Foto: RTL / Nutzung im Zusammenhang mit BerichtersDann sind für Sie Webseiten wie Wikipedia der verbotene Apfel des Journalismus?

Er ist auf jeden Fall nicht Nahrung genug, um es als alleinige Mahlzeit zu sich zu nehmen. Wikipedia ist eine interessante Quelle, ja - aber man darf auch nicht vergessen wie sie entsteht. Jeder der mal ausprobiert hat, wie man Artikel und Beiträge dort einstellt, muss sich auch immer die Frage stellen: "Wer bringt sich da ein?" und "Mit welcher Zielsetzung macht er das?". Man darf diese zwei Fragen nie außer acht lassen, und man sollte nie die eigene Urteilsfähigkeit vernachlässigen.


Stört es Sie gerade vor diesem Hintergrund, dass das Berufsbild des Journalist kein geschützter Begriff ist?

Wir alle haben schon mit Kollegen zu tun gehabt, bei denen man sich fragt: "Wie kann der sich bitte Journalist nennen?" Ob Journalist geschützt ist, oder nicht, wird nichts daran ändern, dass das Internet eine universal zugängliche Plattform ist, auf der sich Millionen User einbringen. Vergleichen Sie einen Blog mit dem Onlinedienst eines seriösen Mediums: Der Unterschied muss jedem klar sein. Wir werden nie etwas gegen den Wildwuchs tun können, der sich in einer globalen Community entwickelt. Was wir aber tun können ist, dass beispielsweise wir mit unserer Marke RTL Informationen zur Verfügung stellen, die von einer Redaktion recherchiert und geprüft wurden - einer Redaktion, die sich zum Ziel gesetzt hat, vernünftig zu informieren und hinter der kein wie auch immer gearteter Auftraggeber steht, dessen Motivation fraglich oder gänzlich unbekannt ist.

Wie bewerten Sie die wachsende Blogger-Szene und insbesondere die zunehmenden Watchblogs?

Man sollte seine Konsumenten ernst nehmen und dementsprechend auch Blogs beobachten. Auf diesem Wege kann man viel darüber erfahren, was andere Menschen umtreibt, oder Themen entdecken auf die man selbst vielleicht gar nicht gekommen wäre. Das interessiert mich. Beobachtet und kritisiert zu werden macht mir nichts aus – im Gegenteil: ich verstehe Kritik als Anregung. Ich bin auch jemand, der an mich adressierte Briefe selbst beantwortet.