Nachdem es lange Zeit schon als außergewöhnlicher Erfolg galt, dass die "Zeit" ihre Gesamt-Auflage mit um die 500.000 verkauften Exemplaren recht stabil hielt, setzte im vergangenen Jahr plötzlich eine neue Rekordjagd ein, die nun schon das vierte Quartal in Folge anhielt. Laut IVW fand die "Zeit" in den ersten drei Monaten des Jahres nun im Schnitt 578.253 Käufer, fast 78.000 mehr als noch im Vorjahr. Erklären lässt sich das zu einem erheblichen Teil aber nicht durch Print-, sondern durch Digital-Abos, die inzwischen über 140.000 der Gesamt-Auflage ausmachen. Doch das soll die starken Zahlen nicht schmälern, zumal es auch in anderen Bereichen nach oben ging: Der Einzelverkauf ist für die "Zeit" zwar die weniger wichtige Auflagen-Kategorie, hier ging's im Vergleich zum Vorjahr aber sogar um über 27 Prozent auf rund 75.000 verkaufte Exemplare pro Woche nach oben.

Dieser E-Paper-Effekt zeigt sich beispielsweise auch beim "Spiegel", dessen gesamte verkaufte Auflage zwar mit -3,5 Prozent leicht rückläufig war, betrachtet man nur die "harten" Auflagenbestandteile Einzelverkauf und Abo, dann gab es hingegen ein Plus von 5,1 Prozent. Schaut man noch etwas genauer auf die Aufschlüsselung, dann ergibt sich aber ein erhebliches Plus von rund 50.000 Exemplaren durch Digital-Abos, wohingegen im Einzelverkauf am Kiosk die Auflage deutlich um 8,5 Prozent zurückging.

Das lässt sich zum Teil sicherlich auch mit dem noch immer anhaltenden Teil-Lockdown erklären, durch den viele (wenn auch längst nicht genug) im Home-Office sitzen und dementsprechend seltener an einem Kiosk vorbei kommen - und Gelegenheit macht eben häufig auch Käufer, fehlt diese Gelegenheit, fehlen auch Käufer. Alle Titel, für die solche Einzelverkäufe besonders wichtig sind, sind dementsprechend auch besonders stark betroffen. Die "Bild" ist dafür auch ein Beispiel, wobei es sich der Verlag sicher zu einfach machen würde, den nach wie vor steilen Abwärtstrend allein damit zu erklären. "Bild" konnte das erhebliche Minus im Vergleich zum Vorjahr zumindest leicht auf nun -10,1 Prozent in der harten Auflage abschwächen.

Die 20-Kauftitel mit der größten verkauften Auflage laut IVW 1/2021

  Verkaufte
1/2021
Verkaufte
1/2020
+/-
absolut
+/-
in Prozent
TV 14 1.793.524 1.880.780 -87.256 -4,6 %
Bild 1.150.181 1.269.075 -118.894 -9,4 %
TV Digital 1.058.007 1.232.117 -174.110 -14,1 %
Landlust 925.873 822.611 +103.262 +12,6 %
TV Direkt 854.183 865.441 -11.258 -1,3 %
Hörzu 845.644 911.193 -65.549 -7,2 %
Nur TV Plus 835.996 812.657 +23.339 +2,9 %
TV Movie 737.515 783.505 -45.990 -5,9 %
Der Spiegel 661.463 685.799 -24.336 -3,5 %
Bild Am Sonntag 627.855 679.239 -51.384 -7,6 %
TV Spielfilm 615.036 659.791 -44.755 -6,8 %
Auf Einen Blick 607.500 654.389 -46.889 -7,2 %
TV Pur 596.156 589.072 +7.084 +1,2 %
Die Zeit 578.253 500.767 +77.486 +15,5 %
Bild Der Frau 549.302 620.306 -71.004 -11,4 %

Quelle: IVW / Berechnung: DWDL

Ein größeres Minus im Bereich überregionaler Zeitungen verzeichnet nur der Springer-Schwestertitel "Welt", dessen harte Auflage um 21,1 Prozent nach unten kracht - und inzwischen hat man nicht mal mehr den Wegfall der "Welt kompakt" aus der Gesamt-Auflage als Erklärung parat, weil die ja nun schon mehr als ein Jahr zurück liegt. Zugleich ist zur "Welt" allerdings zu sagen, dass dort der Anteil an Digital-Abos  von Welt+ (die hier anders als bei der "Zeit" nicht in die Auflage einfließt) mit inzwischen über 150.000 enorm hoch ist. Während die "SZ" ihre harte Auflage annähernd stabil halten kann, verzeichneten "Handelsblatt" und "taz" sogar Zugewinne. Bei den Sonntagszeitungen heißen die größten Verlierer bei der harten Auflage ebenfalls "BamS" und "WamS", die "Welt am Sonntag" hat mit knapp 190.000 Exemplaren in Einzelverkauf und Abo zudem die "FAS" im Nacken, die auf knapp 187.000 zulegte.

