Zielgruppen abbilden könne. 

Mehr Doku-Serien und eine "bitterböse Thrillerserie"

In der Fiction arbeitet der SWR aktuell an einer "bitterbösen Thrillerserie" mit dem Titel "Höllgrund", damit wolle man den klassischen Heimatfilm dekonstruieren. Zu sehen geben soll es das später im Jahr in der Mediathek. Darüber hinaus setzt man einen Fernsehfilm um, der sich mit dem Unglück bei der Flugschau auf der Air Base Ramstein im Jahr 1988 beschäftigt. 70 Menschen kamen damals um Leben. Das Projekt soll aber kein Katastrophenfilm werden, stattdessen will man die Geschichten von Überlebenden, Familienangehörigen und Helferinnen und Helfern erzählen, die teils noch Jahre später mit Traumata zu kämpfen haben. Zudem plant man einen investigativen Fernsehfilm ("Bis zum letzten Tropfen") zum Thema Wasser und Wasserknappheit. Daran schließt sich auch eine Doku an. Beides ist Teil eines entsprechenden Thementags. 

Bei den Doku-Formaten will man sich verstärkt auf serielles Erzählen konzentrieren, so wie es aktuell ohnehin ein Trend in der Branche ist. In "Kids + Trouble" erzählt man von drängenden Fragen, die junge Paare bewegen, die eine Familie gründen. Die Doku-Serie "Drags of Monnem" begleitet vier Mannheimer Dragqueens und Dragkings und in einem Dokumentarfilm geht es um einen verbotenen Auftritt der Toten Hosen in der DDR. Im Sommer drehen will man zudem auch die Reihe "Down the Road". Darin bereisen sechs junge Menschen mit Down Syndrom den Südwesten Deutschlands, für sie ist es die erste große Reise außerhalb des Elternhauses. Als Reiseleiter fungiert Ross Antony.