Es ist seit Jahren das gleiche Schauspiel, wenn die Arbeitsgemeinschaft Media-Analyse ihre neuesten Daten zu den Reichweiten Zeitschriften vorlegt. Konstatiert wird dann eine konstant hohe Nutzung. Bei der letzten Ausweisung Anfang des Jahres stellte man sogar steigende Leserzahlen fest, 14 der 20 reichweitenstärksten Titel sollen ihre Reichweite gesteigert haben. Das ohnehin schon jedem gesunden Menschenverstand widersprechende Verhältnis von tatsächlich verkaufter Auflage zu angeblichen Leserzahlen wurde damals weiter ins Absurde überdehnt.

Diesmal immerhin stellt auch die AGMA für die Mehrzahl der Titel sinkende Reichweiten fest - was allerdings häufig nur eine teilweise Korrektur der beim letzten Mal gestiegenen Werte ist. Deutliche Rückgänge in den Top 20 gibt es vor allem für "Auto-Bild", "GEO" und "Gala" mit einem Minus zwischen 8 und 11 Prozent. Gegen den Trend zulegen konnten hingegen der Erhebung zufolge, die auf 35.342 Interviews beruht, die "ADAC Motorwelt", "tv 14", "Focus", "Bunte" und "TV Digital". Blickt man abseits der Top20 auf die größten Bewegungen, dann sticht "Focus Money" mit einem Reichweiten-Plus von 39 Prozent hervor, nachdem die letzte Erhebung noch ein Minus von 22 Prozent ergeben hatte.

In der Pressemitteilung verweist die AGMA übrigens darauf, dass man nun Online-Interviews eingeführt habe, um auch die sonst schwerer erreichbare Altersklasse der 20- bis 34-Jährigen besser berücksichtigen zu können. Auch viele weitere Stellschrauben des Reichweitenmodells würden kontinuierlich überprüft und optimiert. Julia Scheel,Vorstand Publikumszeitschriften der AGMA: "Basis für die breite Akzeptanz der ma Pressemedien ist die Tatsache, dass sie von Verlagen, Kunden und Agenturen über viele Jahre gemeinsam entwickelt und kontinuierlich verbessert wurde." So lange sich die tatsächliche Auflagenentwicklung aber überhaupt nicht in der Reichweitenentwicklung widerspiegelt und solange die konkurrierende Allensbacher Werbeträger-Analyse für viele Titel deutlich geringere Reichweiten und stärkere Verluste ausweist, so lange bestehen doch erhebliche Zweifel an der Validität der MA-Zahlen.

Die 20 meistgelesenen Zeitschriften waren laut ma 2017/II:

  Leser in Mio.
ma 2017/II
Leser in Mio.
ma 2017/I
Veränderung
in Prozent
zum Vergleich:
IVW-Auflage*
ADAC Motorwelt
15,17
14,98
+ 1,3 %
13,53
rtv
9,37 9,45
- 0,8 %
7,16
Bild am Sonntag
8,91
9,05
- 1,5 %
0,91
tv14 7,28
6,96
+ 4,6 %
2,15
Stern
6,83
7,16
- 4,6 %
0,60
Der Spiegel
6,56
6,79
- 3,4 %
0,77
Bild der Frau
5,77
6,05
- 4,6 %
0,70
Prisma
5,51
5,61
- 1,8 %
3,57
TV Movie
5,10
5,28
- 3,4 %
0,94
TV Spielfilm
5,06
5,11
- 1,0 %
0,77
Focus
4,62
4,59
+ 0,7 %
0,44
Sport Bild
4,55
4,98
- 8,6 %
0,32
Bunte
4,43
4,31
+ 2,8 %
0,47
TV Digital
3,95
3,84
+ 2,9 %
1,52
Hörzu
3,68
3,76
- 2,1 %
1,00
TV Hören und Sehen
3,35
3,54
- 5,4 %
0,57
kicker
3,15
3,20
- 1,6 %
0,14**
Auto-Bild
3,14
3,53
- 11,0 %
0,40
GEO
3,05
3,32
- 8,1 %
0,22
Gala
2,90
3,21
- 9,7 %
0,25

*Verbreitete Auflage 2/2017 in Mio.; **Montags-Ausgabe

Dass sich die AGMA-Reichweiten von den Auflagenzahlen längst abgekoppelt haben, zeigt sich auch in der Erhebung der Reichweiten von Tageszeitungen. Demnach sollen "SZ"  und "FAZ" ihre Leserzahlen im Vergleich zum Vorjahr um rund zehn Prozent gesteigert haben, das "Handelsblatt" sogar um sagenhafte 18 Prozent.

Überregionale Tageszeitungen

  Leser in Mio.
ma 2017
Leser in Mio.
ma 2016
Veränderung
relativ
Bild
9,77 9,96
- 1,9 %
Süddeutsche Zeitung
1,24
1,13
+ 9,7 %
Frankfurter Allgemeine Zeitung
0,76
0,69
+ 10,1 %
Die Welt
0,71
0,70
+ 1,4 %
Handelsblatt
0,45
0,38
+ 18,4 %
taz
0,21
0,21
unv.

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