Digitalradio© DAB+
Das Digitalradio-Board, in dem das Infrastrukturministerium BMVI die unterschiedlichen Marktteilnehmer auf dem Radio-Markt versammelt hat, legte einen "Aktionsplan für die Transformation der Hörfunkverbreitung in das digitale Zeitalter" vor, über den nun die Rundfunkkommission der Länder beraten wird. Allerdings war ein Mitglied des Digitalradio-Boards mit dem Inhalt nicht inverstanden: Der Privatsender-Verband VPRT hat aus Zorn über den Aktionsplan seine Mitarbeit im Board für beendet erklärt. Die Roadmap (kompletter Text beim BMVI) enthält insgesamt acht Maßnahmen, die den notwendigen Rahmen für einen Übergang von UKW zur digitalen Verbreitung via DAB+ und Internet schaffen sollen. Generell sei eine Verordnung des Übergangs von UKW zu DAB+ "nicht markttauglich", kritisiert der VPRT: "Neue Technologien kann man politisch nicht verordnen. Sie müssen die Konsumenten überzeugen und sich im Markt von sich aus durchsetzen", so Klaus Schunk, Vorsitzender des Fachbreichs Radio im VPRT. Der Aktionsplan "fördert den Übertragungsstandard DAB+ einseitig und an den Markt- und Nutzungsgegebenheiten vorbei", so Schunk.

VPRT© VPRT
Der VPRT stört sich auch an einzelnen Unterpunkten, vor allem an Punkt 2: Dieser sieht eine Regelung vor, nach der "vom öffentlich-rechtlichen Rundfunk freigegebene analoge Übertragungskapazitäten nicht mehr für eine Realisierung von neuen oder veränderten analogen Rundfunkbedarfen zur Verfügung steht" - sprich: Geben ARD-Sender eine Frequenz zurück, dann darf sie nicht den Privatsendern zur Verfügung gestellt werden. "In dieser Form protektionistisch das Ende des meist genutzten UKW-Standards einzuleiten, der für die Privatradios noch lange und alternativlos Geschäftsgrundlage sein wird, ist nicht akzeptabel. Werden UKW-Frequenzen von ARD oder Deutschlandradio zurückgegeben, sollten sie dafür genutzt werden, neue Gebiete für die seit jeher schlechter gestellten Privatradios zu versorgen und nicht staatlich eingezogen werden." Auch dass bei der Regelung für Hörfunkempfangsgeräte Smartphones nicht berücksichtigt würden, kritisiert der VPRT. "Smartphones sind ein wichtiger und wachsender Markt für den digitalen Radioempfang. Sie in einer digitalen Migrationsplanung nicht zu berücksichtigen, heißt schlichtweg, das Verhalten der Verbraucher auszublenden", sagt Klaus Schunk.

Willi Steul© DLR/Bettina Fürst-Fastré
Der Verein Digitalradio Deutschland, der von ARD, Deutschlandradio aber auch privaten Radioveranstaltern, Geräteherstellern und Netzbetreibern getragen wird, begrüßte den Aktionsplan hingegen und spricht von einem "Meilenstein in der Geschichte des Hörfunkstandards DAB+", so der Vorsitzende Willi Steul (Foto), der zugleich Intendant des Deutschlandradios ist. Steul: "Um die Digitalisierung des Hörfunks voran zu treiben, sollten Endgerätehersteller gesetzlich dazu verpflichtet werden, nur noch Radios auf den Markt zu bringen, die auch den Empfang digitaler Signale ermöglichen, also Multi-Norm-Geräte." Hinsichtlich der Kritik des VPRT betont Steul, dass der Verband nicht für alle Privatradios spreche und eine Entscheidung teils gegen eigene Mitglieder gefällt habe. Steul: "Ein nennenswerter Teil der VPRT Verbandsmitglieder engagiert sich bereits im Digitalradio DAB+. Nach unseren Informationen planen mindestens zwei hochrangige Mitglieder sogar eine Beteiligung am zweiten bundesweiten DAB+ Multiplex." Auch der Privatradioverband APR habe der Roadmap ausdrücklich zugestimmt.

Einen deutlich früheren Zwangsumzug ins Digitale hat der Münchner Aus- und Fortbildungskanal M94.5 vor sich. Wie zuletzt erwartet entschied der Medienrat der BlM, die Frequenz 94,5 MHz in München ab 1. September stattdessen an die Rock Antenne zu vergeben. Die bislang von afk max in Erlangen genutzte Frequenz 106,2 MHz geht an egoFM. Beide Sender sagten im Gegenzug eine Unterstützung der Aus- und Fortbildungskanäle zu und werden Sendefenster für deren Programminhalte bereitstellen. afk M94.5 und afk max werden fortgeführt, dann aber nur noch via DAB+ und als Internetstream sowie im Falle von afk max in Nürnberg auch noch via UKW zur Vergügung stehen. Der Verein "Freunde von afk M94.5 e.V.", der im Vorfeld Front gegen diese Änderung gemacht hatte, äußerte sein Bedauern. Man nehme aber die Herausforderung an und werde bis zum 1. September "unter Hochdruck und mit voller Motivation an neuen Strukturen, neuen Schwerpunkten und neuen Ausbildungs- und Sendekonzepten arbeiten".

Maurice Gajda, Kevin Klose© Melanie Koravitsch
Der MDR-Jugendsender Sputnik schickt sein im Herbst vergangenen Jahres pilotiertes "Talkradio" mit Maurice Gajda und Kevin Klose in Serie. Ab März läuft die Sendung immer sonntags um 19 Uhr live im Radio und ist einen Tag später dann auch als Podcast bei iTunes zu hören. Das Konzept bleibt unverändert: Die beiden besprechen spitz und satirisch die Ereignisse der vergangenen Woche mit Hörern und prominenten Anrufern. Via Twitter können die Hörer vor der Show entscheiden welches Thema in die Sendung kommt, wobei die beiden Moderatoren jeweils für ein Thema werben. Weiterhin gibt's auch die Rubriken 'Whats App Of Doom' und 'Was haben wir diese Woche gelernt'. Seine bisherige Sendung am Sonntagabend bei Fritz hat Maurice Gajda für das neue Format aufgegeben, am Wochenende und vormittags wird er aber weiterhin zu hören sein, zudem werde auch an neuen Formaten gearbeitet.