Herr Küttner, im vorigen Jahr avancierte "Ninja Warrior Germany" zum Überraschungs-Hit des Sommers. Woher rührt der Erfolg aus Ihrer Sicht?

"Ninja Warrior Germany" ist von den Zuschauern letztlich als etwas wirklich Neues angesehen worden. Die Sendung setzt auf neue Köpfe in der Moderation und der Sport steht im Vordergrund - das war also in vielerlei Hinsicht ein frischer Aufschlag. Dazu kommt der anspruchsvolle Parcours und das simple Konzept: Wer ins Wasser fällt, ist raus. Wir haben damit den Trend der Physical Gameshows nach Deutschland geholt. Natürlich waren wir vor der ersten Staffel vorsichtig optimistisch. Unsere Quoten-Erwartungen wurden dann aber deutlich übertroffen, auch wenn vielen im Haus klar war, dass wir es mit einem echt starken Format zu tun haben.

Ist es gut oder schlecht für die Dramaturgie, wenn viele Kandidaten schon früh am Parcours scheitern?

Das ist ein zweischneidiges Schwert: Auf der einen Seite ist es gut, weil es zeigt, wie schwer dieser Parcours ist und dass nicht jeder ihn einfach mal so schaffen kann. Schon so mancher Sportler, von dem wir erwarteten, dass er wirklich weit kommen wird, ist bereits beim zweiten Hindernis ausgeschieden. Auf der anderen Seite kann ich als Programmverantwortlicher schon mal nervös werden, wenn die Kandidaten an einem Hindernis reihenweise ausscheiden.

Hat "Ninja Warrior Germany" das Zeug dazu, ein wichtiger Pfeiler im RTL-Programm zu werden, wie es die Castingshows in den vergangenen Jahren waren?

Ich sehe "Ninja Warrior Germany" bereits jetzt als wichtigen Pfeiler. Wir haben die Schlagzahl der Sendung erhöht. In der ersten Staffel hatten wir fünf Folgen, jetzt sind es direkt neun. Dazu kommt noch ein Promi-Special, das wir im Umfeld des Spendenmarathons programmieren wollen. Wie wichtig uns die Show ist, können Sie auch daran erkennen, dass die Werbekampagne unter anderem mit vielen Aktivitäten im Netz, so groß ausfällt wie kaum eine andere bei uns in diesem Jahr.

Was bedeutet die erhöhte Schlagzahl für die inhaltliche Ausrichtung der Show?

Wenn man die Anzahl der Folgen fast verdoppelt, dann muss man auch den Ablauf ein Stück weit verändern. Wir haben jetzt sieben Vorrunden, in denen sich jeweils acht Athleten für das Halbfinale qualifizieren können. Dann kommt ein Halbfinale und eine große Final-Show. Außerdem haben wir größere und aufwendigere Hindernisse aufgebaut. Dadurch wollen wir für Abwechslung sorgen.

Im September folgt der Wechsel vom Samstag- auf den Sonntagabend. Ist die Show wirklich schon bereit, es mit dem "Tatort" aufzunehmen?

Sicher nicht beim Gesamtpublikum, aber vielleicht bei jüngeren Zuschauern.. Natürlich gehen wir nicht davon aus, dass "Ninja Warrior Germany" am Sonntag die gleichen Marktanteile holt wie letztes Jahr an einem Samstag. Allerdings ist es unser erklärtes Ziel, starke Formate wie "Ninja Warrior" auf den reichweitenstarken Sonntags-Sendeplatz zu programmieren, weil amerikanische Spielfilme dort schon seit längerer Zeit nicht mehr die Quoten erzielen, die wir uns dort wünschen.

Mit Ihren Kommentatoren Frank Buschmann und Jan Köppen waren Sie so zufrieden, dass Sie gleich eine weitere Show mit den beiden machen wollen?

Man kann sich ja nie ganz sicher sein, wie ein solches Duo harmoniert, aber in diesem Fall hatten wir einen ganz guten Riecher. Ich hatte schon ein gutes Gefühl, als ich die beiden jenseits der Kameras gesehen habe. Wie die beiden miteinander umgehen, macht einfach Spaß. Das wollen wir jetzt auf eine neue Show übertragen, die aktuell den Arbeitstitel "Buschi vs. Köppen" trägt und sich gerade in der Planungsphase befindet. Darin wollen wir beide auf Reisen schicken, um sich in fernen Ländern zu duellieren.

Joko und Klaas müssen sich warm anziehen?

Wir wollen mit "Buschi vs. Köppen" in eine andere Richtung gehen als das "Duell um die Welt". Das fängt schon damit an, dass es in unserer Show keinen Studio-Teil geben wird. Zudem sind Buschi und Koeppen ganz andere Typen. Bei ihren Herausforderungen in exotischen Ländern werden sie jeweils von einem prominenten Freund unterstützt.

In Ihren Bereich fällt auch die Kuppelshow "Die Bachelorette", die gerade so erfolgreich war wie nie. Hat die Pause dem Format gut getan?

