Im Vorfeld der Hauptversammlung von ProSiebenSat.1 hat der italienische Medienkonzern Media For Europe (MFE) angekündigt, den Aufsichtsrat nicht entlasten zu wollen. Als Grund führte der Hauptaktionär unter anderem fehlende Transparenz und eine aus Sicht von MFE ungewöhnliche Praxis bei der Nachbesetzung des Gremiums an. Der Vorstand um Rainer Beaujean soll dagegen entlastet werden. Man begrüße einen "konstruktiven und offenen Dialog".

Schon seit längerer Zeit ist offensichtlich, dass alles andere als Harmonie herrscht zwischen ProSiebenSat.1 und dem Berlusconi-Konzern. So gab es etwa Streit um die Nachfolge von Aufsichtsratschef Werner Brandt. An dessen Stelle soll Andreas Wiele treten, der dem Gremium zu diesem Zweck schon seit Mitte Februar als gerichtlich bestelltes Mitglied angehört - eine Personalie, die ProSiebenSat.1 den Italienern ohne Rücksprache vor die Nase setzte. Zuletzt hatte Media for Europe angekündigt, von eigenen Vorschlägen nur deshalb abzusehen, weil eine öffentliche Kontroverse nicht im Interesse des Unternehmens und seiner Anteilseigner sei (DWDL.de berichtete).

Die vorgeschlagene Wahl von Andreas Wiele sei ein "sichtbares Signal für einen Wandel in der Unternehmensführung", hieß es nun in einer Mitteilung. "Wir sind zuversichtlich, dass ein Wechsel im Aufsichtsratsvorsitz die Wertschöpfung unter konsequenter Berücksichtigung der Identität des Unternehmens und seiner starken lokalen redaktionellen Unabhängigkeit beschleunigen wird", so MFE weiter.

Vor wenigen Wochen hatte Media for Europe seine Beteiligung an ProSiebenSat.1 auf mehr als 25 Prozent erhöht. Der italienische Konzern will auf lange Sicht gesehen einen paneuropäischen Senderverbund aufbauen, was in Unterföhring kritisch gesehen wird. Gerade erst hatte Rainer Beaujean in der "Süddeutschen Zeitung" noch einmal erklärt, dass er eine Fusion mit MFE nicht für sinnvoll erachtet.

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