ProSieben-Chef Andreas Bartl hat Interesse bekundet, dem Stifterkreis des Fernsehpreises beizutreten. Ist die Forderung berechtigt?
Ich bin absolut dafür. Es gibt überhaupt keinen Grund, wieso ProSieben den Preis nicht zusammen mit ARD, ZDF, RTL und Sat.1 veranstalten sollte. ProSieben hat inzwischen ein Gewicht im Bereich der Eigenproduktionen und deswegen sehe ich keinen Anlass, wieso der Sender beim Deutschen Fernsehpreis nur zuschauen soll.
Wenn das mal keinen Streit gibt, wenn ProSiebenSat.1 mit zwei Sendern im Kreis der Stifter ist - und die Mediengruppe RTL Deutschland nur mit einem...
Das gibt sicher eine medienpolitische Debatte. Aber für mich ist entscheidend, was ein Sender produziert und wie hoch der Anteil der Eigenproduktionen in allen Genres ist. ProSieben erfüllt da meiner Meinung nach alle Bedingungen.
Warum tut sich das deutsche Publikum mit Serien eigentlich so schwer? Da sowohl US- als auch deutsche Serien mit fortlaufender Handlung einen schweren Stand haben, kann es kaum an den Produktionen liegen...
Das liegt an der Sozialisierung der Zuschauer. Wir sind in Deutschland mit einer ganz anderen Programmstruktur aufgewachsen. Schon immer gab es bei uns deutlich mehr Einzelstücke, die auch nach wie vor hervorragende Quoten holen. Sendeplätze wie Montag, Mittwoch und Freitag in ARD/ZDF oder dienstags bei Sat.1. Hier in den USA finden Sie mit etwas Glück alle paar Wochen mal eine Einzelprogrammierung - und dann auch nur mit der Lupe. Aber dann meist auch nur anlässlich eines Feier- oder Todestages. Die Serie spielte in den USA schon immer eine andere Rolle und so ist das Publikum von Anfang an zu diesem Fernsehverhalten erzogen worden. Das ist ein Unterschied zu Deutschland, den man endlich einmal verinnerlichen sollte.
Man kann in Deutschland also kaum mehr erreichen als das, was das Genre Serie derzeit schafft?
Was war denn die letzte große geile Serie, die qualitativ so einzigartig und kraftvoll daher kam, dass wir beide sie unbedingt hätten einschalten müssen? Welche deutsche Serie war denn so packend, dass man sie gesehen haben muss? Da müssten wir beide, glaube ich, sehr lange überlegen. Und da müssen sich auch die Produzenten selber an die Nase fassen.
Waren die deutschen Serien in letzter Zeit nicht vielleicht etwas zu bemüht bei dem Versuch, zwanghaft anders zu sein? Wieso versucht niemand mehr die klassische deutsche Familienserie?
Die klassische deutsche Familienserie gibt es ja noch, z.B. am Samstagvorabend im ZDF. Und Abwandlungen der klassischen deutschen Serie gibt es auch am Dienstagabend im Ersten. Aber das Privatfernsehen würde nicht gut daran tun, sich an Serienideen von vor zehn Jahren zu orientieren. Das jüngere Publikum hat sich in deren Programmumfeld von solchen älteren Serien entwöhnt. Da muss man mit neuen Ideen punkten, was ich aber im Bereich der Krimis für unglaublich schwer halte, weil der deutsche Zuschauer schon übersättigt wird von US-Produktionen. Deswegen funktioniert „Deadline“ auch nicht.
Ich bin absolut dafür. Es gibt überhaupt keinen Grund, wieso ProSieben den Preis nicht zusammen mit ARD, ZDF, RTL und Sat.1 veranstalten sollte. ProSieben hat inzwischen ein Gewicht im Bereich der Eigenproduktionen und deswegen sehe ich keinen Anlass, wieso der Sender beim Deutschen Fernsehpreis nur zuschauen soll.
Wenn das mal keinen Streit gibt, wenn ProSiebenSat.1 mit zwei Sendern im Kreis der Stifter ist - und die Mediengruppe RTL Deutschland nur mit einem...
Das gibt sicher eine medienpolitische Debatte. Aber für mich ist entscheidend, was ein Sender produziert und wie hoch der Anteil der Eigenproduktionen in allen Genres ist. ProSieben erfüllt da meiner Meinung nach alle Bedingungen.
Warum tut sich das deutsche Publikum mit Serien eigentlich so schwer? Da sowohl US- als auch deutsche Serien mit fortlaufender Handlung einen schweren Stand haben, kann es kaum an den Produktionen liegen...
Das liegt an der Sozialisierung der Zuschauer. Wir sind in Deutschland mit einer ganz anderen Programmstruktur aufgewachsen. Schon immer gab es bei uns deutlich mehr Einzelstücke, die auch nach wie vor hervorragende Quoten holen. Sendeplätze wie Montag, Mittwoch und Freitag in ARD/ZDF oder dienstags bei Sat.1. Hier in den USA finden Sie mit etwas Glück alle paar Wochen mal eine Einzelprogrammierung - und dann auch nur mit der Lupe. Aber dann meist auch nur anlässlich eines Feier- oder Todestages. Die Serie spielte in den USA schon immer eine andere Rolle und so ist das Publikum von Anfang an zu diesem Fernsehverhalten erzogen worden. Das ist ein Unterschied zu Deutschland, den man endlich einmal verinnerlichen sollte.