Ich glaube nicht, dass die Pause etwas damit zu tun hatte. Es ist vielmehr so, dass wir mit Jessica als "Bachelorette" ein gutes Händchen hatten. Da kam uns womöglich zugute, dass wir mit einer prominenten Besetzung ins Spiel gegangen sind. Wie das alles inhaltlich verläuft, weiß man vorher aber nie. Das macht es für die Zuschauer und auch für uns Verantwortliche immer wieder spannend.

Wie sehr ärgern Sie sich, wenn kurz vor dem Finale ungewollte Fotos in Boulevardzeitschriften auftauchen?

Natürlich ärgert mich so etwas, allerdings lenkt es auch zusätzliche Aufmerksamkeit auf das Format. Die Erfahrung zeigt, dass das Interesse der Zuschauer vorhanden ist, solange es öffentlich keine Bestätigung gibt, wer tatsächlich die letzte Rose bekommen hat. Und schließlich wollen die Zuschauer es auch mit eigenen Augen sehen.

Die Lust auf das Format ist Ihnen also nicht vergangen?

Im Gegenteil. Wir machen sowohl mit dem "Bachelor" als auch mit der "Bachelorette" weiter. Daneben arbeiten wir aktuell an einem Spin-Off und überlegen, auch "Bachelor in Paradise" für den deutschen Markt zu adaptieren. Noch ist allerdings nichts entschieden.

Wo verorten Sie den "Bachelor" eigentlich in Ihrem RTL-Bereich? Ist das Real Life oder doch schon Comedy?

(lacht) Klare Antwort: Real Life.

Bei "Mario Barth deckt auf" kann man sich auch nicht immer ganz sicher sein. Häufig hat man den Eindruck, dass dort doch sehr pauschal nur schwarz oder weiß gesehen wird. Kann's zur Abwechslung nicht auch mal ein Grau-Ton sein?

Ich fände es schade, wenn die Sendung am Ende als "Die da oben sind alle doof"-Format im Gedächtnis bliebe. Aber natürlich gehen wir mit dem Blick der Bürger in die Sendung – und die können eben nicht verstehen, wenn milliardenteure Großprojekte aus dem Ruder laufen. Oder zum Beispiel eine Brücke gebaut wird,  wo keine Strasse ist gleichzeitig aber ein Hallenbad aus Kostengründen geschlossen wird - dann prangern wir das zu Recht an.

"Die Persönlichkeit der Comedians ist für die meisten Zuschauer der Hauptgrund, eine Sendung einzuschalten."
Markus Küttner, RTL-Bereichsleiter Comedy & Real Life

Mario Barth hat sich auch abseits der Show als investigativer Journalist versucht. Wenn er auf seiner Facebook-Seite plötzlich vor dem Trump-Tower steht, dann müssen bei Ihnen doch sämtliche Alarmglocken schrillen.

Da wurde wohl mehr hineininterpretiert als er eigentlich aussagen wollte. Im "Stern" hat Mario den Auftritt kürzlich ja auch selbst relativiert. Auf unsere Zusammenarbeit hat das jedenfalls keinen Einfluss. Neben "Mario Barth deckt auf" wird "Willkommen bei Mario Barth" im Herbst mit sechs neuen Folgen zurückkehren. Außerdem haben wir in der Berliner Waldbühne gerade seinen Tour-Abschluss zu "Männer sind bekloppt, aber sexy" aufgezeichnet, den wir im Herbst an einem Freitagabend um 20:15 Uhr ausstrahlen werden.

Wie wichtig ist bei Comedy-Shows eigentlich das Konzept – und wie wichtig der Kopf, der es präsentiert?

In den letzten Jahren haben wir festgestellt, dass sich Comedy-Formate zunehmend schwer tun. Die Persönlichkeit der Comedians ist für die meisten Zuschauer der Hauptgrund, eine Sendung einzuschalten. Da rücken die eigentlichen Formate ein wenig in den Hintergrund. Das ist auch der Grund, weshalb wir so stark auf Bühnenprogramme setzen und neben Mario Barth in der kommenden Saison unter anderem die Auftritte von Markus Krebs, Dieter Nuhr, Ralf Schmitz, Rene Marik und Steffen Henssler zeigen.

Henssler haben Sie ja gerade an die Konkurrenz verloren.

Sein Bühnenprogramm haben wir schon vor einiger Zeit aufgezeichnet und auch nach seinem Wechsel zu ProSieben stehen wir in einem guten Verhältnis zueinander. Das ist für uns jedenfalls kein Grund, sein Programm nicht auszustrahlen. Dafür ist es außerdem viel zu stark.

Worüber lachen Sie persönlich gerne?

Ich sehe unfassbar gerne amerikanische Late-Night-Shows. Die "Daily Show" oder auch "Last Week Tonight" kann ich mir immer anschauen. In Deutschland scheitern Late-Night-Formate leider häufig schon an den Gästen. Einen wie Barack Obama bekommen Sie hier eben nicht.

Herr Küttner, vielen Dank für das Gespräch.