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Die bestimmende Nachricht der letzten Woche war die Entscheidung des Verfassungsgerichtshof, dass Teile des ORF-Gesetzes verfassungswidrig sind (DWDL.de berichtete). Bei der Entscheidung geht es vor allem um die Besetzung von Stiftungs- und Publikumsrat. Der Gesetzgeber hat bis März 2025 Zeit, um das Gesetz zu reparieren. Inwieweit das passieren wird, wo doch auch im kommenden Jahr ein neuer Nationalrat gewählt wird, ist aktuell noch unklar. Besonders interessant waren daher zuletzt aber Überlegungen des ÖVP-Generalsekretärs Christian Stocker, der in einem Interview mit den "Vorarlberger Nachrichten" laut über eine "neue Definition des öffentlichen Auftrages" nachdachte. Damit würde man dann nicht nur die vom Verfassungsgerichtshof beanstandeten Punkte anfassen, sondern den ORF als Ganzes. Aktuell sei das ORF-Gesetz "insgesamt in die Jahre gekommen", so Stocker. 

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Ansonsten fielen die Reaktionen der Politik auf die Entscheidung eher allgemein aus. Die Grüne Mediensprecherin Eva Blimlinger erklärte, man beginne "unverzüglich" mit der Arbeit an der Gremienreform. Sie erklärte auch, man sehe die Entscheidung als einen "Auftrag an die aktuelle Bundesregierung", um tätig zu werden. Heißt: Sie will die Reform nicht der kommenden Bundesregierung überlassen. Ob Blimlinger das schafft, ist unklar. Aus dem ÖVP-geführten Medienministerium hieß es, es sei "überraschend", dass die Gremien des ORF seit Jahrzehnten im Wesentlichen unverändert gewesen seien - "und dies jetzt mit einem Mal verfassungswidrig ist". Kritisiert wurde der politische Einfluss insbesondere auf den ORF-Stiftungsrat freilich schon seit vielen Jahren. Der burgenländische Landeshauptmann Hans Peter Doskozil (SPÖ), der den Prüfantrag durch den Verfassungsgerichtshof initiiert hat, sprach von einem "demokratiepolitischen Erfolg" und einer "historischen Chance für die Medienlandschaft in Österreich".

Alexander Wrabetz © ORF/Thomas Jantzen Alexander Wrabetz
Für eine völlig neue Definition des öffentlich-rechtlichen Auftrags setzen sich derweil auch der Verband der Privatsender (VÖP) sowie der Verband Österreichischer Zeitungen (VÖZ) ein. "Neben den vom VfGH behandelten Themen gibt es noch zahlreiche weitere Punkte, die überprüft und adaptiert werden müssen. [...] In Summe ergibt sich daraus ein katastrophales Bild für den ORF. Um den ORF aus der Schusslinie zu nehmen, gibt es aus Sicht der Privatsender nur die Möglichkeit, den ORF von Grund auf neu aufzustellen", heißt es etwa vom VÖP. Im Laufe der kommenden Monate wird sich zeigen, was die Politik will: Eine umfassende ORF-Reform oder ein Stopfen der Löcher, die der Verfassungsgerichtshof jetzt aufgemacht hat. Gut möglich, dass man sich für zweiteres entscheidet - und dass sich an der starken Präsenz der partei- und politiknahen Menschen in dem Stiftungsrat des ORF gar nicht so viel ändert. Der langjährige ORF-Chef Alexander Wrabetz warnte jedenfalls schon kurz nach dem Bekanntwerden der Verfassungsgerichtshof-Entscheidung. Der ORF werde durch die Erkenntnis 2024 "existentiellem parteipolitischem Druck ausgesetzt", so Wrabetz. "Hoffentlich beweisen die Parlamentsparteien, dass Sie mit breiter Mehrheit die geforderten Änderungen umsetzen, ohne das Unternehmen im Wahljahr zu lähmen oder zu gefährden."

Harald Kräuter © ORF/Thomas Ramstorfer Harald Kräuter
Das Trendthema dieser Tage, egal auf welchen Medienkongress man sich begibt, ist Künstliche Intelligenz (KI). Inwieweit der Einsatz von KI die Medienbranche verändern wird, ist noch längst nicht ganz abzusehen. Fest steht nur: Veränderungen werden kommen. Der ORF will nun den KI-Einsatz testen. Technikdirektor Harald Kräuter erklärte gegenüber der APA, er rechne mit drei Bereichen, in denen künftig mit KI gearbeitet wird: Bei der Unterstützung der journalistischen Tätigkeit, einer Effizienzsteigerung der Arbeitsprozesse und zur Erhöhung der Barrierefreiheit. "Journalismus wird im ORF immer in der Verantwortung der Redakteurinnen und Redakteure liegen", so Kräuter. In Abstimmung mit dem Redaktionsrat arbeite man aktuell an der Entwicklung einer KI-Anwendung, die den Kern einer journalistischen Geschichte erkennen und dann in Social-Media-Beiträge oder in andere Sprachen transferieren soll. Bei der Barrierefreiheit teste man unterschiedliche Tools zur Untertitelung der Programme. "Wir loten aus, ob eine gewisse Fehlertoleranz vielleicht akzeptiert werden kann, wenn wir im Gegenzug noch mehr Sendungen und Programme untertiteln können", sagt Kräuter. Die KI-Projekte seien keine Einsparungsprojekte, versucht der Technikdirektor zu beschwichtigen. "Wir können dadurch unsere Kreativität besser ausleben, noch mehr Zeit in Recherche stecken und letztendlich mehr Kanäle mit breiteren Inhalten bespielen." 