Die größten Auflagen-Gewinner

Blickt man auf die größten Gewinner, dann findet sich ganz oben in der Liste "Glamour", wobei hier die Umstellung von einer monatlichen auf eine zweimonatliche Erscheinungsweise vollzogen wurde, das Heft also auch doppelt so lange im Regal lag und Käuferinnen finden konnte. Dahinter reihen sich eine ganze Reihe von Land-Zeitschriften ein. "Landlust" als Begründer des einstigen Hype-Segments legte um fast 13 Prozent auf rund 926.000 verkaufte Exemplare zu - das war der beste Q1-Wert seit fünf Jahren. Zuletzt legten auch die Abo-Zahlen hier wieder zu. Auf niedrigerem Niveau wuchsen "Mein schönes Land" und "Land Idee" prozentual sogar noch deutlich stärker.

Seinem Namen aus Sicht der Auflagenentwicklung alle Ehre macht auch das Magazin "Katapult", das fürs 1. Quartal mittlerweile über 84.000 verkaufte Exemplare melden konnte, deutlich mehr als eine Verdoppelung binnen Jahresfrist. In den ersten drei Monaten 2020 lag die Auflage noch bei rund 35.000. Bleibt nur abzuwarten, ob der unschöne Streit über das Buch des Verlegers gerade nicht Sympathien kostet und die extrem positive Auflagenentwicklung abbremst.

  Verkaufte
1/2021
Verkaufte
1/2020
+/-
absolut
+/-
in Prozent
Glamour 435.242 283.130 +152.112 +53,7 %
Landlust 925.873 822.611 +103.262 +12,6 %
Mein Schönes Land 300.165 216.223 +83.942 +38,8 %
Die Zeit 578.253 500.767 +77.486 +15,5 %
Land Idee 289.579 236.373 +53.206 +22,5 %
Katapult 84.152 35.242 +48.910 +138,8 %
Lego Ninjago Legacy 124.917 78.041 +46.876 +60,1 %
Lego City 89.038 59.210 +29.828 +50,4 %
Schöne Welt 137.207 111.074 +26.133 +23,5 %
Welt Von Heute 76.791 51.428 +25.363 +49,3 %
Freizeit Exklusiv 144.686 119.586 +25.100 +21,0 %
Freizeit Blitz 133.621 108.855 +24.766 +22,8 %
Nur TV Plus 835.996 812.657 +23.339 +2,9 %
Aktionär, Der 62.933 40.448 +22.485 +55,6 %
Bibi Und Tina 64.858 42.675 +22.183 +52,0 %

Quelle: IVW / Berechnung: DWDL

Die größten Auflagen-Verlierer

Den größten Auflagenrückgang musste im 1. Quartal die bei Funke erscheinende Programmzeitschrift "TV Digital" melden, von der binnen Jahresfrist fast 175.000 Hefte weniger einen Käufer fanden. Generell überwiegen im Programmie-Segment wieder die roten Zahlen mit Ausnahme der absoluten Billig-Titel, für die es erstaunlicherweise weiterhin einen Markt gibt. "Nur TV", "TV pur" oder "TV schlau" heißen die Gewinner bei den Programmzeitschriften.

Ein deutliches Minus gab's im 1. Quartal auch für die großen Sport- und Fußball-Titel: Die "Sport-Bild" weist einen Auflagen-Einbruch von einem Drittel aus, wovon allerdings ein großer Teil auf den Wegfall von Bordexemplarne und die Reduzierung von Lesezirkel-Exemplaren zurückzuführen ist. Doch "Sport Bild" leidet ebenso wie der "Kicker" unter den fehlenden Kiosk-Käufern, bei beiden Titel geht es in diesem Auflagen-Segment um etwa 17 Prozent im Vergleich zum 1. Quartal 2020 nach unten.

  Verkaufte
1/2021
Verkaufte
1/2020
+/-
absolut
+/-
in Prozent
TV Digital 1.058.007 1.232.117 -174.110 -14,1 %
Bild 1.150.181 1.269.075 -118.894 -9,4 %
Welt Am Sonntag 282.720 393.476 -110.756 -28,1 %
TV 14 1.793.524 1.880.780 -87.256 -4,6 %
Sport Bild 168.225 252.206 -83.981 -33,3 %
Focus 251.049 328.587 -77.538 -23,6 %
Bild Der Frau 549.302 620.306 -71.004 -11,4 %
Bunte 341.819 410.789 -68.970 -16,8 %
Hörzu 845.644 911.193 -65.549 -7,2 %
Stern 361.743 422.156 -60.413 -14,3 %
Für Sie 168.262 220.709 -52.447 -23,8 %
Bild Am Sonntag 627.855 679.239 -51.384 -7,6 %
Gala 154.256 204.252 -49.996 -24,5 %
Freizeit Revue 520.599 567.893 -47.294 -8,3 %
Auf Einen Blick 607.500 654.389 -46.889 -7,2 %

Quelle: IVW / Berechnung: DWDL

Die Auflagenentwicklung hunderter Einzeltitel inklusive der Auswertung der harten Auflagenkategorien Einzelverkauf und Abo finden Sie im Folgenden, sortiert nach Segmenten: