In diesen Tagen geht im Ersten ein neuer Vorabend an den Start - mit regionalen Schmunzelkrimis will man künftig sein Glück versuchen. Der Ausgang des Experiments ist ungewiss, doch allzu viel gibt es gar nicht verlieren. In den vergangenen Jahren war der Vorabend die mit Abstand größte Baustelle im Programm. Der inzwischen im Ruhestand befindliche Programmdirektor Günter Struve sprach einst von der "Hölle des Vorabends". Dass er während seiner Amtszeit daran nicht völlig verzweifelte, überrascht vor allem deshalb, weil Struve nahezu sämtliche Genres versuchte, aber nie die passende Lösung fand.

Von ambitionierten Serien wie "Türkisch für Anfänger" über den Telenovela-Flop "Eine für alle - Frauen können's besser" bis hin zum "Duell" mit Florian Weber: Ein Erfolgsrezept fand man bis zuletzt nicht. Den traurigen Tiefpunkt bildete allerdings Bruce Darnell, der zuvor als Juror bei "Germany's Next Topmodel" zum heimlichen Star avancierte. Die Quoten seiner Vorabend-Show "Bruce", die den kuriosen Untertitel "Deine Styling-Show" trug, lagen allerdings stets in einem enttäuschenden Bereich und stürzten kurz vor Schluss sogar völlig ab. Im Schnitt reichte es nur für magere 5,9 Prozent Marktanteil bei den um diese Uhrzeit auch für die ARD werberelevanten 14- bis 49-jährigen Zuschauern.

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Das Aus für "Bruce" kam aber nicht nur aufgrund der Quoten wenig überraschend. Auch Kritiker waren von dem Format nicht gerade angetan. Zudem gab es auch von den ARD-Oberen negative Kommentare. Struve selbst sprach von einer "Fehleinschätzung", der inzwischen verstorbene damalige ARD-Vorsitzende Fritz Raff äußerte sich später sogar noch deutlicher: "Die Figur Bruce Darnell selbst, na ja, aber die Sprache, die Machart: O.K., forget it!" Dass es immer noch ein wenig schlechter gehen kann, wurde den Verantwortlichen allerdings mit dem Nachfolge-Format bewusst: Die Datingshow "Ich weiß, wer gut für dich ist" startete nämlich noch schwächer als "Bruce".

Neben dem Dauerbrenner "Großstadtrevier" war Das Erste in den vergangenen Jahren am Vorabend vor allem mit Jörg Pilawa erfolgreich. In Spitzenzeiten erreichte er nach seinem Wechsel von Sat.1 mit seinem "Quiz" mehr als fünf Millionen Zuschauer. Kein Wunder, dass Pilawa ein Mann für weitere Aufgaben war: Mit "Herzblatt", der Guinness-Show "Rekordfieber" sowie zahlreichen Quiz- und Testshows war er bis zu seinem Wechsel zum ZDF im Jahr 2010 so etwas wie die Allzweckwaffe des Ersten. Und dann war da auch noch Harald Schmidt: Nach beendeter Kreativpause ging er zunächst an zwei Abenden pro Woche mit Manuel Andrack, später wöchentlich mit Oliver Pocher auf Sendung - um am Ende doch wieder zu Sat.1 zurückzukehren.