Wie gut, dass es Umfragen gibt: Während die tatsächlich gezählten verkauften Exemplare bei fast allen Zeitschriften seit Jahren deutlich rückläufig sind, ermittelt die Arbeitsgemeinschaft Media-Analyse mit ihren Umfragen unter über 38.000 Personen immer wieder, dass angeblich trotzdem nicht weniger Leute die Zeitschriften lesen. Diesmal sind die Zahlen besonders skurril: 14 der 20 laut MA reichweitenstärksten Titel konnten trotz sinkender Auflagen ihre Reichweite sogar steigern - und das teils gewaltig.

So erreicht demnach der "Spiegel" angeblich mit zuletzt weniger als 800.000 verkauften Heften 6,44 Millionen Leser - ein märchenhaft anmutender Reichweiten-Zuwachs um fast 10 Prozent. Der "Stern" verkauft zwar de facto weniger Hefte als der "Spiegel", hat aber schon traditionell immer eine noch höhere Reichweite. Auch dort ging's um fast 5 Prozent auf angeblich 6,83 Millionen Leser nach oben. Für den "Focus" wird ein Reichweiten-Plus von 6,7 Prozent auf 4,28 Millionen Leser angegeben. Jedes verkaufte Exemplar müsste demnach rund neun Leser erreichen.

Prozentual zweistellige Zuwächse werden neben der "Sport-Bild" auch für die Boulevard-Titel "Bunte" (+11,7 Prozent) und "Gala" (+15,6 Prozent) ausgewiesen. Und "Auto-Bild" soll seine Reichweite auch nochmal um 9,6 Prozent gesteigert haben, nachdem schon die letzte MA gewaltige Gewinne gezeigt hatte. Binnen eines Jahres hat "Auto-Bild" laut der MA-Zahlen seine Reichweite um über 18 Prozent gesteigert. Zum Vergleich: Die verkaufte Auflage - und das sind nun tatsächliche Zahlen und keine auf Umfragen basierenden Hochrechnungen - sank vom 2. Quartal 2015 bis zum 2. Quartal 2016 um 11,7 Prozent, im 2-Jahres-Vergleich liegt das Minus bei über 20 Prozent. Die MA-Reichweiten erscheinen zunehmend aus einem von der Realität abgekoppelten Parallel-Universum zu stammen.

Die 20 meistgelesenen Zeitschriften waren laut ma 2016/I:

  Leser in Mio.
ma 2016/II
Leser in Mio.
ma 2016/I
Veränderung
in Prozent
zum Vergleich:
IVW-Auflage*
ADAC Motorwelt
14,89
15,10
- 1,4 %
13,69
rtv
9,95
10,16
- 2,1 %
7,73
Bild am Sonntag
8,50
8,39
+ 1,3 %
1,01
stern
6,83
6,52
+ 4,8 %
0,70
tv14
6,68
6,63
+ 0,8 %
2,28
Der Spiegel
6,44
5,86
+ 9,9 %
0,77
Prisma
5,97
6,17
- 3,2 %
3,71
Bild der Frau
5,81
5,65
+ 2,8 %
0,78
TV Movie
4,91
5,02
- 2,2 %
1,02
TV Spielfilm
4,74
4,83
- 1,9 %
0,82
Sport-Bild
4,53
4,12
+ 10,0 %
0,35
Focus
4,28
4,01
+ 6,7 %
0,48
Bunte
3,92
3,51
+ 11,7 %
0,48
TV Digital
3,86
3,78
+ 2,1 %
1,61
Hörzu
3,72
3,63
+ 2,5 %
1,04
Auto Bild
3,43
3,13
+ 9,6 %
0,37
Gala
3,19
2,76
+ 15,6 %
0,28
tv Hören und Sehen
3,12
3,00
+ 4,0 %
0,60
GEO
3,12
2,96
+ 5,4 %
0,23
kicker
3,00
2,82
- 3,9 %
0,15**

*Verkaufte Auflage 2/2016 in Mio.; **Montags-Ausgabe

Einmal im Jahr ermittelt die agma nicht nur für Zeitschriften, sondern auch für Zeitungen die Reichweite. Auch dort herrscht eine erstaunlich heile Welt: "FAZ", "Welt" und "taz" können demnach ihre Reichweite im Vergleich zum vergangenen Jahr sogar steigern, die "SZ" hält sich stabil. Lediglich "Bild" verliert 3,8 Prozent an Reichweite, das "Handelsblatt" ist der einzige große Verlierer mit einem Minus von 9,5 Prozent.

Überregionale Tageszeitungen

  Leser in Mio.
ma 2016
Leser in Mio.
ma 2015
Veränderung
relativ
Bild
9,96
10,35
- 3,8 %
Süddeutsche Zeitung
1,13
1,13
unv.
Frankfurter Allgemeine Zeitung
0,69
0,68
+ 1,5 %
Die Welt
0,70
0,67
+ 4,5 %
Handelsblatt
0,38
0,42
- 9,5 %
taz
0,21
0,20
+ 5,0 %

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