Mit der Übernahme der Media Broadcast Gruppe ebnete Freenet 2016 seinen Weg ins Fernsehgeschäft. Seither ist einiges passiert. Genau ein Jahr ist es nun her, dass das neue Antennenfernsehen DVB-T2 HD offiziell startete – eine Zeitenwende, weil durch den neuen Standard pro Frequenz mehr Sender übertragen werden, aber auch weil die Antennen-Zuschauer seither zur Kasse gebeten werden, wollen sie mehr sehen als die Öffentlich-Rechtlichen und einige Shoppingkanäle. Offiziell äußern sich die Freenet-Verantwortlichen mit der Entwicklung zufrieden. Jüngst gelang es, die Marke von einer Million zahlenden Kunden zu überspringen.

Ganz so schnell wird man in Zukunft freilich nicht mehr wachsen können, doch bis zum Jahresende soll die Zahl immerhin auf mehr als 1,2 Millionen ansteigen, wie Christoph Vilanek bei einem Pressegespräch in Köln erklärt. Es ist ein realistisches Ziel, das der CEO der Freenet Group ausgibt. Wachsen soll das Unternehmen im Fernsehbereich fortan allerdings ohnehin nicht nur mit DVB-T2, sondern auch via Satellit. Von diesem Mittwoch an geht Freenet TV nämlich auch über diesen Verbreitungsweg an den Start – quasi als Konkurrenz zum seit einigen Jahren von Astra betriebenen Angebot HD+.

Der Preis ist nach einer dreimonatigen Gratis-Phase mit 5,75 Euro pro Monat identisch, wer sich für die Guthabenkarte mit einer Laufzeit von einem Jahr entscheidet, bezahlt 69 Euro für den Empfang von zunächst 22 Privatsendern in HD-Qualität, darunter RTL, ProSieben und DMAX. Dass man das Feld mit einigen Jahren Verspätung aufmischt, stört bei Freenet und Media Broadcast offensichtlich niemanden. Vielmehr verweisen die Verantwortlichen um Christoph Vilanek darauf, dass von über 17 Millionen Satelliten-Haushalten in Deutschland noch immer rund 15 Millionen die Privaten bloß in SD empfangen.

Christoph Vilanek© Freenet
Der Tenor: Astra sei kein B2C-Unternehmen und daher im Kundengeschäft nicht so gut geübt wie man selbst. "Es geht darum, das vorhandene Potenzial zu erschließen", betont Freenet-CEO Vilanek (Foto), der auf eine Markenbekanntheit von 70 Prozent verweist, den Fokus jedoch vorerst nicht auf Bezahlsender im klassischen Sinne lenken will – anders als die M7-Gruppe, die mit Diveo kürzlich ebenfalls eine Satelliten-Plattform launchte und ihren Kunden als Alternative zum Pay-TV-Platzhirschen Sky auch Kanäle wie AXN und FOX anbietet (DWDL.de berichtete). Stattdessen hält man bei Freenet die Integration diverser Mediatheken für wichtiger.

Wie viele Kunden Freenet TV im Satelliten-Geschäft letztlich anpeilt, ließen Christoph Vilanek und Media-Broadcast-Chef Wolfgang Breuer in Köln übrigens zunächst offen. Ohnehin sei die Ausweisung künftig gar nicht mehr so einfach, weil das eigene CI-Modul den Kunden die Möglichkeit bietet, zwischen Antennen- und Satellitenempfang zu wechseln. Eine Unterscheidung werde dadurch erschwert. Für Sat-Kunden gibt es daneben auch einen Receiver von TechniSat, der den Empfang sicherstellen wird. Nicht ausgeschlossen, dass in Zukunft noch weitere Geräte hinzukommen werden. 

Den Startschuss von Freenet TV über Satellit soll derweil auch zu einer Auffrischung des Markenauftritts genutzt werden. In diesem Zusammenhang wird in diesen Tagen eine neue Kampagne gestartet, in der der schon bekannte Freenet-Presenter im quietschgrünen Anzug erneut zum Einsatz kommt. "Schon durch unsere bisherige Markenpräsenz ist es uns gelungen, das verstaubte Image des Antennenfernsehens aufzupolieren und Freenet TV wettbewerbsfähig zu positionieren", so Beate Hasenzahl, Senior Manager Marketing bei Media Broadcast. "Mit dem Marken-Refresh treiben wir diese Entwicklung weiter voran."

Für den Serviceprovider Media Broadcast, der mit seinen mehr als 700 Mitarbeitern auch in vielen anderen Bereichen tätig ist, kommt nun also eine neue Facette hinzu – eine, die die Umsatzstruktur des Konzerns wohl weiter wandeln wird. Innerhalb weniger Jahre ist es gelungen, mit dem Privatkundengeschäft etwa ein Drittel des Umsatzes zu erwirtschaften und Media Broadcast damit ein Stück weit unabhängiger zu machen von öffentlich-rechtlichen Anstalten und privaten Unternehmen. "Wachstum ist einfach der geilste Teil vom Geschäft", sagt CEO Breuer lachend. Die Angriffslust ist den Kölnern ganz offensichtlich nicht vergangen.