Der österreichische Privatsender Puls 4 kommt monatlich im Schnitt auf etwas mehr als drei Prozent Marktanteil beim Gesamtpublikum, bei den jungen Zuschauern im Alter zwischen 12 und 49 waren es zuletzt 4,6 Prozent. Das ist nicht besonders viel, vor allem wenn man die Maßstäbe des deutschen TV-Marktes zum Vergleich nimmt. Weil Puls 4 aber zur ProSiebenSat.1 Gruppe gehört, kann man sich trotzdem große Investitionen leisten. Eine dieser Investitionen ist das werktägliche Früh-Format "Café Puls", das nun schon seit 13 Jahren auf Sendung ist. Damit ist Puls 4 in Österreich vergleichsweise früh Vorreiter in diesem Bereich gewesen.

Und der Erfolg gibt den Machern recht: Während Puls 4 meist nur auf einstellige Marktanteile kommt, ist das Prunkstück "Café Puls" in schöner Regelmäßigkeit zweistellig unterwegs und hat sich seit dem Start kontinuierlich gesteigert. Schließlich überholte man in der Früh sogar den ORF, der allerdings lange nur auf Wetterbilder setzte und damit überraschend erfolgreich unterwegs war. Zum Erfolg von "Café Puls" beigetragen hat mit Sicherheit auch die Tatsache, dass der Konzern die Sendung bis heute auf ProSieben Austria und Sat.1 Österreich durchschaltet.


Für Puls 4 ist die Marke "Café Puls" eine der wichtigsten und beständigsten. Beim Sender betont man immer wieder gerne, dass die Werbeblöcke in der Früh restlos ausgebucht seien. Die Dominanz des Privatsenders war auch dem ORF lange ein Dorn im Auge, der schon seit vielen Jahren ein eigenes Früh-Format an den Start bringen wollte. Oft ist das Projekt gescheitert, 2016 wurde es dann aber doch noch realisiert. Mit "Guten Morgen Österreich" ging man Ende März an den Start - rund zwölf Jahre nach "Café Puls" und rund 29 Jahre nach dem Sat.1-"Frühstücksfernsehen".

Weil man auch beim ORF wusste, dass man spät dran war und deshalb nicht nur einfach die bestehenden Formate kopieren wollte, entwickelte man ein neues Konzept. Für "Guten Morgen Österreich" baute sich der ORF extra ein mobiles Studios, das jeden Tag eine andere Gemeinde und jede Woche ein anderes Bundesland ansteuert. So will man aus allen Teilen des Landes berichten und den Lokalkolorit der verschiedenen Gegenden abbilden. Inzwischen ist das mobile Studio auch am Nachmittag im Einsatz (DWDL.de berichtete).

Seit der ORF mit dem Format auf Sendung ist, ist auch das Quotenduell am Morgen wieder richtig spannend. "Guten Morgen Österreich" konnte die Marktanteile der Wetterpanoramas auf Anhieb übertrumpfen und holte sich auch schnell die Marktführerschaft beim Gesamtpublikum zurück. In schöner Regelmäßigkeit liegen die Marktanteile bei 25 bis 30 Prozent und damit weit über dem Senderschnitt von ORF 2. Auch Puls 4 kann da nicht mithalten, durch die neue Konkurrenz hat der Sender hier spürbar Federn lassen müssen. Anders das Bild bei den jungen Zuschauern: In der für Puls 4 wichtigen Zielgruppe der 12- bis 49-Jährigen liegt "Café Puls" meist bei mehr als 20 Prozent, während "Guten Morgen Österreich" diese Hürde nur sehr selten nehmen kann. Und so teilen sich ORF und Puls 4 die Marktführerschaft am Morgen.

Servus TV beendet sein Früh-Format

Doch wenn sich zwei Riesen um Zuschauer streiten, gibt es meist auch irgendwo Verlierer. In diesem Fall ist das Servus TV, das mit seiner Sendung "Servus am Morgen" schon vor dem Start von "Guten Morgen Österreich" meist nur mäßig erfolgreich unterwegs war. Die Quoten lagen zwar über dem Senderschnitt, aber dennoch im tief einstelligen Bereich. Für eine so teure und aufwendige Sendung waren die Quoten beim kleinen Sender immer etwas zu niedrig. Der ORF hat diese Situation 2016 dann noch verschärft.

Bereits 2015 wurde das Experiment Frühstücksfernsehen in Deutschland beendet - und nun ist auch in Österreich Schluss. Ende Juli gab es erste Gerüchte über eine Absetzung, der Sender erklärte damals noch, "Servus am Morgen" befinde sich in einer Sommerpause, man evaluiere die Möglichkeiten. Nun hat der Sender gegenüber DWDL.de bestätigt, dass die Sendung nicht mehr zurückkehren wird. Dass Servus TV in Österreich derzeit auch ohne das Früh-Format so erfolgreich unterwegs ist wie noch nie, entbehrt nicht einer gewissen Tragik. Und so sind eigentlich alle Sender zufrieden: ORF und Puls 4 können sich jeweils Marktführer nennen und Servus TV kann sich auf seine eigentlichen Stärken konzentrieren.  

Weitere Artikel unseres Frühaufsteher-Schwerpunkts