Mit 29,9 Prozent Anteil ist Silvio Berlusconis Media For Europe (MFE) inzwischen Großaktionär beim deutschen Fernsehriesen ProSiebenSat.1 – schon lange ist bekannt, dass ees MFE für sinnvoll erachtet, den Konzern in eine europäische TV-Allianz einzubinden. Pläne, die dem ehemaligen ProSiebenSat.1-CEO Rainer Beaujean nie sonderlich gefielen. Er hat seinen Stuhl mittlerweile geräumt, das Sagen hat seit einigen Wochen Bert Habets.

Gegenüber Finanzanalysten hat sich MFE-Finanzchef Marco Giordani nun bewusst ahnungslos gezeigt, in welche Richtung Habets steuern wolle. Über die von ihm verfolgte Strategie habe er "keine genaue Vorstellung" wird Giordani zitiert. Man hoffe, so der CFO, dass sich das Unternehmen bald äußern werde.

Er machte aber auch keinen Hehl daraus, dass alles andere als eine Kurskorrektur bei ProSiebenSat.1 nicht auf großes Gefallen stoßen würde. Man habe zuletzt nicht wirklich erkennen können, dass der Konzern sich den großen Herausforderungen stelle, befand Giordani. "Wir hoffen, dass ihre aktuelle Strategie anders sein wird als die der Vergangenheit. Dass sie in der Lage sein wird, auf die Herausforderungen des Sektors zu reagieren." Mit Blick auf den Zug, sich 29,9 Prozent der Stimmrechte gesichert zu haben, untermauerte der CFO erneut, dass ProSiebenSat.1 für seine MFE ein langfristiges Investment sei.

Vor knapp zwei Monaten hatte MFE ein Büro in Deutschland eröffnet. Dieses wird von Katharina Behrends, einst langjährige Geschäftsführerin von NBC Universal in Deutschland, geleitet. Wenige Tage vor ihrem Amtsantritt schrieb ihr Giordani in einem öffentlichen Statement ins Aufgabenheft, dass sie "eine pan-europäische Unternehmensgruppe" schaffen solle. Die DACH-Region sei „einer der wichtigsten Märkte in Europa und zentral für den Aufbau europäischer Medienallianzen“, so das Unternehmen in seiner damaligen Mitteilung. Behrends ließ sich im September so zitieren: "Europäische Medienunternehmen müssen enger zusammenarbeiten und Strategien entwickeln, um gegenüber internationalen Medienkonzernen und Streaming-Giganten wettbewerbsfähig zu bleiben."