Erwachsen auf ProbeIn der vergangenen Woche hat RTL die Kritiker der Sendung "Erwachsen auf Probe" und die Presse eingeladen, einen Blick auf die neue Sendung zu werfen, die derzeit die Gemüter erhitzt. Ziel der Veranstaltung war es, die Kritiker - darunter Ärzte, Kinderschützer, Psychologen - davon zu überzeugen, dass die Sendung keineswegs derart schädlich sei, wie die Pressemitteilung des Senders und die teils heftigen Reaktionen darauf es vermuten ließen.

Allzu viel gebracht hat die gut gemeinte Veranstaltung offenbar nicht. Viele Kritiker ließen sich nicht überzeugen. Die Diskussion um das Format indes geht weiter. Neben der in vielen Fällen sicher ernsten Sorge um das Wohl der an der Sendung beteiligten Kinder und Jugendlichen dürfte den Kritikern allerdings auch klar sein, dass eine möglichst wortgewaltige Empörung für Publicity sorgt - sowohl für das Format, wie auch die eigene Institution. Am heutigen Freitag schließlich haben insgesamt 60 Vereine und Verbände in einer von der Bundeskonferenz für Erziehungsberatung initiierten gemeinsamen Erklärung einen Stopp der Reihe gefordert.
 

 
Auch am Rand der Diskussions-Veranstaltung am Freitag vergangener Woche gab es hinter vorgehaltener Hand von Kritikern das Eingeständnis, man habe sich in der Wortwahl der Empörung bewusst dramatisch gegeben. Eher harmlos fällt dagegen noch der Hinweis des Kolpingwerkes aus. "Die Debatte um die Sendung 'Erwachsen auf Probe' zeigt einmal mehr die Bedeutung des Aus-Knopfes für die Fernsehkultur in Deutschland", sagte Bundesvorstand Herbert Barthelmes.

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Mittlerweile laufen zwei Strafverfahren gegen die Sendung. Nachdem in der vergangenen Woche bereits ein Arbeitskreis am Familiengericht Freising Strafanzeigen gegen die Sendung erstattet hat, hat nun auch ein Familienschutzverein ein Strafverfahren bei der Staatsanwaltschaft Köln in Gang gebracht. Der Vorwurf lautet Verdacht auf Körperverletzung Schutzbefohlener. Unterdessen fordert Christian Lüders von Deutschen Jugendinstitut laut einem Bericht der "Süddeutschen Zeitung" die Jugendämter auf, gegen die Sendung einzugreifen. "Nach allem, was man weiß, muss man wohl davon ausgehen, dass ein Risiko für die Kinder vorliegt", sagte er der Zeitung.

Nach derzeitigem Stand der Dinge, könnte er damit allerdings falsch liegen. Ein Vertreter des Jugendamtes Köln, der am vergangenen Freitag ebenfalls das Screening der Sendung in den RTL-Räumen verfolgte, stellte in der sich an die Vorführung anschließenden Diskussion fest, dass er auf Grund des Gesehenen keine Kindeswohlgefährung feststellen könne. Allerdings stellte er mit Nachdruck fest, dass die Sendung Instrumentalisiere.
 
Auch stellte er die Frage, wer die Eltern sind, die ihre Kleinkinder für eine solche Sendung zur Verfügung stellen - und das tat er nicht nur rhetorisch. So Kinder und Eltern aus seinem Verantwortungsbereich Köln an der Sendung beteiligt gewesen sei, forderte er RTL auf, ihm Namen und Anschriften der Eltern zu übermitteln. RTL-Unterhaltungschef Tom Sänger erschien daraufhin düpiert, verwies auf den Datenschutz und kündigte an, das in bilateralen Gesprächen klären zu wollen.