Die RTL Group existiert bei der DWDL.de-Gründung im Jahr 2001 noch gar nicht allzu lange. Erst im Jahr 2000 wurde sie durch die Zusammenführung der Aktivitäten von CLT-UFA und Pearson TV gegründet. Es war eine wegweisende Entscheidung zur Schaffung eines integrierten TV-Konzerns: Zu den großen TV-Stationen der CLT-UFA - darunter die RTL-Sender in Deutschland - gesellte sich das umfangreiche Produktionsgeschäft von Pearson, das gemeinsam mit den Aktivitäten von CLT-UFA als FremantleMedia neu aufgestellt wurde.

Denkt man heute an die RTL Group, dann kommen einem - schon aufgrund des Namens - noch immer zuerst die RTL-Sender in den Sinn. Zu den Sendern Mediengruppe RTL Deutschland, die RTL, Vox, seit 2002 auch n-tv sowie zu 50 Prozent Super RTL und zu 35,9 Prozent auch RTL II sowie die RTL-Pay-TV-Ableger umfasst, kommen noch Sender in Frankreich, den Niederlanden, Belgien, Luxemburg, Kroatien, Griechenland, Spanien, Ungarn und Russland.

Doch mindestens genauso beeindruckend ist das Portfolio an Produktionsfirmen. Da ist in Deutschland die UFA mit all ihren Ablegern von Grundy Light Entertainment über Grundy UFA bis zu Teamworx oder der Phoenix Group zu nennen, aber auch Talkback Thames in Großbritannien und die in der Regel unter dem Namen FremantleMedia operierenden Produktionsfirmen in Frankreich, den Niederlanden, Belgien, Kroatien, Griechenland, Spanien, Nord-Ameria, Australien, Italien, Dänemark, Finnland und Schweden. Daneben ist die RTL Group nach wie vor auch im Radio-Geschäft aktiv.

Dass Bertelsmann im Jahr 2001 die Mehrheit an diesem weit verzweigten TV-Konzern übernahm, erwies sich schnell als goldrichtige Entscheidung: Die RTL Group entpuppte sich im folgenden Jahrzehnt nämlich als wahrer Goldesel. Erwirtschaftete die RTL Group 2001 bereits einen Umsatz von 4,05 Milliarden Euro, so konnte dieser Wert bis zum Jahr 2010 um fast 40 Prozent auf 5,59 Milliarden Euro gesteigert werden. Der operative Gewinn (Adjusted EBITA) zog von 361 Millionen Euro 2001 auf über 1,1 Milliarden Euro im Jahr 2010 an. Zum Vergleich: Der gesamte Bertelsmann-Konzern - also inkl. Gruner + Jahr, Random House, Arvato und Direct Group - machte 2010 einen operativen Gewinn von 1,85 Milliarden Euro. Die RTL Group steuerte den Löwenanteil bei.

Die RTL Group ist für Bertelsmann also ein Segen. Doch das gleiche gilt auch umgekehrt: Während ProSiebenSat.1, der große Konkurrent auf dem deutschen Markt, seit der Kirch-Pleite von Finanz-Investor zu Finanz-Investor wandert und für jeden Verkaufsprozess aufs neue mit kurzfristigen Maßnahmen aufgehübscht werden muss, kann man sich bei der RTL Group auf eine stabile Gesellschafterstruktur verlassen. Natürlich gilt es auch dort, Gewinnvorgaben einzuhalten und auch dort ist man vor Spar-Runden nicht gefeit. Doch dass man sich einen noch immer defizitären Nachrichtensender wie n-tv leisten kann, hängt auch damit zusammen, dass man manch Entscheidung mit größerem Weitblick angehen kann als wenn man von Verkaufsprozess zu Verkaufsprozess denken muss.