Am Freitagabend wurden in Potsdam beim Prix Europa wieder herausragende Produktionen aus den Bereichen TV, Radio und Digital-Medien geehrt. Einer der Preise ging dabei nach Deutschland: Beim NDR freut man sich über einen Preis für die Doku "Planet ohne Affen" als beste TV-Investigation. In dem Film von Felix Meschede, Manuel Daubenberger und Michel Abdollahi macht sich das Team auf die Suche nach weltweiten Netzwerken des kriminellen Affenhandels.

Frank Beckmann, NDR Programmdirektor Fernsehen: "Es freut mich ganz besonders, dass diese aufwändige und rechercheintensive Produktion 'Planet ohne Affen' als beste europäische Fernseh-Investigation ausgezeichnet wird. In ihr steckt sehr viel Herzblut aller Beteiligten. In dem Film können die Zuschauerinnen und Zuschauer das Team um Michel Abdollahi bei jedem Schritt begleiten – ein unglaublich dichter und emotionaler  Einblick in weltweiten Tierhandel, der fast um die ganze Welt führt."

Daneben gab es noch zwei "lobende Erwähnungen" für deutsche Produktionen. In der Kategorie "Bestes digitales Audio-Projekt" wurde "Tatort - Das interaktive Hörspiel" mit einer solchen lobenden Erwähnung bedacht. Der Dokumentarfilm "Slahi und seine Folterer" (international: "In Search of Monsters"), der von Hoferichter & Jacobs für die ARD produziert wurde, erhielt eine solche Erwähnung in der Kategorie Beste TV-Dokumentation.

Als bestes Fernsehdrama wurde die französische Produktion "Nobody’s Child" ausgezeichnet, das von einem Kind handelt, das von seinen Pflegeeltern verlassen wird. Der Preis für die beste Fernsehserie geht nach Belgien: "Albatros" dreht sich um das Leben in einem Diät-Camp. "Shadow Game", der beste Dokumentarfilm, kommt aus den Niederlanden: er begleitet geflüchtete Jugendliche bei dem zynisch als "Spiel" bezeichneten Versuch, Grenzen innerhalb Europas entgegen aller Hürden und Gefahren zu überqueren. Auch in der besten Dokumentarserie, dem dänischen Mehrteiler "Absolute Beginners", geht es um Jugendliche – allerdings um solche, die das Privileg haben, in ihrem Heimatland zu bleiben und ein Internat zu besuchen. Im besten Film über kulturelle Vielfalt führt eine Gruppe griechisch-orthodoxer Nonnen ein Bauprojekt in einem Fjord entgegen aller Widerstände durch: der Film heißt "Faith Can Move Mountains" und kommt aus Norwegen.

Als beste Radioinvestigation wurde die BBC-Produktion "Blood Lands" ausgezeichnet; sie untersucht den Mord an zwei schwarzen Feldarbeitern von einem Mob wütender weißer Farmer. Auch der Preis für die beste Hörspielserie ging an die Briten: In dem Hochspannungs-Sechsteiler "The System" verschreibt sich die Hauptfigur einem geheimnisvollen Programm, das verspricht Verlierertypen in Alphamänner zu verwandeln. Die kroatische Produktion "Fly or Die" erzählt eine einzigartige Liebesgeschichte zwischen zwei Störchen und wurde dafür als bestes Radiofeature prämiert. "The Manipulator" ist der Titel der besten Radio-Dokumentations-Serie; sie kommt aus Schweden und dreht sich um Cybermissbrauch. Lustiger geht es zu beim französischen Hörspielgewinner "Godcast", der den allgemeinen Podcasttrend auf die Schippe nimmt. Der Preis für das beste Musikprogramm geht ans tschechische Radio: In "Concert for Animals" kommunizieren Orchestermusiker über ihre Instrumente mit Tieren.

In den digitalen Medien wurde das finnische Radio für das beste Audioprojekt geehrt: Im Rahmen der landesweiten Kampagne "Donate your speech" wurden insgesamt 4000 Stunden Sprachbeiträge aus der finnischen Bevölkerung gesammelt. Die beste Onlineproduktion, "The Cycle Club" aus den Niederlanden, kommuniziert über einen Kanal des Nachrichtendiensts Telegram mit seinen Userinnen und Usern, um Informationen über den Menstruationszyklus auszutauschen.

Der letzte Preis wurde in Abwesenheit übergeben. Die in Weißrussland inhaftierte 27-jährige Journalistin Katsiaryna Andreyeva und ihre 23 Jahre alte Kamerafrau Darya Chultsova wurden mit dem Titel European Journalist of the Year geehrt. Beide wurden zu einer zweijährigen Haftstrafe in einem Arbeitslager verurteilt, weil sie per Livestream von einer Protestveranstaltung gegen den weißrussischen Präsidenten Alexander Lukaschenko berichtet hatten.

Mit Abschluss des diesjährigen Festivals verabschiedet sich dessen bisheriger Präsident, der scheidende ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz. Neue Präsidentin des Prix Europa wird BR-Intendantin Dr. Katja Wildermuth: "Der Prix Europa ist ein Schaufenster für herausragende Programme und ein Forum zum Austausch über Ländergrenzen hinweg. Die Medienwelt ist im Wandel, die Zahl der Wettbewerber mit teils globalen Budgets wird immer größer. Umso wichtiger ist es für europäische Rundfunksender, sich zu vernetzen und ihre Qualitätsinhalte gemeinsam zum Strahlen zu bringen. Ich freue mich sehr, dieses einzigartige Festival künftig als Präsidentin zu begleiten und mitzugestalten."