Max Conze© ProSiebenSat.1
365 Tage sind eine lange Zeit, da ist es ganz normal, dass es auch bei TV-Sendern, Produktionsfirmen und anderen Medienunternehmen zu Veränderungen kommt. 2018 war aber nicht nur aus quantitativer Hinsicht ein bemerkenswertes Jahr für die Branche, auch qualitativ hat sich so einiges getan. In Deutschland dominierten die privaten Sendergruppen mit Wechseln an der Spitze. Max Conze (Foto rechts) leitet seit dem 1. Juni die Geschäfte der ProSiebenSat.1-Gruppe und gibt sich seither betont anders als sein Vorgänger. Conze will das klassische TV-Geschäft wieder stärken und die Digitalsparte ausbauen. Conze war in den zurückliegenden Monaten auch der stärkste Verfechter einer senderübergreifenden Mediathek, 2019 will man mit Discovery ein überarbeitetes 7TV präsentieren.

Anke Schäferkordt© MG RTL D
Bei der Mediengruppe RTL ist der Wechsel zwar noch nicht vollzogen, aber immerhin angekündigt. Anke Schäferkordt (Foto links) verlässt die Mediengruppe RTL sowie den gesamten Bertelsmann-Konzern zum Jahreswechsel. Nach 27 Jahren bei der Mediengruppe verabschiedet sich damit die Frau, die das Unternehmen so stark geprägt hat wie keine andere vor ihr. Ihr Nachfolger wird Bernd Reichart, der TV Now 2019 zu einer konkurrenzfähigen VoD-Plattform mit möglichst vielen Abonnenten ausbauen muss. Gleichzeitig gilt es, Reichweiten und Marktanteile der linearen Sender hoch zu halten, schon jetzt zeichnet sich ein schwieriges Werbejahr 2019 ab.

Doch nicht nur bei den beiden privaten Sendergruppe hat sich 2018 so einiges getan. Auf dem Produzentenmarkt dominierte der Streit zwischen Banijay und Brainpool-Gründer Jörg Grabosch die Schlagzeilen. Nach wie vor wehrt sich der Brainpool-Gründer gegen den Anteilsverkauf von Stefan Raab, der Banijay die Mehrheit besorgen würde. Inzwischen ist Grabosch als Geschäftsführer aber abgelöst. Banijay startete 2018 generell sehr durch auf dem deutschen Markt: Neben Brainpool hat man auch Banijay Productions Germany an den Start gebracht, hier warb man Arno Schneppenheim von Florida TV ab. Das gesamte Deutschlandgeschäft von Banijay wird verantwortet von Marcus Wolter, ehemaliger Endemol-Deutschland-Chef.

EndemolShine verliert Stützen und bekommt neuen Chef

Magnus Kastner © EndemolShine/Bernd Jaworek
Für Endemol selbst war 2018 kein einfaches Jahr. Das Produktionsunternehmen ist zwar im DWDL.de-Produzenten-Ranking auf Rang eins geklettert, verliert demnächst aber Joko und Klaas, die mit der Black Flamingo ihr eigenes Unternehmen aufziehen und das Team von Florida TV mitnehmen. Geleitet wird das unter anderem von Arne Kreutzfeldt, der von Tower Productions kommt. Dort hat Dietlinde Stroh ab 2019 das Sagen. Endemol Shine Germany wird zudem Meta Productions abwickeln, das den Produktionsauftrag für das Sat.1-Magazin "Akte" nach mehr als 20 Jahren verloren hat. Der neue Endemol-Chef Magnus Kastner (Foto rechts) konnte auf diese Entwicklungen keinen Einfluss mehr nehmen, ist für 2019 aber optimistisch. Grundsätzlich, das zeigte sich besonders bei Endemol in diesem Jahr, scheint die Begeisterung vorbei zu sein, TV-Talente mit eigenen Firmen an sich zu binden.

Mit dem französischen Film- und Fernsehproduzent Gaumont hat sich in diesem Jahr zudem ein weiteres Unternehmen auf den deutschen Markt getraut. Sabine de Mardt verantwortet die Geschicke der deutschen Tochterfirma, der es auf Anhieb gelang, einen Serien-Auftrag von Netflix an Land zu ziehen. Eine weitere Neugründung in 2018 ist die Fabiola GmbH: Oliver Fuchs und Ina Eck haben die Produktionsfirma gegründet und dafür Bavaria Entertainment verlassen. Mit Fabiola bündeln die drei größten unabhängigen belgischen Film- und TV- Produzenten Woestijnvis, Lecter Media und De Mensen ihre Kräfte in Deutschland.