ZiB Zack Mini © Screenshot ORF
Für einen Beitrag in der Kinder-Nachrichtensendung "ZIB Zack Mini" über die Ereignisse in Israel und Nahost ist der ORF zuletzt scharf kritisiert worden. In einem Beitrag wurde versucht, den Israel-Gaza-Konflikt zu erklären, dabei wurde der Hamas-Terror allerdings gerechtfertigt. So erklärte die Moderatorin nicht, dass die Hamas Israel beispielsweise das Existenzrecht abspricht. Außerdem wird nicht erwähnt, dass die Hamas bei den aktuellen Ereignissen Israel zuerst angegriffen hat. Der ORF hat den Beitrag inzwischen offline genommen und ein Statement der Redaktion veröffentlicht. "Komplizierte politische Zusammenhänge und gewaltsame Bilder kindgerecht zu erklären, gehört zum Schwierigsten was Journalismus zu bieten hat", heißt es darin. Sollte in der kritisierten Folge der "Eindruck von Relativierung entstanden sein, dann bedauert das die Redaktion". Das sei nicht die intendierte Absicht gewesen. "Der ORF benennt die Gräuel der Hamas in seinen Informationssendungen unmissverständlich. Um jedwede Missverständnisse zu vermeiden, hat der ORF den entsprechenden Beitrag aus den Online-Verbreitungswegen entfernt."

Maria Scholl © APA/Roland Schlager Maria Scholl
Maria Scholl ist neue Chefredakteurin der Nachrichtenagentur APA - sie ist die erste Frau in dieser Position. Sie folgt auf Johannes Bruckenberger, der im Zuge seiner Bewerbung für die ORF-Chefredaktion seine Funktionen in der APA zurückgelegt hat. Scholl ist bereits seit 2019 stellvertretender Chefredakteurin der APA, wo sie zuvor als Chefin vom Dienst und Kulturredakteurin tätig war. Bei der Nachrichtenagentur arbeitet sie seit 2010. Clemens Pig, geschäftsführender Vorstand der APA, bezeichnet Scholl als "Role Model für das zukunftsorientierte Newsroom-Management im Agenturjournalismus." Bereits seit Sommer ist derweil klar, dass Bruckenberger zum ORF will, um dort einen der drei Chefredakteurs-Posten zu besetzen (DWDL.de berichtete). 

Österreich in Zahlen

Forsthaus Rampensau © ATV/Ernst Kainerstorfer
"Forsthaus Rampensau" ist im vergangenen Jahr ein schöner Erfolg für ATV gewesen, nun ist die zweite Staffel mit guten Quoten gestartet. 118.000 Zuschauerinnen und Zuschauer sahen sich den Start in die neue Staffel an, der Marktanteil in der klassischen Zielgruppe lag bei starken 13,7 Prozent. Spannend ist ein Vergleich mit dem Staffelauftakt 2022: Damals sahen rund 50.000 Menschen mehr zu, dafür lag der Marktanteil bei nur 10,5 Prozent. ATV spricht vom "erfolgreichsten Auftakt in der Formatgeschichte". Besser als mit "Forsthaus Rampensau" lief es für ATV in der vergangenen Woche in der Primetime nur mit "Bauer sucht Frau": Das von Arabella Kiesbauer moderierte Format unterhielt 247.000 Menschen und kam so beim jungen Publikum auf 18,9 Prozent Marktanteil

Ralf Rangnick ORF Interview © Screenshot ORF
Mit 1:0 hat die österreichische Fußball-Nationalmannschaft am Montag Aserbaidschan geschlagen - damit hat das Team von Ralf Rangnick das EM-Ticket für das kommende Jahr gelöst. 629.000 Zuschauerinnen und Zuschauer sahen sich die erste Halbzeit der Partie in ORF 1 an, 814.000 waren es während den zweiten 45 Minuten. Mit 37 und 31 Prozent Marktanteil lief es für den Sender am Vorabend richtig gut. Kurz nach dem Abpfiff freute sich auch ServusTV in einer Pressemitteilung, denn die Spiele der ÖFB-Elf bei der EM werden exklusiv beim Privatsender zu sehen sein. Der ORF wird lediglich einige andere Partien übertragen und hat sich dafür Sublizenzen gesichert (DWDL.de berichtete). Das Eröffnungsmatch, das Finale sowie die beiden Halbfinal-Spiele werden ebenfalls exklusiv bei ServusTV zu sehen sein. 

Walking on Sunshine © ORF/Landsiedl Foto/Thomas Ramstorfer/Hans Leitner
Das Spiel am Montag sorgte jedenfalls dafür, dass die ORF-1-Serie "Walking on Sunshine" zu Beginn der Primetime deutlich stärker war als zuletzt. 349.000 Menschen sahen sich die erste Folge des Abends an, das entsprach 12 Prozent Marktanteil. Episode zwei kam danach ebenfalls auf 12 Prozent, hier sahen aber nur noch 298.000 Personen zu. Rechnet man die Quoten von ORF 1 und ORF 2 am Montagvorabend zusammen, so lagen die beiden öffentlich-rechtlichen Sender ab 19 Uhr bei mehr als 70 Prozent Marktanteil. "Bundesland Heute" kam um 19 Uhr trotz der starken Fußball-Konkurrenz auf mehr als eine Million Zuschauerinnen und Zuschauer sowie 44 Prozent.