Wenn man an kabel eins denkt, kommt den meisten wohl der Klassiker-Sender ins Gedächtnis. Wie kaum ein anderer Sender steht kabel eins nämlich für Vergangenes - und das muss gar nicht negativ belegt sein. Wer hat schon gegen coole Serien früherer Tage oder Film-Hits mit Tom Hanks & Co. etwas auszusetzen? Beflügelt wurde das Image aber wohl nicht zuletzt durch die Jahre, in denen der Sender dem "Glücksrad" und "Geh auf's Ganze!" eine neue Heimat gab.

Bereits Ende der 90er wanderte das "Glücksrad" von Sat.1 zum Schwestersender und überlebte dort immerhin bis 2002. Zuletzt waren die Quoten allerdings längst nicht mehr so gut wie zu Anfangstagen - insbesondere die Jüngeren waren damit kaum noch zu begeistern. Da half auch Thomas Ohrner, der zwischenzeitlich auch eine wenig erfolgreiche Neuauflage von "Dingsda!" bei kabel eins präsentierte, nicht mehr.

Deutlich populärer, aber am Ende eben auch bei den jungen Zuschauern nur noch wenig gefragt, war da schon "Was bin ich?": Herrlich unspektakulär und gemütlich wie kaum eine andere Sendung kam die Neuauflage mit dem späteren Dschungelbewohner Björn-Hergen Schimpf daher. Zwar ging es bei Vera Int-Veen, Tanja Schumann, Herbert Feuerstein und Norbert Blüm deutlich wilder zu als noch beim Original mit Robert Lembke - und doch vermittelte "Was bin ich?" seit dem Start bei kabel eins im Jahr 2000 gesetzte Unterhaltung, wie man sie heute kaum noch im Fernsehen zu sehen bekommt. Vielleicht mag das auch daran gelegen haben, dass es selbst am Ende noch maximal 50 Mark zu gewinnen gab. Anders als seinerzeit Lembke, fragte Schimpf seine Kandidaten übrigens nicht, welches "Schweinderl" es denn sein darf, sondern etwas zeitgemäßer: "Welche Sau ganz genau?"

kabel eins Logoentwicklung© kabel eins

Deutlich mehr Schlagzeilen produzierte kabel eins allerdings im Jahr 2004, als auf dem Sendeplatz von "Was bin ich?" ein neues Show-Format getestet wurde. "Judas Game" hieß es - beziehungsweise: sollte es heißen, denn unter dem angekündigten Titel flimmerte die Sendung nie über die Bildschirme. Der Zentralrat der Juden störte sich nämlich bereits im Vorfeld am Namen: Das aus "Stürmer"-Zeiten antisemitisch besetzte Wort "Judas" störte den Zentralrat, der daraufhin protestierte und schließlich Unterstützung durch die Bayerische Landesmedienanstalt fand. Die untersagte kurz vor der Ausstrahlung den Titel.

Die Folge: In rasanter Geschwindigkeit wurde die Show in "J Game" umbenannt. Und nicht nur das: Die im Studio angebrachten Logos wurden mehr oder weniger gut verpixelt - und der Off-Sprecher säuselte irgendwas von "Uah-Game". Kurz gesagt: Die Show, die kabel eins ein Stück weit wegbringen sollte vom Image des Nostalgie-Senders, war eine Katastrophe. Weil das dann auch für die Quoten galt, war bereits nach wenigen Wochen Schluss - die verbliebenen Folgen wurde schließlich am Vorabend versendet.