Nadine Bilke© ZDF/Dirk Uebele
Überraschend kam der Wechsel bei ZDFneo, wo Simone Emmelius die Senderleitung an Nadine Bilke (Foto links) abgab. Auch der Abgang von Super-RTL-Programmchef Carsten Göttel war vor einem Jahr so noch nicht absehbar und kam im September dieses Jahres quasi aus heiterem Himmel. Beim Streamingdienst DAZN übernahm Thomas de Buhr in diesem Jahr das Ruder und arbeitet bereits an einem großen Aufschlag in Sachen Bundesliga-Rechte. 2019 könnte es hier Klarheit geben: Kann sich der Streamingdienst die vielleicht wichtigsten Rechte auf dem deutschen Markt sichern und sich so noch besser etablieren? Mit dem Verlust der Premier-League-Rechte musste DAZN zudem kürzlich seinen ersten Rückschlag hinnehmen. Wichtig wird das Jahr 2019 auch für die Arbeitsgemeinschaft Videoforschung (AGF). Nach dem Abgang von Willibald Müller wird die AGF demnächst von einer Doppelspitze geführt. Die Herausforderungen sind groß: Zuletzt gab es nicht nur scharfe Kritik von den Werbekunden, sondern auch von ProSiebenSat.1-Chef Conze.

Internationale Übernahmeschlachten

Comcast© Comcast
International wurde das Jahr geprägt von den ganz großen Übernahmeschlachten. Zuerst zu nennen wäre da natürlich die Übernahme von 21st Century Fox durch Disney. Im Zuge dessen wurde auch Sky verkauft - allerdings nicht an Disney, sondern an Comcast. Rupert Murdoch blieb die Übernahme des europäischen Pay-TV-Konzerns bis zuletzt verwehrt, am Ende entschieden andere über die Zukunft von Sky. Gleichzeitig hat die Sky-Übernahme auch Auswirkungen auf den deutschen Standort: Mit Sky-Italia-Boss Andrea Zappia gibt es nun einen neuen Chef für Kontinentaleuropa. Die Unterscheidung zwischen UK und Kontinentaleuropa ist eine Denke, die wohl nur von den Briten kommen kann. Dennoch werten einige Branchenbeobachter die Aktion als Affront gegen den deutschen Sky-Chef Carsten Schmidt.

Mit der Übernahme von Time Warner durch AT&T wurde in diesem Jahr zudem ein großer Mediendeal final durchgewunken und abgeschlossen, der bereits 2016 angekündigt wurde. Zuletzt gaben die Gerichte trotz der Bedenken der US-Regierung grünes Licht. Auch Discovery hat die Milliarden-Übernahme von Scripps Network in diesem Jahr abgeschlossen. Nicht ganz so gut ging das Jahr für die Weinstein Company aus, die nach dem Missbrauchsvorwürfen gegen Harvey Weinstein in diesem Jahr in die Insolvenz rutschte. Auch der langjährige CBS-Chef Les Moonves musste in diesem Jahr seinen Hut nehmen. Die Vorwürfe auch hier: sexuelle Nötigung.

Cecile Frot-Coutaz© MIPCOM/S.d'HALLOY / IMAGE & CO
Und auch bei den zwei größten internationalen Fernsehproduzenten kam es zu Änderungen - oder eben auch zum Beschluss, das doch alles so bleibt wie gehabt. So wollten Apollo Global und 21st Century Fox EndemolShine eigentlich verkaufen, konnten aber nicht den gewünschten Kaufpreis erzielen - und so bleibt beim Produktionsunternehmen vorerst alles beim alten. Bei FremantleMedia ist nicht nur das Media aus dem Namen verschwunden, auch die langjährige Chefin Cécile Frot-Coutaz (Foto links) hat sich verabschiedet, mit Jennifer Mullin hat sich das Unternehmen für eine interne Nachfolgerin entschieden.

In Sachen Übernahmen, Personalwechsel und Neu-Gründungen hatte 2018 so einiges zu bieten. Und derzeit sieht es so aus, als würde es 2019 nicht weniger interessant werden. So wird die EU-Kommission noch einmal sehr genau den geplanten Verkauf von Unitymedia an Vodafone überprüfen. Nach den vielen Veränderungen in den vergangenen Monaten wird sich im kommenden Jahr außerdem zeigen müssen, wie gut die neuen Allianzen tatsächlich funktionieren und ob die neuen Geschäftsführer und CEOs die in sie gesetzten Hoffnungen erfüllen. Vor allem der Aufschlag von ProSiebenSat.1 und der Mediengruppe RTL im VoD-Bereich und der angekündigte Ausbau dieses Bereichs wird spannend zu beobachten sein.