Es ist eine der großen Baustellen des deutschen Fernsehbetriebs; das WDR Filmhaus in der Kölner Innenstadt. Dort war vor einigen Jahren eine aufwändige Sanierung notwendig geworden, weil ein Brandschutzgutachten vor elf Jahren dazu führte, dass der Betrieb des alten Gebäudes eingeschränkt und auf bis 2020 beschränkt wurde. Der Landesrechnungshof Nordrhein-Westfalen (LRH) hat die Vorgänge rund um die Sanierung jüngst geprüft und seinen Bericht nun vorgestellt. In etlichen Punkten sind sich WDR und LRH nicht einig. Der nun vorgestellte Bericht enthalte, so formuliert es der WDR, "konstruktive Anregungen", in wesentlichen Bereichen komme der Sender aber zu anderen Einschätzungen als die Prüfer. Insbesondere liegt man bei 2017 erfolgten Budgetanpassungen nicht beinander.



Der LRH kommt zu der Auffassung, dass Fehler zu deutlichen Kostensteigerungen geführt hätten, genau das aber verneint der WDR. Es habe keine Planungsänderungen nach Baubeginn gegeben, sagt der WDR. Nach dem "Point of No Return", der Ende 2017 lag, habe es keine Umplanungen mehr gegeben. Stattdessen seien die Kostensteigerungen anderweitig zustande gekommen, erklärt der WDR.

Das habe an Anforderungen gelegen, die zum Teil des grundsätzlichen Baubeginns, der über eineinhalb Jahrzehnte zurückliegt, noch nicht in den Plänen enthalten waren, sei aber auch den "erheblichen" Preissteigerungen auf dem Bau allgemein geschuldet. Auf Basis der Vorjahre hatte der WDR Preissteigerungen gemäß Baukostenindex in Höhe von 1,7 Prozent pro Jahr eingerechnet. Im Verlauf des Projekts stiegen aber, angetrieben vom allgemeinen Bau-Boom, deutschlandweit die Kosten für Material und Handwerkerleistungen. Alleine seit 2017 ermittelte der WDR eine Kostensteigerung von 44 Prozent. Entsprechend konnte das einstige Budget in Höhe von 130 Millionen Euro nicht eingehalten werden, es wurden 240 Millionen. Zu den damals noch nicht absehbaren Anforderungen gehört auch die grundsätzliche technische Entwicklung. Smartphones und Tablets hätten seit Beginn der Bauüberlegungen die Mediennutzung verändertt, Streaming-Dienste und Social Media seien Alltag geworden – der WDR sei kein reiner TV-Sender mehr, sondern ein crossmediales Programmunternehmen.

Auch die Entscheidung, in der Innenstadt zu bauen und nicht etwa nach Bocklemünd zu gehen, verteidigt der WDR. 2007 habe man sich eben für eine Innenstadtverdichtung und gegen die Stadtrandlage entschieden. "Eine Verlagerung nach Bocklemünd hätte zu einem Gesamtaufwand geführt, der weder finanzierbar noch vertretbar gewesen wäre", heißt es seitens des WDR. Und noch etwas spreche für das Filmhaus: Es ermögliche dem WDR weitere Flächen in der Kölner Innenstadt zu reduzieren und sich bis 2026 auf den Kern des Gebäudeensembles zwischen Wallrafplatz und Breite Straße zu beschränken. Die Gebäude Berlich, Quincy und Kaufhalle sollen etwa komplett aufgegeben werden.



Aktuell sind im Gebäude bereits grundlegende Arbeiten abgeschlossen, es läuft momentan der Innenausbau und der technische Ausbau. Im Außenbereich werde bereits die Fassade komplettiert. Planmäßig soll der Bau im kommenden Jahr vollständig abgeschlossen werden. Nicht ganz so viel Zeit hat der WDR übrigens, um auf den Bericht der Prüfer einzugehen. Bis Herbst kann der Sender abschließend Stellung beziehen.

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