Aus Sicht des ZDF ist auf Annette Reeker seit langem Verlass. Seit 2012 liefert die Münchner Produzentin der Mainzer Anstalt mit schöner Regelmäßigkeit einige der erfolgreichsten Krimireihen, deren Drehbücher sie zumeist unter dem branchenbekannten Pseudonym Anna Tebbe selbst verfasst. Zunächst waren es vor allem die "Taunuskrimis", die auf den literarischen Vorlagen von Nele Neuhaus beruhten, inzwischen abgelöst von den nicht minder beliebten "Schwarzwaldkrimis" mit Jessica Schwarz und Max von Thun in den Hauptrollen, die komplett Reekers eigenen Ideen entstammen.

Um diese und weitere TV-Werke wie etwa "Cape Town", "Danowski" oder "Gipfelstürmer – Das Berginternat" zu produzieren, hatte sie 2008 ihre Firma all-in-production gegründet – mit dem Medienunternehmer und früheren ProSiebenSat.1-Manager Zeljko Karajica als 50-Prozent-Gesellschafter. Doch bereits im Herbst 2020 zog Reeker dort ohne großes Aufsehen den Schlussstrich: Sie gab die Geschäftsführung ab und verkaufte ihre verbliebenen Anteile an Karajica. Seither ist sie als selbstständige Autorin, Entwicklerin, Creative Producer und Showrunner unter dem Label Anna T. tätig.

"Ich habe zunehmend gespürt, dass ich das Entwickeln und Schreiben von Filmen und Serien einfach mehr liebe als die administrativen Aufgaben, die mit  der Geschäftsführung einer Produktionsfirma verbunden sind", sagt Reeker im Gespräch mit dem Medienmagazin DWDL.de. "In der jetzigen Konstellation habe ich viel mehr Zeit zum Entwickeln. Das war früher durch die Doppelrolle stark limitiert." Reekers jetzige Konstellation umfasst seit kurzem einen neuen Partner: Ihre Unternehmergesellschaft Anna T. ist eine exklusive Bindung an Studio Zentral, die 2020 gegründete Berliner Unit der ZDF-Studios-Tochter Network Movie, eingegangen. Reeker schreibt und entwickelt damit fortan exklusiv für Studio Zentral. 

Die von Lasse Scharpen geleitete Produktionseinheit hat sich bislang durch ein vielfältiges Portfolio von jungen ZDFneo-Serien wie "Liebe. Jetzt!" oder "Wir" bis zum ZDF-Freitagskrimi "Jenseits der Spree" hervorgetan – von unabhängigen Produzenten mitunter kritisch beäugt (DWDL.de berichtete). Fürs ZDF ist die Bindung einer wichtigen kreativen Leistungsträgerin wie Reeker an den eigenen Verbund strategisch sinnvoll. Der jüngste "Schwarzwaldkrimi"-Zweiteiler "Schneekind" ist bereits von Studio Zentral produziert worden – mit Scharpen und Reeker als Produzenten.

"Ein wesentlicher Grund meiner Entscheidung für Studio Zentral ist Lasse Scharpen", erklärt Reeker. "Ich schätze ihn als klugen, engagierten Produzenten, der Kreativen genau die richtige Mischung aus Freiraum und Unterstützung gibt. Was er mit seinem Team in kurzer Zeit bewegt hat, finde ich wirklich eindrucksvoll." Studio Zentral fühle sich für sie ganz anders an als andere Produktionsfirmen, so Reeker weiter: "Die meisten im Team sind nicht mal halb so alt wie ich und gehen ganz selbstverständlich neue, spannende Wege in der Entwicklung und Distribution kreativer Inhalte. Was mir daran so gut gefällt: Es wird nicht nur abgerufen, was ich schon kann, sondern ich bekomme viele neue Inspirationen und die Chance, mit jungen Talenten zusammenzuarbeiten."

Die Drehbücher für den nächsten "Schwarzwaldkrimi" hat Reeker bereits in der Mache. Außerdem entwickelt sie nach eigenen Angaben eine historische Serie, eine große Familiensaga, eine Romanadaption sowie eine Comedy-Serie. Und – strategisch für die ZDF-Tochter Studio Zentral besonders interessant: eine neue Krimireihe für RTL, die im Siebengebirge spielen soll. Während Network Movie bisher fast ausschließlich für die eigene Mutter produziert, soll Studio Zentral den Horizont möglichst erweitern. Scharpen ist das bereits voriges Jahr mit der ARD-Thrillerserie "Höllgrund" gelungen. Zufall oder nicht: Auch sie widmete sich den kriminellen Abgründen des Schwarzwalds.

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