Herr Nuo, mal eine Grundsatzfrage zu Beginn. ist es als gebürtiger Schweizer überhaupt angemessen in einer Jury zu sitzen? Wo bleibt denn da die Diplomatie...

Die Neutralität geht ja nicht verloren und das ist auch gut so. Ich habe bis zum Schluss keinen Kandidaten bevorzugt, sondern habe immer fair die Leistung bewertet.

Aber welche Leistung muss denn stimmen bei „DSDS“? Mal zähle der Gesang, mal die Persönlichkeit. Das wirkt manchmal recht beliebig...

Wir suchen einen "Superstar" und nicht die Superstimme. Danach gehen wir auch. Ohne Gesang geht es nicht, aber ohne Performance genauso wenig. Ausdruck und Ausstrahlung können wir nicht außen vor lassen. Wie reagiert der Kandidat, wenn er den Text vergisst, was macht er, wenn ihm das Mikro runter fällt? Natürlich haben wir Juroren alle unsere Spezialgebiete. Ich bin auf Gesang, Performance und Ausstrahlung spezialisiert. Fernanda ist für die Performance, Tanz und Look zuständig und Dieter halt deckt alles ab.

 

 

Stichwort Dieter Bohlen: Wie lief die Zusammenarbeit?

Mit Dieter habe ich gar keine Probleme. Sowohl hinter als auch vor der Kamera herrscht ein sehr kollegiales Verhältnis. Als Dieter mich letztes Jahr angerufen hat und mich gefragt hat, ob ich in der Jury sitzen möchte, habe ich auch gleich gesagt, dass er keine falsche Zurückhaltung üben soll und gerne auf mir rumhacken kann. Ich habe lange genug in Hamburg gelebt, um als Schweizer seine Art des Humors und der Ironie zu verstehen. Aber bis zum Halbfinale vergangenen Samstag gab es ja kaum Spitzen von ihm. Und selbst wenn: Man kennt die Sendung, man kennt Dieter Bohlen. Fernanda und ich sind eben beide jung und frisch und entsprechen nicht dem Geschäftsmann-Typ unserer Vorgänger. Das hat RTL ja so gewollt und anscheinend funktioniert‘s, denn die Quoten stimmen ja auch fast immer.

Beim Halbfinale waren die Worte von Dieter Bohlen Ihnen gegenüber aber schon sehr deutlich. Ist das der Nachteil, wenn man stets als Erster bewertet? Das ist ja auch neu in dieser Staffel...

Nein, das ist kein Nachteil, weil ich es mir sogar so gewünscht habe. Bei den Castings war es ja noch anders, da wurde abwechselnd bewertet. Aber bei einer passenden Gelegenheit  habe ich den Wunsch geäußert, das zu ändern. Als Erster zu bewerten und nicht erst nach Dieter ermöglicht mir ein unabhängiges Urteil. Das fanden alle gut. Es macht wirklich Spaß, wenn man so kollegial und konstruktiv arbeiten kann wie hier.