Zur Position des Chairman greifen Unternehmen gern, wenn ein verdienter Boss zwar die operative Verantwortung abgibt, doch eine enge Verbindung mit dessen Namen und Erfahrung erhalten bleiben soll. Es hängt vom Typus der jeweiligen Führungskraft ab, ob sie die Rolle eher wie ein Präsident oder wie ein Frühstücksdirektor ausfüllt. Wer Nico Hofmann nur ein wenig kennt, konnte ahnen, dass ihm keine der beiden Varianten langfristig gerecht würde.  Der Ausnahmeproduzent trägt nach 40 Jahren in der Filmbranche, davon über 25 in Diensten der UFA, noch immer eine brennende Leidenschaft in sich, Ideen zu Projekten und Projekte zu medialen Ereignissen zu machen.

Um dies verstärkt wieder eigenhändig anzugehen, verlässt Hofmann zum Monatsende die Chairman-Position in der UFA-Geschäftsführung, die er seit September innehatte, und macht sich als Produzent selbstständig. Ein kleines Büro in Potsdam – fernab von Babelsberg – ist bereits angemietet, von dem aus Hofmann ab März als Einzelunternehmer mit Assistentin durchstarten will. Zwei Kunden sind ihm dabei gewiss: Für Beta Film, die Produktions- und Vertriebsgruppe seines langjährigen Weggefährten Jan Mojto, wird er gemeinsam mit Jan Wünschmann neue Serien- und Filmprojekte entwickeln, für die UFA als externer Produzent bestimmte Projekte weiterbetreuen, etwa die "Ku'damm"-Serie oder das von Michael Bully Herbig geschriebene Biopic über Siegfried & Roy, dessen Realisierung einer unendlichen Geschichte gleicht.

Nico Hofmann: "Für mich ist der heutige Tag Abschied und lang geplanter Neubeginn zugleich. Abschied nach mehr als 25 Jahren bei der UFA und Wiederaufnahme meiner kreativen, selbstständigen Arbeit als Produzent. Ich bin stolz auf die UFA, ihre Menschen, ihre Leidenschaft und ich bin glücklich, wie offen Sascha Schwingel als neuer CEO unterstützt und empfangen wurde. Sascha hat in kürzester Zeit mit viel Empathie, Kommunikationsstärke und unternehmerischer Klarheit damit begonnen, die Zukunft der UFA erfolgreich zu gestalten. Meine Rolle als Chairman endet zum Ende des Monats - die Verbundenheit mit einem großartigen Unternehmen bleibt. Ich bin zutiefst davon überzeugt, dass der UFA-Teamgeist mit Sascha an der Spitze die nächsten Jahre prägen wird, niemand muss Angst vor den Herausforderungen unseres Medien-Marktes haben, solange Solidarität spürbar gelebt wird."

Nico Hofmann und Jan Mojto haben schon bei zahlreichen großen Projekten zusammengearbeitet, von "Der Tunnel" über "Unsere Mütter, Unsere Väter" und "Dresden" bis zu "Der gleiche Himmel". Zur künftigen Partnerschaft erklärt Nico Hofmann nun: "Mit Jan Mojto verbindet mich seit mehr als zwanzig Jahren eine tiefe Kollegialität und Freundschaft - unser Blick auf Programm, auf kompromisslose Qualität und Leidenschaft in unserem Metier, das schweißt uns zusammen. In meiner beruflichen Laufbahn ist es mehr als folgerichtig, gemeinsam mit Beta Film die weiteren Schritte als Produzent zu gehen. Es sind die Menschen und ihre Kreativität, die sich hier für die Zukunft verbunden fühlen"

Beta-CEO Jan Mojto sagt: "Mit dieser Partnerschaft geht mein langjähriger Wunsch in Erfüllung. Nico Hofmann gehört zu den besten deutschen Produzenten, er ist ein begnadeter Geschichtenerzähler. Seine professionellen und persönlichen Qualitäten, die ich in mehr als 25 Jahren kennengelernt habe, sind die ideale Grundlage für hoffentlich viele gemeinsame zukünftige Projekte, in denen aus Deutschland heraus für Europa erzählt wird. Ich bin glücklich, Nico Hofmann dabei begleiten zu können." Jan Wünschmann, für die Bereiche Co-Production & Business Affairs bei Beta Film zuständig, ergänzt: "Das derzeitige Produktionsumfeld für fiktionales Erzählen ist herausfordernd und geprägt von steigenden Kosten und komplexen Finanzierungsstrukturen. Ich bin überzeugt, dass Nico Hofmann und Beta mit gebündelten Kräften herausragende Projekte realisieren werden."

Hofmann war mit Gründung der legendären UFA-Tochter teamWorx im Jahr 1998 vom Regisseur zum Produzenten geworden. Ab 2013 leitete er die aus teamWorx, Phoenix Film und UFA Fernsehproduktion fusionierte UFA Fiction. 2015 stieg er in die Holding der UFA-Gruppe auf – erst als Co-CEO an der Seite von Wolf Bauer, ab 2017 als alleiniger CEO. Im vergangenen September hatte er den Stab schließlich an seinen Wunschnachfolger Sascha Schwingel übergeben. Schwingel wiederum verkündete vorige Woche seine neue Führungsstruktur für die UFA (DWDL.de berichtete): Als COO kommt zum 19. Februar die bisherige Netflix-Managerin Natalie Clausen, während sich Hofmanns langjähriger Holding-Co-Geschäftsführer Joachim Kosack künftig auf die UFA Serial Drama beschränkt.

Sascha Schwingel erklärt zum Abschied von Nico Hofmann bei der UFA: "Nico Hofmann hat die UFA in den vergangenen Jahrzehnten entscheidend geprägt und eine beeindruckende Erfolgsgeschichte geschrieben. Ich bedanke mich bei ihm für das Vertrauen und die Zusammenarbeit in den vergangenen Monaten. Gemeinsam mit einem großartigen Team gilt es nun, das nächste Erfolgskapitel in der UFA-Geschichte zu schreiben und die dynamische Marktentwicklung als Chance zu nutzen. Durch eine international bestens vernetzte und schlanke Organisation, die Kreativität und Talent radikal ins Zentrum ihres Schaffens stellt, werden wir in Zukunft auf noch mehr Plattformen und Kanälen mit herausragenden Inhalten überraschen."