Seit Jahren ist der TV-Konsum in Deutschland auf hohem Niveau konstant. Das liegt vor allem daran, dass die älteren Zuschauer immer mehr Zeit vor dem Fernseher verbringen - eine Entwicklung, die auch dem Privatfernsehen mit seiner traditionellen Fokussierung auf die sogenannte werberelevante Zielgruppe der 14- bis 49-Jährigen nicht verborgen geblieben ist. Mit Blick auf die enorme Zuschauergruppe jenseits der 49 geht es auch um lukrative Werbegelder, die bislang vorwiegend im Tagesprogramm von ARD und ZDF ausgegeben wurden.

Aus diesem Grund arbeitete ProSiebenSat.1 bereits im Jahr 2011 an einem Sender für die "Best Ager", also für ein Publikum, das sich im "besten Alter" befindet. Unter dem Namen Sat.1 Gold ging nach längerer Planung genau jener Kanal auf Sendung. Genau fünf Jahre ist das nun her und der Blick auf die Quoten-Entwicklung zeigt, dass der Fernsehkonzern aus Unterföhring seinerzeit ein gutes Gespür bewiesen hat, auch wenn sich das Programm seither verändert hat. Aufgewärmte Dailytalks findet man mittlerweile ebenso wenig wie Wiederholungen von Formaten wie "Clever!" oder "Mensch Markus". Dafür laufen die von Sat.1 geerbten Ermittler-Dokus so gut, dass die alten Folgen selbst in der Primetime respektable Reichweiten erzielen.

Bezahlt gemacht hat sich auch die Erweiterung des Serien-Spektrums, das längst nicht nur deutsche Klassiker wie "Kommissar Rex" und "Der Bulle von Tölz" umfasst, sondern auch frühere US-Hits, darunter "Diagnose: Mord" und "Bezaubernde Jeannie" - was ein Stück weit an die einstige Ausrichtung von kabel eins erinnert. Hinzu kamen über die Jahre hinweg diverse Magazine, die das Spektrum abrundeten. Bei den Zuschauern kommt die Mischung an: 2017 verzeichnete Sat.1 Gold einen durchschnittlichen Marktanteil von 2,5 Prozent in seiner Kernzielgruppe der 40- bis 64-jährigen Frauen. Das vierte Quartal markierte mit 2,8 Prozent sogar einen neuen Bestwert.

Kurios: Selbst bei den 14- bis 49-Jährigen verzeichnet Sat.1 Gold mit 1,5 Prozent einen höheren Marktanteil als die ebenfalls von ProSiebenSat.1 gestarteten Beiboote Sixx, ProSieben Maxx und kabel eins Doku. Entscheidend ist aber vor allem der Erfolg beim älteren Publikum - und der lässt sich auch anhand des Durchschnittsalters ablesen. Immerhin 55 Jahre alt sind die Zuschauer des Senders und damit fast fünf Jahre älter als die Zuschauer von Sat.1. Noch älter - nämlich 57 - ist das Publikum von RTLplus, der Kölner Antwort auf den Best-Ager-Sender von ProSiebenSat.1. Die eigenproduzierten Gameshows treiben das Alter zusätzlich nach oben: Wer etwa das "Familienduell" schaut, ist im Schnitt 61.

Wer einmal einschaltet, bleibt dran

Damit können die Eigenproduktionen von Sat.1 Gold nicht ganz mithalten, deren Durchschnittsalter der Zuschauer im vergangenen Jahr bei 54 lag. "Ältestes" Format war hier die Reihe "Mein schönstes Ich", die es auf immerhin 58 Jahre brachte. An ARD und ZDF kommen die beiden Privatsender bisher aber längst nicht heran - alleine das ZDF-Publikum zählt inzwischen durchschnittlich 62 Lenze. In den vergangenen 15 Jahren ist sein Durchschnittsalter allen Modernisierungsbemühungen zum Trotz um vier Jahre angestiegen, wie eine DWDL.de-Auswertung im vorigen Jahr ergab.

In puncto Verweildauer liegt Sat.1 Gold im direkten Vergleich übrigens ebenfalls hinter RTLplus: Im Schnitt schalten die Zuschauer den Sender täglich 44 Minuten ein, während die Konkurrenz aus Köln sogar fast eine Stunde gesehen wird. Betrachtet man die Kernzielgruppe der älteren Frauen, dann beträgt die Verweildauer hier sogar 68 Minuten. Zum Vergleich: RTL kommt in dieser Altersgruppe auf gerade mal sieben Minuten mehr. Zurückzuführen ist das auf die Monotonie im Programm: Die stundenlange Aneinanderreihung von Gerichtsshows bringt nur wenige Umschaltimpulse mit sich - eine Strategie, die RTLplus innerhalb weniger Monate einen Marktanteil von immerhin einen Prozent beim Gesamtpublikum einbrachte.

Auch am Rhein hat man das Potenzial der treuen "Best Ager" also längst erkannt. Mag sein, dass die werberelevante Zielgruppe in den Köpfen vieler Fernsehmacher noch immer fest verankert ist; an den Älteren werden sie letztlich kaum vorbeisenden können.