Reality-Sender Bravo schlägt in neuer Show "LA Shrinks" über die Stränge und schafft die Gratwanderung zwischen Patientenproblemen und Therapeutenleben nicht. Außerdem: Das Videospielphänomen "Angry Birds" mit eigener Zeichentrickserie...
Dass die Amerikaner keinen Hehl daraus machen, für sämtliche Probleme in ihrem Leben einen Psychotherapeuten aufzusuchen, ist mittlerweile keine Neuigkeit mehr. Daher überraschte es auch weniger, dass in der vergangenen Woche der NBC-Sender Bravo mit einer neuen Reality-Serie namens "LA Shrinks" Premiere feierte und Methoden und Fälle dreier extrovertierter Psychotherapeuten zeigte, die in fortlaufender Handlung Patienten bei ihren individuellen Sitzungen in Los Angeles begleitet. In gewohnter Bravo-Manier wurde dem Zuschauer aber bereits in den ersten zehn Minuten während der Einführung der drei Protagonisten klar, dass es sich im Stile der "The Real Housewives Of..."- und anderer Reality-Formate bei den "LA Shrinks" um nicht wirklich ernst zu nehmende Fälle handelt und der Fokus der Therapie-Show wo ganz anders liegt.
Die scharfzüngige und bereits medienerfahrene Dr. Venus Nicolino bezeichnet sich selbst als Analystin des menschlichen Verhaltens und widmet sich voll und ganz ihrem Spezialgebiet, der Sexualtherapie. Dies demonstriert sie in der Premierenfolge an Hand eines Patientenpaares, die mit Sexualproblemen in der Ehe zu kämpfen haben. Gleich zu Beginn wird bei den "LA Shrinks" kein Blatt vor den Mund genommen, so dass über Genitalgröße und schlechten Sex diskutiert wird, was in wirklichen Therapiesitzungen natürlich ebenfalls der Fall ist, aber bei den "LA Shrinks" gestellt und inszeniert rüberkommt. Es wäre zwar eine böse Unterstellung, aber die Fälle wirken sehr einstudiert und die Patienten kommen einzig und allein auf schauspielerischer Ebene glaubwürdig rüber. Im späteren Verlauf der Premierenfolge bekommt der Zuschauer in Dr. Nicolinos eigenes Leben einen Einblick, da sie selbst 20 Jahre lang mit Depressionen zu kämpfen hatte und sogar selbstmordgefährdet war.
Die zweite Therapeutin, Dr. Eris Huemer, wird in der Show als Beziehungsexpertin positioniert und widmet sich neben den alltäglichen zwischenmenschlichen Problemen ihrer Patienten ebenfalls vorwiegend Sexualfällen. Huemers erster Fall drehte sich um ein sexuell frustriertes Paar, welches unterschiedliche Vorstellungen davon hat, wie oft man in der Ehe Geschlechtsverkehr haben müsse. Und genau an diesem Punkt schwenkte die Erzählstrategie auf den eigentlichen antizipierten Kern der Show um, da es vorwiegend nicht um die eigentlichen Therapiesitzungen geht, sondern viel mehr um das Privatleben der drei Therapeuten, die selbst mit schwierigen Lebenssituationen zu kämpfen haben. So bestärkt Dr. Huemer ihr Patientenpaar darin, wieder häufiger Geschlechtsverkehr zu haben, obwohl sie selbst seit einem halben Jahr mit ihrem Mann nicht mehr intim wurde. Daher organisiert sie ein aphrodisierendes Abendessen für ihren Mann, bei dem sie ihm eröffnet, dass sie neben mehr Intimität mit ihm auch ein Kind möchte.
Das Therapeutenfeld wird zu guter Letzt vom homosexuellen Dr. Gregory Cason abgerundet, der sich vorwiegend mit Aggressionsbewältigung und Wutpatienten beschäftigt und seinen Therapeutenberuf in einem Zwischeneinspieler folgendermaßen beschreibt: "Wir bewegen uns irgendwo zwischen Priester und Prostituiertem, da wir pro Stunde bezahlt werden." Sein erster Fall in "LA Shrinks" zeigt eine wutgeladene Patientin, die u.a. den Autoverkehr in Los Angeles auf den Tod nicht ausstehen kann und mehrere Male auf Casons Couch einen Wut- und Schreianfall bekommt. Casons Therapiesitzung ist im Vergleich zu seinen beiden Kolleginnen kaum noch an Absurdität und Lächerlichkeit zu übertreffen, besonders als auf einmal die Patientin Fragen an ihn über sein Leben, seine Hochzeit und Monogamie stellt, die er sogar noch beantwortet.
Mit diesem Stilmittel wollte Bravo offensichtlich auf Casons Privatleben überleiten, der nach über 20 Jahren mit seinem Partner den Bund der Ehe schließen will, allerdings den Segen seines Vaters nicht bekommt. Ob es sich nun um echte Fälle bei den "LA Shrinks" handelt oder nicht, sei dahingestellt, doch mit bspw. einer ins Lächerliche ziehenden Hintergrundmusik oder teilweise deplatzierten Kommentaren der Therapeuten macht es Bravo dem Zuschauer nicht gerade leicht, den Fällen Glaubwürdigkeit schenken zu können. Die TV-Kritiker ließen vor der Premiere ebenfalls keinen guten Faden an der neuen Reality-Show, die vernichtend und empört über "LA Shrinks" schrieben. Dies spiegelte sich dann auch in den Quoten wieder, da lediglich 0,74 Mio. Zuschauer Gesamt einschalteten, was einem Zielgruppenrating von 0,3 entsprach. Bitter sind diese Zahlen auch im Vergleich zum Vorprogramm, da das Format "Vanderpump Rules: Reunion" mehr als doppelt so viele Zuschauer hatte. Mit dieser Show hat der Reality-Sender Bravo dieses Mal vielleicht doch ein wenig über die Stränge geschlagen.
Einen weitaus größeren Erfolg erhofft sich dagegen der amerikanischeKabel- und Internetanbieter Comcast mit seiner neuen Zeichentrickserie "Angry Birds Toons", die in den USA exklusiv ab diesem Wochenendeauf dessen Videoplattform Xfinity verfügbar sein wird. Das beliebte Video- und Handyspiel "Angry Birds"konnte in den letzten Jahren weltweit Kultstatus erreichen, weshalb die in Finnland sitzende Firma Rovio, die hinter dem Videospiel steckt und die Rechte hält, die Wertschöpfungskette der Marke "Angry Birds" mit einer eigenen Serie nun ausbauen will.
Neben den Xfinity-Kanälen wird "Angry Birds Toons" auch in den eigentlichen Handygame-Apps in Form eines Channel-Buttons eingebettet sein. Bisher ließ Rovio 52 Folgen produzieren, die wöchentlich ausgestrahlt werden sollen. In Deutschland konnte sich übrigens Super RTL die Free-TV-Rechte an "Angry Birds Toons" sichern und zeigt sie ab sofort immer samstags um 10:45 Uhr. Sehen Sie hier einen kleinen Vorgeschmack auf die neue Zeichentrickserie, die nicht nur Spielefans ansprechen soll: