Foto: Mobiles Fernsehen DeutschlandIst denn Handy-TV im Broadcast von der Nachfrageseite her überhaupt relevant für den deutschen Markt? Beim UMTS-Stream dagegen rufe ich ja nur das in einer Einzelverbindung ab, was ich gerade sehen will. Häufig heißt es ja, es geht um Nutzungsdauern von fünf bis zehn Minuten?

Das kann man in zwei Richtungen beantworten. Zum einen glaube ich nicht, dass Streaming und Mobile-Broadcast zueinander in Konkurrenz stehen. Das sind zwei unterschiedliche Sachen. Es ist nicht die Frage, verdrängt das eine das andere, sondern andersrum wird ein Schuh draus: Die Technologien können sich gegenseitig befruchten. Man kann idealerweise die Versorgung mit Massenmedien viel kostengünstiger über mobile Broadcast machen und kann Rückkanalfunktionen gänzlich über 3G oder UMTS abbilden. Das können konkrete Informationen zum Programm sein oder Uploading und Downloading von User-Generated-Content. Dahinter steht eine ganz andere Medienwelt. Wenn man die Rückkanalmöglichkeiten auf allen Übertragungswegen voll angeht, kann man den Kunden sehr viel enger anbinden. Wenn man sich mal anschaut, was heute bei MTV schon läuft: Angefangen von SMS to screen – also die SMS auf dem Bildschirm, wenn ich mir Werbe- oder Voting-Aktionen anschaue oder Chats. Da ist so viel möglich und da stecken wir noch in den Kinderschuhen. Das Potential muss gehoben werden.

Will der Kunde denn die Sendervielfalt? Vierzig Kanäle, das klingt ja schön und gut. Aber wenn ich unterwegs bin, will ich doch schnell an genau die gewünschten Inhalte kommen. Wenn ich mich da erst durch die Sender zappen muss...

Der zentrale Punkt ist, dass man für ein Mobile-Broadcast-Angebot, das im Interesse des Marktes so breit wie möglich sein soll, eine Plattform hat, auf der der Kunde auswählen kann. So wie man das ja auch heute schon von Abonnement-Modellen im Pay-TV kennt. Möchte der Kunde das Basispaket, zahlt er einen bestimmten Betrag. Möchte er das Nachrichtenpaket, kriegt er noch drei Nachrichtenkanäle und zahlt dafür ein paar Euro mehr. Das sind also wählbare Module. Aber um diese wählbaren Module bereitstellen zu können auf einem portablen mobilen Gerät, brauche ich eine Plattform. Ich muss es ja in die Luft kriegen, ich muss es konfigurieren, aufbereiten, ergänzende Informationen unterlegen, und und und. Bis hin zu dem Vollpaket, wo einer sagt: „Ich will alles haben“.
 
 
Was für Programme werden das sein?

Das werden zum einen die jetzt bekannten, eingeführten Fernsehkanäle und -Marken sein. Also konventionelles TV. Das ist ja auch etwas, was der Kunde nach allen Marktforschungen sehen will. Und dann muss ich zusätzlich spezifischen Mobile-Content anbieten. Konfiguriert mit der besonderen Nutzungssituation vor Augen – kurze Verweildauern und so weiter. Darin liegt der Charme: Ich muss konventionelle Inhalte und konventionelle TV-Marken in einer Plattform kombinieren mit spezifischen Inhalten. Und da werden dann wieder neue Kanäle, neue Marken entstehen. Und das ist die Vision dahinter.

Ab sofort nimmt der Sender "ProSiebenSat.1 Mobile" den Platz des Entertainment-Kanals ein. Was gibt es da zu sehen?

Der Sender beinhaltet bekannte Programmmarken aus dem Angebot der Senderfamilie, die eigens für die mobile Nutzung kompiliert wurden. Neben den Comedys bekommen die Zuschauer dort auch Reportagen und andere Formate zu sehen. Als besonderes Highlight starten die aktuellen Folgen der Sat.1-Telenovelas "Schmetterlinge im Bauch" und "Verliebt in Berlin" bei "ProSiebenSat.1 Mobile" schon vor der regulären Ausstrahlung im klassischen Fernsehen. Mit einer eigenen Station-ID wird "ProSiebenSat.1 Mobile" den Zuschauern als eigenständiger mobiler Sender kenntlich gemacht. So bieten wir einen exklusiv auf das mobile Nutzungsverhalten zusammengestellten Content und schöpfen dabei aus der Kraft der Marke ProSiebenSat.1.

Haben Sie schon Gespräche mit weiteren Sendern geführt?

Ja, natürlich! Sehr gute sogar.

Und wie ist die Resonanz?


Jedes Unternehmen ist heiß darauf, Geld zu verdienen, das kann man niemandem vorwerfen. Wenn man in der Lage ist, zu vermitteln, dass da Gewinnmöglichkeiten liegen, dann stellen wir regelmäßig fest, dass die Resonanz ist: „Gut, da gehen wir mit.“