Man kann in Deutschland also kaum mehr erreichen als das, was das Genre Serie derzeit schafft?
Was war denn die letzte große geile Serie, die qualitativ so einzigartig und kraftvoll daher kam, dass wir beide sie unbedingt hätten einschalten müssen? Welche deutsche Serie war denn so packend, dass man sie gesehen haben muss? Da müssten wir beide, glaube ich, sehr lange überlegen. Und da müssen sich auch die Produzenten selber an die Nase fassen.
Waren die deutschen Serien in letzter Zeit nicht vielleicht etwas zu bemüht bei dem Versuch, zwanghaft anders zu sein? Wieso versucht niemand mehr die klassische deutsche Familienserie?
Die klassische deutsche Familienserie gibt es ja noch, z.B. am Samstagvorabend im ZDF. Und Abwandlungen der klassischen deutschen Serie gibt es auch am Dienstagabend im Ersten. Aber das Privatfernsehen würde nicht gut daran tun, sich an Serienideen von vor zehn Jahren zu orientieren. Das jüngere Publikum hat sich in deren Programmumfeld von solchen älteren Serien entwöhnt. Da muss man mit neuen Ideen punkten, was ich aber im Bereich der Krimis für unglaublich schwer halte, weil der deutsche Zuschauer schon übersättigt wird von US-Produktionen. Deswegen funktioniert „Deadline“ auch nicht.

Oliver Kalkofe gibt dem immer schlechteren und austauschbaren Programmumfeldern die Schuld an der Quotenmisere mancher guten Produktion. Teilen sie die Ansicht?
Da würde ich klar dagegen halten. Wir erleben seit etwa zwei Jahren eine deutliche Festigung der themen-relevanten Fernsehspiele und dort stimmt dann auch die Quote. Der Zuschauer merkt die Qualität eines Films. Man kann nicht sagen, dass das ganze Fernsehen so schlecht ist, dass die Juwelen nicht mehr funkeln. Ich sehe eher den Trend zur Qualität. Der deutsche Zuschauer wird vom passiven Konsumenten zum aktiven Trüffelschwein (lacht). Er findet Qualität, wo Qualität geboten wird.
Wie erklären Sie dann eine schlechte Quote für eine gute Produktion? Ich bemühe mal das gern zitierte „Blackout“ von Sat.1...
„Blackout“ hatte eine derartige Komplexität und die Erzählweise einen so hohen Anspruch an die Aufmerksamkeit des Zuschauers, dass ich den Vierteiler - auch wegen der Ästhetik - nicht als massenwirksames Programm für den Sonntagabend 20.15 Uhr sehe. Auf anderem Sendeplatz und mit anderer Bewerbung wäre „Blackout“ sicher gut gelaufen. Vielleicht hätte man in dem Fall aus der eigentlich geplanten Serie keinen Vierteiler machen sollen. Diese immer noch andauernden Diskussionen um das „Blackout“-Mysterium sind für mich nicht nachvollziehbar. Das war auch eine Frage des Sendeplatzes.
Ärgert Sie die Diskussion über den Tod der deutschen Fiction?
Die deutsche Fiction ist weit von einer Krise entfernt. Probleme gibt es nur bei der deutschen Serie. Das deutsche Fernseh-Einzelspiel ist im Gegenteil sehr stark dank einer großen Vielfalt wirklich relevanter Themen. Für den SWR mache ich gerade mit Ulrike Folkerts und Ken Duken einen Film über den ersten Bundeswehr-Heimkehrer aus Afghanistan, der traumatisiert in seiner Heimat ankommt. Das ist verfilmte deutsche Wirklichkeit, die vom Publikum im Einzelfilm angenommen wird. Im seriellen Bereich halten die deutschen Wirklichkeiten gegen den US-Glamour oft nicht Stand. Wie man das ändern kann, darüber zerbrechen sich alle Serienproduzenten inklusive mir den Kopf.
Um nochmal auf die zeitgeschichtlichen Produktionen von teamWorx zu kommen: Lässt sich eigentlich alles sofort verfilmen oder bedarf es etwas Zeit bis man sich eines Themas annehmen kann?
Manchmal tut etwas Abstand gut. Besonders beim Thema Nationalsozialismus. Die jetzige Generation kann das Thema ganz anders angehen. Auch für das Thema DDR brauchten wir einige Jahre, bis wir es ernsthaft angehen konnten. Die ersten DDR-Filme zielten Anfang der 90er Jahre ja nur auf Ossi- und Trabi-Witze ab. Ein Film wie „Das Leben der Anderen“ hebt sich davon doch sehr deutlich ab. Aber die Abstände werden kürzer. Der Bundeswehr-Film als Thema ist nicht einmal ein Jahr alt. teamWorx setzt künftig aber nicht mehr nur auf Vergangenes. Viele neue Produktionen beschäftigten sich auch mit unserer Zukunft. Wir werfen den Blick künftig nicht nur zurück, sondern auch nach vorne.
Lesen Sie auf Seite 3: Womit Nico Hofmann schockieren will und wieso Deutschland wieder provokantes Fernsehen braucht