Die Ansage Rainer Beaujean im Rahmen der Bilanz-PK in dieser Woche war deutlich: "Wir brauchen keine Hilfe, um in diesem Markt zu gewinnen", ließ der Chef von ProSiebenSat.1 mit Blick auf ein Zusammengehen mit dem größten deutschen Konkurrenten RTL wissen. Diese Idee bringt Thomas Rabe, zugleich Chef von Bertelsmann und der RTL Group, schon seit einiger Zeit bei jeder sich bietenden Gelegenheit auf den Tisch. So auch an diesem Wochenende in einem Interview mit der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung".
Dort lässt er wissen: "Wir können mit den globalen Plattformen Schritt halten, wenn wir eine ausreichende Größe bekommen. Sprich: wenn es uns gelingt und die Kartellämter es uns erlauben, entsprechende Zusammenschlüsse auf nationaler Ebene zu machen. Kooperationen allein reichen nicht." Die RTL Group hat in der Mehrzahl der Länder, in denen sie tätig ist, tatsächlich in den letzten Jahren entsprechende Schritte unternommen, Deutschland ist davon aber bislang ausgenommen - denn auch Rabe ist natürlich klar, dass das eine Fusion mit ProSiebenSat.1 mit dem Kartellamt aktuell kaum zu machen wäre.
Sie stehe daher auch "nicht auf der Agenda", so Rabe in der "FAS" - um im nächsten Satz seine mittelfristigen Ambitionen noch zu unterstreichen. Den in den Niederlanden geplanten Zusammenschluss mit Talpa sowie das Zusammengehen von TF1 und M6 in Frankreich seien "zwei echte Testfälle". Rabe weiter: "Wenn so etwas in Frankreich funktioniert und in den Niederlanden, wüsste ich keinen guten Grund, warum es nicht auch in Deutschland funktionieren sollte. Bei RTL sowie ProSieben Sat.1 handelt es sich um börsennotierte Unternehmen, da werden auch die Aktionäre fragen, warum es nicht in Deutschland möglich sein sollte, einen Medienchampion aufzubauen, der im Wettbewerb mit den amerikanischen Plattformen besteht."
Bis auf Weiteres dürfte RTL Deutschland aber ohnehin erstmal genug mit der Integration von Gruner + Jahr zu tun haben. Zentrales Projekt ist dabei die für Sommer geplante Ausweitung von RTL+ auf ein crossmediales Abo, das dann auch Musik, Hörbücher und E-Magazine von G+J umfassen soll. Rabe bezeichete den Schritt als "unternehmerisches Wagnis", sieht sich aber von der Marktforschung bestärkt, die ein Interesse an einem solchen Angebot ermittelt habe. Preislich solle das gebündelte Angebot "sehr attraktiv" sein und die einzelnen Medien nicht einfach nebeneinander stellen, sondern "zu einem personalisierten, medienübergreifenden Angebot" verbinden.
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