Kurz vor den Feiertagen hat die IVW wieder die Print-Auflagenzahlen der Zeitungen und Zeitschriften vorgelegt, nach denen dem Großteil der Branche schon seit vielen Jahren nicht mehr so recht zum Feiern zumute ein dürfte. Das ist auch diesmal nicht anders: Bei der weit überwiegenden Zahl der Titel zeigen sich mal wieder tiefrote Zahlen. Beginnen wir also vielleicht mal mit einigen positiven Überraschungen. Da wäre zum Beispiel die "Bunte" zu nennen: Burdas Klatschblatt-Flaggschiff konnte die Auflage gegen den Trend um rund zwei Prozent, die harte Auflage (Abo und Einzelverkauf) sogar um knapp über vier Prozent steigern, während beispielsweise der Konkurrent "Gala" 6,4 Prozent verlor und andere Klatsch-Titel wie "Intouch", "Closer" oder "In" sogar zweistellig im Minus lagen.

Bei den monatlichen Frauentiteln heißt der ganz große Gewinner des letzten Quartals "Cosmopolitan". Die harte Auflage schnellte hier um fast 20 Prozent in die Höhe, sowohl im Abo- als auch im Einzelverkauf ging's deutlich nach oben, während die sonstigen Verkäufe (wo sich stark rabattierte Angebote wiederfinden) reduziert wurden. "Glamour" als größter der monatlichen Frauentitel gab hingegen 8 Prozent der harten Auflage ab.

Blickt man auf die 20 Kauftitel mit der höchsten verkauften Auflage, gibt's mal wieder nur zwei Gewinner - und beides sind Billigheimer aus dem Programmie-Segment: "Nur TV Plus" (wohinter sich die für weniger als einen Euro verscherbelten vierwöchigen Titel "nur TV", "TV Sudoku" und "TV Clever" verbergen) sowie "TV Pur" (der genauso psitionierte Konkurrent aus dem Hause Bauer). Andere Programmies hatten es schwer. "TV Digital" etwa verlor rund elf Prozent der harten Auflage, "TV Direkt", "TV Movie" und "TV Spielfilm" über acht Prozent, auch Klassenprimus "TV 14" lag mit über 6 Prozent im Minus. Da ist der Rückgang um 3,5 Prozent bei der "Hörzu" fast schon als stabil zu bezeichnen.

Kauftitel mit der höchsten verkauften Auflage

  Verkaufte
1/2019
Verkaufte
1/2018
+/-
absolut
+/-
in Prozent
TV 14
1.975.124 2.107.074 -131.950 -6,3 %
Bild
1.394.370 1.531.364 -136.994 -8,9 %
TV Digital
1.323.872 1.491.094 -167.222 -11,2 %
Hörzu
946.702 978.676 -31.974 -3,3 %
TV Direkt
932.721 1.024.459 -91.738 -9,0 %
TV Movie
854.216 929.471 -75.255 -8,1 %
Nur TV Plus
838.971 818.519 +20.452 +2,5 %
Landlust
780.094 816.641 -36.547 -4,5 %
Bild Am Sonntag
741.159 812.612 -71.453 -8,8 %
Der Spiegel
701.337 708.077 -6.740 -1,0 %
Auf Einen Blick
698.500 751.114 -52.614 -7,0 %
TV Spielfilm
690.125 753.423 -63.298 -8,4 %
Bild Der Frau
666.174 678.802 -12.628 -1,9 %
Freizeit Revue
611.210 636.721 -25.511 -4,0 %
TV Pur
583.027 580.954 +2.073 +0,4 %

Daten-Quelle: IVW; Berechnung und Aufbereitung: DWDL.de

Ohnehin ist ein begrenztes Minus für die Print-Branche schon ein Grund zur Freude. So jubelt heute der "Spiegel", dass das Auflagen-Minus bei nur einem Prozent liegt. Das ist ohne Frage eine ungleich bessere Performance als sie der "Stern" derzeit hinlegt. Auch im 1. Quartal 2019 betrug der Rückgang der harten Auflage im Vergleich zum Vorjahr wieder heftige 12,6 Prozent. Der "Focus" weist zwar offiziell auch ein Minus der verkauften Auflage von 12,2 Prozent aus, hier macht sich aber vor allem bemerkbar, dass man die nicht lukrativen Bordexemplare zusammengestrichen hat. Blickt man nur auf Abo und Einzelverkauf, dann betrug das Minus nämlich nur überschaubare 2,6 Prozent.

Die "Bild"-Medien setzen unterdessen ihren steilen Sinkflug fort. "Bild" selbst etwa verlor 9,3 Prozent der harten Auflage und wird im Feld der überregional agierenden Tageszeitungen nur von einer anderen Springer-Zeitung unterboten: Der "Welt". Dort steht offiziell ein Auflagen-Minus von 27,6 Prozent zu Buche. Der Verlag hatte kürzlich allerdings angekündigt, dass man weniger Auflagenkosmetik betreiben und beispielsweise die Bordexemplare streichen will. Tatsächlich sank deren Anzahl im 1. Quartal schon um rund 60 Prozent - was im Umkehrschluss bedeutet, dass immer noch etliche übrig sind und in den nächsten Quartalen schon allein dadurch weitere erhebliche Rückgänge zu verzeichnen sein werden. Doch damit allein lässt sich das Absacken nicht erklären, denn auch die harte Auflage aus Abo und Einzelverkauf brach um extreme 17 Prozent ein. Während man bei der "Welt" in Sachen Digital-Abos recht gut fährt, hat die gedruckte "Welt" also offensichtlich ein gewaltiges Problem. Einzige überregionale Tageszeitung mit einem Auflagenplus war das "Handelsblatt" (wenn auch in den harten Kategorien nur um minimale 0,1 Prozent)

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