Serienfans aufgepasst: Am Sonntagabend wurden in Los Angeles endlich die ersten Emmys für fiktionale Produktionen vergeben. Mit jeweils fünf Emmys waren „Stranger Things“ von Netflix und „Westworld“ von HBO die meistausgezeichneten Programme der zweiten Emmy-Verleihung, die von Tom Hanks eröffnet wurde. „Stranger Things“ räumte u.a. für sein eingängiges Intro ab. So holte die Netflix-Serie Emmys für Theme Music und Main Title Design. Die weiteren Preise gab es für Casting, Schnitt und Sound Editing. Die SciFi-Serie „Westworld“ wiederum wurde ausgezeichnet für Sound Mixing, Visual Effects, Interactive Media sowie MakeUp und Hairstyling.

Im Network-Ranking ließ am Ende HBO Netflix dann doch deutlich hinter sich. 16 Preise gingen auf das HBO-Konto. Dabei halfen „The Night Of“ (vier Emmys, u.a. für Kamera), „Big Little Lies“ (drei Emmys, u.a. Casting), „Veep“ (drei Emmys, u.a. ebenso für Casting) und ein Preis für „Once Upon a Sesame Street Christmas“ als bestes Kinderprogramm. Netflix wiederum holte am Sonntagabend in Los Angeles elf Emmys. „The Crown“ gewann zwei Preise für Kostüm sowie Produktionsdesign in historischen Produktionen. „Master of None“ holte einen Emmy für den besten Schnitt, „Luke Cage“ einen Preis für Stunts und die eher durchwachsene Comedyserie „The Ranch“ erhielt zur Überraschung vieler einen Kamera-Emmy. Unumstrittener: Der Emmy für die Musikkomposition von „House of Cards“.

Mit drei Emmys ebenfalls unter den Top-Produktionen des zweiten Emmy-Abends: „The Handmaid’s Tale“ von Hulu. Die bedrückende Dystopie wurde für Produktionsdesign und Kamera ausgezeichnet. Das Emmy-Trio komplett machte Alexis Bledel, die den Emmy für die beste Gastrolle in der gefeierten Hulu-Serie erhielt. Mit der Ausbeute kann Hulu bislang sehr zufrieden sein. Stichwort Gastrollen: Die Emmys für männliche und weibliche Gastrollen in einer Comedy  gingen an Dave Chappelle und Melissa McCarthy für ihre Auftritte bei „Saturday Night Live“ (NBC). Sieger der Herzen ganz zum Ende des zweiten Emmy-Abends war Gerald McRaney für seine Rolle in der NBC-Hitserie „This is us“. Es war die erste Emmy-Auszeichnung in seiner mehr als 40-jährigen Karriere.

Gerald McRaney© DWDL.de

Gerald McRaney bekam den herzlichsten Applaus des Abends 

Auch der Kabelsender FX kann eigentlich durchaus glücklich sein mit dem 2. Emmy-Abend. Gleich drei Produktionen sind nun preisgekrönt. „Fargo“ wurde ausgezeichnet für seine Musikkomposition, „American Horror Story: Roanoke“ für Make-Up und „Feud: Bette and Joan“ gleich doppelt für Make-Up und Hairstyling. Angesichts der Ausbeute im vergangenen Jahr hatte man sich bei FX aber offenbar mehr erhofft. Sendervertreter zeigten sich backstage im Media Center zumindest etwas enttäuscht und das obwohl man an diesem Abend hinter HBO und Netflix immerhin Platz 3 im Network-Ranking belegt.

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Und sonst? „Better Call Saul“ selbst ging leer aus, aber „Los Pollos Hermanos Employee Training“ gewann einen Emmy in der Kategorie Short Form Comedy or Drama. „Mozart in the Jungle“ wurde für Sound Mixing ausgezeichnet - und rettete damit Amazon die Ehre. „The Big Bang Theory“ (CBS) gewann einen Emmy für den besten Schnitt einer Multi-Camera-Serie, „Shameless“ (Showtime) für Stunts und „Gotham“ (Fox) für Visual Effects. Die Verleihung selbst war schon deutlich politischer als der erste Emmy-Abend: Man merkt, dass mehr Schauspielerinnen und Schauspieler involviert waren, die ein größeres Sendungsbewusstsein besitzen.

Alexis Bledel© DWDL.de

Alexis Bledel gewann den Emmy für ihre Gastrolle in "The Handmaid's Tale"

Neben mancher politisch geladenen Dankesrede war es besonders eine Abmoderation von Laudatorin Jane Lynch bemerkenswert. Feuer in Kalifornien, Wasser in Texas und Sturm in Florida würden die Nation beschäftigen - und alles das habe mit dem Klimawandel zu tun. Der Applaus im Microsoft Theater war groß. „Ich merke, hier renne ich damit offene Türen ein“, so Lynch. Die Lösungen seien da, man müsse nur das Problem erkennen. An wen diese Kritik gerichtet war, dürfte eindeutig gewesen sein. Und doch war damit auch der zweite Emmy-Abend weniger vom offenen Unmut gegenüber Präsident Donald Trump sondern einem nach vorne gerichteten Blick geprägt. Es wird spannend, ob die Live-Übertragung und eine Moderation durch Stephen Colbert die Primetime Emmys am nächsten Sonntag deutlich politischer werden lassen.

Alle Gewinner des zweiten Emmy-Abends in Los Angeles finden Sie einer vollständigen Auflistung mit allen konkret ausgezeichneten Personen in einem PDF auf der Website der Televison Academy.