„The Voice“ bei ProSieben dürfte ein harter Konkurrent werden...

Es kommt ein bisschen darauf an, wie die Kollegen das Format inhaltlich ausrichten, natürlich auch auf die Kandidaten. Ich mache mir jetzt ehrlich gesagt nicht so viele Sorgen. So etwas Neues an den Start zu bringen, ist nämlich nicht ohne, ich weiß, wovon ich rede. Und eine Jury, die auf Anhieb funktioniert, ist auch eine Herausforderung. Aber ich bin mir sicher, Wolfgang Link hat da noch nichts verlernt (lacht).

Auch die Vorbereitungen für „DSDS“ laufen ja bereits wieder. Noch fehlt die neue Jury. Bis wann muss die stehen?

Ein paar Wochen haben wir noch.

Also wie muss die Jury neben Dieter Bohlen aussehen bei „DSDS“?

Ich habe festgestellt, „nur schön“ reicht im Leben so wenig wie „nur nett“.

Ist das die größte Herausforderung für die nächste Staffel, die neue Jury?

Offen gesagt hatte ich mir eher Sorgen gemacht, ob denn noch genug Kandidaten kommen. Eine interne Diskussion unter uns allen ist ja auch immer, ob das Becken nicht bald leer ist. Interessanterweise bestätigten die DSDS-Kollegen, dass wir zu diesem Zeitpunkt des Bewerberprozesses schon einen neuen Bewerberrekord haben. Das zeigt, dass die On-air-Promotion von RTL sehr gut funktioniert.

Welche Erkenntnisse haben Sie denn aus der letzten „American Idol“-Staffel gewonnen, der ersten ohne Simon Cowell?

Die Amerikaner waren sich sehr unschlüssig, ob Idols ohne Simon Cowell funktionieren würde und waren am Ende sehr froh, dass die Quoten ohne ihn ebenso hoch waren. Durch die prominente Neuausrichtung der Jury gab es völlig neuen Wind. Das war vielleicht auch ein Verzweiflungsakt, denn Cowell sitzt ab Herbst in seinem eigenen X Factor Format. Ich weiß gar nicht - bei unserem doch schwierigen Verhältnis prominenter Musiker zu Castingsendungen generell -, ob wir überhaupt so große Köpfe - wie Jennifer Lopez - da reinsetzen könnten.  

In den USA wurden 10 Jahre „American Idol“ im Frühjahr groß gefeiert. Von der Presse, der Branche und den Fachmedien. Erwarten Sie ähnlichen Jubel bei 10 Jahren „DSDS“?

(lacht). Wir feiern in Deutschland Erfolge ja nicht wirklich. Also wenn Dinge zu erfolgreich werden ist das ja allen eher suspekt. Das gilt auch für den großen Erfolg von DSDS. Keiner sagt: "Wahnsinn, 10 Jahre on air und immer noch so beliebt". Wir sollten uns ein Loch in den Bauch freuen und uns auch wirklich einmal feiern: Wir haben mit Tom Sänger einen verlässlichen Fürsprecher, wir haben tolle Mitarbeiter und junge Leute, die immer wieder mitmachen. Leider vergesse ich auch selber manchmal unsere Erfolge zu feiern, weil ich mich immer sofort frage, ob alles auch wirklich gut genug war.

Auch ein schon oft diskutiertes Thema....

Ja, die Deutschen sind da sehr skeptisch. Die Amerikaner haben ein komplett entspanntes Verhältnis zum Casting. Wenn man etwas werden will, muss man zum Casting. Jede Arbeitsstelle wird wie ein Casting besetzt mit einem Assessement-Center. Im kreativen Bereich geht man nicht mehr zum Vorstellungsgespräch, sondern zum Job-Casting, da wird sich gar nicht darüber aufgeregt. Hier bei uns ist allein das Wort „Casting“ schon negativ belegt.

Jetzt haben wir zwar mal nicht mit Casting angefangen, aber mit Casting aufgehört...

Wie gesagt. Wir wollen das Thema ja auch nicht totschweigen. Wir können und wollen auch gar nicht ohne. (lacht)

Aber mit den anderen neuen Formaten hat Grundy Light Entertainment ja so viel zu tun wie kaum eine andere Produktionsfirma....

Ach, ich habe uns noch nie mit anderen Produzenten verglichen. Ich bin eher damit beschäftigt, dass das Geschäft immer weiter läuft. Bei uns fängt die nächste Castingshow schon an, da hat die letzte noch gar nicht aufgehört (lacht). Es läuft, aber manchmal muss man halt auch ein bisschen Glück haben.

Frau Biernat, herzlichen Dank für das Gespräch.