Gangster waren - in welcher Form auch immer - in den vergangenen Jahren im Serienbereich ganz schön angesagt. Sei es nun „Fargo“, „Boardwalk Empire“, „Breaking Bad“ oder auch „Gomorrha“ - der Schwall an qualitativ hochwertigem Content scheint in dieser Richtung einfach nicht abzubrechen. Ab 2011 wurde dieser Trend in Spanien zeitweise mit der Telenovela „La Reina del Sur“ bedient, einer Erzählung über Teresa Mendoza, eine Frau, die sich über drastische Momente vom ruhigen Mädchen zur eiskalten Drogenkönigin entwickelt. Gehört hat man hierzulande davon wenig, wurde sie doch nie synchronisiert. Doch im vergangnen Jahr hat der amerikanische Sender USA Network ein englischsprachiges Remake produziert, das auf den Namen "Queen of the South" hört und nun bei DMAX auch den Weg nach Deutschland findet.

 

Schon nach wenigen Augenblicken ist klar: Die amerikanische Version klar ist keine softe Telenovela, sondern vielmehr eine knallharte Serie. Pistolen werden gezückt und Kugeln fliegen. Menschen sterben. Koks wird geschnieft und verkauft. All das wird deutlich gezeigt. Und inmitten dessen steht Alice Braga („City of God“) als die neue Kate del Castiloo aka Teresa Mendoza, die zwar lediglich fiktive Wurzeln hat, sonst aber ziemlich gut mit Pablo Escobar zu vergleichen ist. Beide kommen aus niederen Verhältnissen und haben sich an die Spitze der Drogenwelt gekämpft. Doch inwiefern kann sich die „Queen of the South“ mit der „Narcos“-Legende messen lassen? 

Einen unternehmerischen Geist pflegen beide, doch hatte die eine Partei etwas mehr Glück und Verstand mit den Produktionsfirmen, die für die Lebensverfilmung zuständig waren. Denn was Gaumont International Television in Zusammenarbeit mit Netflix auf die Beine gestellt hat, macht seit 2015 Schlagzeilen. Escobars Porträt „Narcos“ sucht bis heute nach Konkurrenz auf dem gleichen Level. In „Queen of the South“ findet man diese nicht. Das liegt freilich nicht daran, dass eine Dame die Hauptrolle füllt. Ganz im Gegenteil: Braga liefert eine Performance ab, die zwar nicht an die eines Wagner Moura heranreicht, die aber dennoch glaubwürdig anmutet. Kritisch ist, dass sie gegen ein Drehbuch ankämpfen muss, dass sie zu oft in eine klischeebehaftete Rolle werfen möchte.

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Rückendeckung bekommt sie durch Camila Vargas (Veronica Falcon), die Frau eines berühmten Drogenlords, die eine Art Mentorin für sie wird und gekonnt noch eine weitere starke, weibliche Figur etabliert. Der eben erwähnte Drogenlord wird von Joaquin de Almeida („24“) verkörpert, einem Mann, der wahrscheinlich schon das erste Mal einen Gangster verkörpert hatte, als der Rest des Casts noch gar nicht geboren war. Gefühlt ist er mittlerweile sogar mehr Gangster und Drogendealer, als die meisten echten Drogendealer. Gemeinsam mit Braga und Vargas sorgt er dafür, dass "Queen of the South" keine komplette Pleite ist.

Denn während die Besetzung überzeugt, mangelt es Regisseur und Autorenteam an Kreativität und der Fähigkeit, der Serie zu Alleinstellungsmerkmalen zu verhelfen. Zu keinem Moment wird klar, was die Serie wirklich von der Konkurrenz entscheidet. Doch in der heutigen Zeit, in der Serien am laufenden Band produziert werden und sich der Zuschauer genau überlegen muss, in welche davon er Zeit investieren will, kann es tödlich sein, nicht innovativ aufzutreten. Für diejenigen, die „Narcos“ noch nicht gesehen haben, ist „Queen of the South“ sicherlich ein smoother Einstieg in die Drogenserie. Doch wer die Wahl hat, sollte zum männlichen Kollegen greifen.

"Queen of the South" läuft ab heute jeden Mittwoch um 22:15 Uhr auf DMAX